Auftauender Permafrost wird zum Problem

Nicht nur Gletscher schmelzen infolge der Klimaerwärmung, auch Permafrostböden tauen auf. Deshalb drohen in den Alpen vermehrt Naturgefahren. Im Glarnerland besteht laut Fachleuten aktuell noch keine grosse Gefahr.



Auftauender Permafrost wird zum Problem

Mit der Erderwärmung schmelzen nicht nur die Gletscher mit rasanter Geschwindigkeit, auch im Permafrost wird sich einiges verändern. Mit diesem Begriff wird ständig gefrorener Boden bezeichnet, der in der Schweiz etwa fünf Prozent der Landesfläche bedeckt. Taut er auf, verliert der Boden an Stabilität, was beispielsweise zu Hangrutschungen, Felsstürzen oder Murgängen führen kann. Die Instabilitäten im Hochgebirge nehmen zu.
Auch SAC-Hütten sind teils in einer prekären Situation. So konnte etwa die Mutthornhütte im Berner Oberland in diesem Jahr nicht geöffnet werden, weil oberhalb der Hütte Felsmassen in Bewegung geraten sind. Der 127 Jahre alten Hütte droht nun das Aus. Zwar könnte eine neue am Mutthorn etwa 50 Meter neben dem alten Standort auf festem Fels errichtet werden, doch wäre dies mit beträchtlichen Kosten verbunden.
In einer ähnlich schwierigen Situation befinden sich auch Hütten im Wallis. Der Schweizerische Alpenclub nimmt die Situation sehr ernst: Im Zuge des Projekts «Hütten 2050» soll mittels einer Studie eruiert werden, welche der insgesamt 153 Berghütten gefährdet sind.

Bereits Felsstürze im Glarnerland

Der heisse Sommer setzt dem Permafrost weiter zu. Auch bei uns. Ist der auftauende Permafrost eine grosse Gefahr im Glarnerland? Maurus Frei, Abteilungsleiter Wald und Naturgefahren beim Kanton, verneint: «Auf etwa 2,5 Prozent der Kantonsfläche ist Permafrost vorzufinden. Dies vor allem im südlichen Teil des Kantons. Der Permafrost stellt aktuell keine grosse Gefahr dar.»
Allerdings seien die Felsstürze am Kärpftor und am Ortstock auf Permafrost zurückzuführen. Zudem kam es laut dem Fachmann unterhalb der Kistenpasshütte zu einer Rutschung, die ebenfalls im Zusammenhang mit Permafrost stand. In der Folge mussten der Weg zur Kistenpasshütte verlegt werden, ebenso derjenige am Kärpf. Und am Ortstock wurde der Wanderweg vorübergehend gesperrt.
Wie beobachtet der Kanton die sich verändernde Situation? Maurus Frei: «Der Ortstock wird periodisch durch die kantonale Abteilung Wald und Naturgefahren zusammen mit Fachleuten der Gemeinde Glarus und dem Kanton Schwyz beobachtet und beurteilt. Das Ausbruchsgebiet des Felssturzes am Ortstock befindet sich im Kanton Schwyz. Die Kärpfmänner oberhalb des Kärpftors werden jährlich durch das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) vermessen.»

Bisher keine SAC-Hütten betroffen

Laut Markus Küng, Hüttenobmann der SAC Sektion Tödi, sind aktuell keine Hütten im Glarnerland betroffen. «Am kritischsten ist die Fridolinshütte, doch ist dort bereits ein Naturgefahrengutachten in Erarbeitung. Es wird zeigen, ob eine Gefahr bezüglich Lawinen oder Steinschlag droht», so der Hüttenobmann. Bei der Glärnischhütte sei der Schutz der Hütte ins Projekt eingeflossen.
Kritischer könnte die Situation betreffend Wasserversorgung sein, dass allenfalls Quellen versiegten, die bisher durch auftauendes Eis gespiesen werden. «Da haben wir allenfalls langfristig ein Problem.»
Und die Hüttenwege? Der letzte Teil des Zustiegs zur Planurahütte hätte angepasst werden müssen. «Aber wegen dem Rückgang des Gletschers, nicht wegen dem Permafrost.» Immer ein Problem sei der Aufstieg zur Grünhornhütte, dem hochalpinen Baudenkmal am Tödi. Doch ob der Permafrost die Ursache sei, könne er nicht beurteilen, sagt Markus Küng.