Auserlesenes im Richisau

Ein Geheimtipp für Freunde kultureller Genüsse war das Richisau schon immer. 2015 belebt der Richisauer Literatursommer diese Tradition neu mit Lesungen von drei zeitgenössischen Autoren. Den Anfang macht Adolf Muschg am 28. Juni.



Der Weg von Glarus zum Richisau führt vorbei am idyllischen Klöntalersee. (Bild: Kanton Glarus
Der Weg von Glarus zum Richisau führt vorbei am idyllischen Klöntalersee. (Bild: Kanton Glarus

Im Richisau steht seit über 100 Jahren ein Berggasthaus. Ursprünglich ein europaweit bekanntes Zentrum für Molkenkuren, Freiluftbäder und frühe Alpenschwärmer, steht das heutige Berghotel, nur wenige hundert Meter von der glarnerisch- schwyzerischen Kantonsgrenze entfernt, inmitten eines Ahornhains. Hier beleben eine mutige Wirtin und ein Grüppchen Literaturenthusiasten ab Ende Juni die alte Tradition des Künstler-Treffpunktes auf der Alp neu. Im Richisauer Literatursommer 2015 sind grosse Autoren der Gegenwartskunst Gast im Klöntal: Adolf Muschg, Asta Scheib und Lukas Bärfuss. Wer vor oder nach der Lesung kommen oder bleiben mag und die Bergluft zwischen Alpweiden und Baumgrenze geniessen will, ist im Gasthaus Richisau auch zum Übernachten gut aufgehoben.
www.richisau.ch

Bücherland Glarnerland


Die Veranstalter des Richisauer Literatursommers sind keine Geringeren als die Initianten des früheren Glarner Literaturzugs. Sie stellten 2013 und 2014 Literatur auf die Schiene und machten den ehemaligen Glarner Sprinter mit einem Lesewagen zum Kultur-Sprinter. Auch in Braunwald haben Bücher einen besonderen Stellenwert: Im Bücherdorf sind kleine Freiluftbibliotheken entstanden. An zehn Standorten sind Bücherkisten zum Wühlen, Mitnehmen und Wiederbringen aufgestellt. Im Kantonshauptort Glarus befinden sich nebst der Landesbibliothek mit Baeschlin und Wortreich gleich zwei weitere Bücherparadiese, die auch für Lesungen, Bühne, Film, Musik und weitere Veranstaltungen bekannt sind. Unter den zahlreichen Glarner Druckereien befinden sich auch Buchdrucker. Zu ihnen gehört zum Beispiel Dafi Kühne: Der junge Grafikdesigner druckt in Näfels in Handarbeit auf analogen Maschinen aus den 1960er-Jahren.

Autorenland Glarnerland


Das Glarnerland inspiriert seit jeher Schriftsteller. So schrieb der Österreicher Karl Kraus in den Wirren des Ersten Weltkriegs im Tierfehd bei Linthal «Die letzten Tage der Menschheit». Fast 100 Jahre zuvor brachte Hutmacher Heinrich Hössli im Aufwind des liberalen Gedankenguts «Eros – die Männerliebe der Griechen». Sein Gedenken macht ihn heute zum Vorkämpfer der Schwulenbewegung. Zeitgenössische Glarner Autoren sind Emil Zopfi (Jede Minute kostet 33 Franken, 1977), Eveline Hasler (Letzte Hexe, 1982), Perikles Monioudis (Das Passagierschiff, 1995), Tim Krohn (Vrenelis Gärtli, 2007), Walter Hauser (Justizmord an Anna Göldi, 2007), Martin Beglinger (Von Glarus nach Belo Horizonte, 2007) und Daniel Mezger (Land spielen, 2012). Zurzeit sorgt Alfonso Hophan mit seinem Erstling «Die Chronik des Balthasar Hauser» für Aufmerksamkeit. Der heute 22-Jährige schrieb vor fünf Jahren eine Maturarbeit als mitreissenden historischen Roman.