Ausstellungen im Kunsthaus Glarus

Die Verantwortlichen des Kunsthauses Glarus machen auf die neuen Ausstellungen aufmerksam. Jene von Laura Langer und Silvia Kolbowski dauern bis zum 27. November, Teile des Nachlasses von Greta Leuzinger (Sammlungsausstellung) sind im Untergeschoss und bleiben bis 29. Januar des kommenden Jahres. Das Begegnen ist fordernd und enorm wechselreich.



Bilder von der aktuellen Ausstellung im Kunsthaus Glarus (Bilder: p.meier)
Bilder von der aktuellen Ausstellung im Kunsthaus Glarus (Bilder: p.meier)

Silvia Kolbowski konfrontiert die Besuchenden in zwei Räumen mit ihren Videoarbeiten «Who will save us?, 2022» und «Missing Asher, 2019» Die erste Arbeit entstand speziell für diese Ausstellung. Mit den Bezügen auf futuristische Lebens- und Arbeitssequenzen, anlehnend an Filminhalte Metropolis (1927, Regie: Fritz Lang) und THX 1138 (1971, Regie: George Lucas) werden Probleme wachgerufen, die zum Teil beklemmende Gegenwartsbezüge zum Inhalt haben. Entmenschlichung, realitätsfremdes Entscheiden, zerstörerische Fliessbandarbeit, gleichgeschaltete Arbeiterschaft, Ruf nach Rache, totale Zerstörung und Zerfall, gesichtslose, einhertappende Kolonnen, dann wieder verzweifelte Gesten, Rufe und Mimik sind bedrückend, aufrüttelnd. Zu lauter Begleitmusik wird das zur Kenntnis genommen. Kolbowsky benutze, dies ist im willkommenen Begleittext zu diesem Teil der Ausstellung nachzulesen, oft historisches Begleitmaterial, befasst sich mit sozialpolitischen Massenbewegungen, politischem Widerstand. Als aktuelles Beispiel wird der Sturm aufs Kapitol genannt.
In «Missing Asher» setzt sie sich mit ihrem eigenen Werk, dessen Entstehung und Verlauf, auseinander. Es wird dargelegt, was sich beim Ausführen und dem Begegnen ereignet. Mit filmischen Sequenzen wird das Werden und Betrachten dokumentiert, dies in fordernder, beim ersten Hinschauen alles andere als verständlichen Art, basierend auf Gesprächen und Korrespondenzen.

Laura Langer übertitelt ihr Ausstellung mit «Headlines». Sie zeigt zwei neue Werkgruppen. Eine, viel Raum beanspruchende Serie hat Spiralen auf silbernen Grund zum Inhalt. Es werden dabei ganz verschiedene Teile des immer gleichen Motivs präsentiert, damit vielleicht darauf hinweisend, dass aus Begonnenem ein Ganzes entstehen kann, das zuweilen zum Beginn des Werdens zurückführt. Diese Spirale kann ins Endlose weiterführen, kann Zwischenräume eingrenzen.
Eine Installation besteht am Oberlicht. Linien treffen aufeinander, überkreuzen sich, schaffen Ordnung. Mittels Überschriften wird zu Schlagzeilen, zum Zusammenkommen verbaler Informationen gewechselt. Laura Langer (*1986 in Buenos Aires) lebt und arbeitet in Berlin. Neben der Malerei befasst sie sich mit Fotografie und Sprache.

Aus der Sammlung Greta Leuzinger (1912 in Glarus geboren, 2009 in Ennenda verstorben, 1929 Besuch der Kunstgewerbeschule Zürich, verschiedenste Studienreisen in Europa, USA und Aegypten) ist willkommen Umfassendes ihres druckgrafischen Werks gezeigt. Neben der Malerei beschäftige sich Leuzinger mit Druckgrafik, Radierung und Zeichnung. Es entstand Umfassendes. Greta Leuzingers «Markenzeichen» sind die kleinen Vögel, die sich so prägnant, farbig, vorwitzig, neugierig und lebensfreudig in Szene zu setzen vermögen. Zu weiteren Serien gehören Hunde, Ameisenbären und weitere Tiere. Eigenwilligkeit prägt dieses Schaffen, das viel Anteilnahme und Freude zu wecken vermag, neugierig auf jene Dokumente macht, die in Vitrinen zusammengetragen sind und den Leser beispielsweise in den Vogelflugraum im Zürcher Zoo, nach Kairo und seinen Zoo, in den Basler Zoo oder zu einer Sukkulentensammlung hinführen.

Das Auseinandersetzen mit sehr Wechselvollem und die Einführung durch die Konservatorin Melanie Ohnemus anlässlich der Vernissage stiessen auf grosses Interesse und vermochte einige Anteilnahme zu wecken.