Kennen Sie Tettenhausen? Nicht?! Ich kannte es bis vor Kurzem auch nicht. Tettenhausen liegt am Wagingersee im Chiemgau ganz in der Nähe von Traunstein. 288 Einwohner, ein kleiner Dorfladen und eine Kirche. Das war’s dann auch schon. Aber genau das Richtige für meine Frau und mich. Das Wetter war angenehm, wir sassen auf der kleinen Terrasse im Garten und genossen das süsse «Nichtstun». Ab und zu fuhr ein Bauer mit seinem Traktor vorbei. Das einzige Verkehrshindernis im Dorf waren die Hühner, die auf der Strasse umherirrten. Perfekt! Moment! Katzen schlichen auch noch herum, die uns seltsam beäugten und sich vermutlich wunderten, warum sich plötzlich zwei Fremde in ihrem Revier breitmachten. Zwei Tage taten wir einfach nichts und ruhten uns aus. Das war eine Wohltat – Entschleunigung pur. Am dritten Tage entschlossen wir uns, doch mal etwas die Gegend anzuschauen. Dazu eignete sich Burghausen ausgezeichnet. Dieses Städtchen liegt an der Salzach und ist etwas südlich von Passau. Was gibt es da zu sehen und entdecken? Natürlich, die längste Burg der Welt! Steht sogar im Guinness-Buch der Rekorde.
Die Wurzeln dieser Burganlage weichen weit zurück. Die älteste bis heute erhaltene schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1025. Die Burganlage ist über 1 Kilometer lang und besteht aus sechs Höfen. Diese Burg eignet sich ausgezeichnet für einen kleinen Spaziergang in die Vergangenheit. Der erste Hof ist noch nicht aussergewöhnlich, eine Kapelle, einen kleinen Graben, Stallungen und Wohngebäude. Die Mauern sind eher noch klein und stellen kein Hindernis dar. Das sollte sich aber bald ändern. Schon im zweiten Hof lässt sich erahnen, was noch folgen sollte. Die Mauern waren hier schon dicker und höher und am Ende dieses Hofes mussten wir ein Tor passieren. So ging es weiter in den dritten, vierten und fünften Hof und immer dasselbe: noch tiefere Gräben, noch höhere und noch dickere Mauern. Die Torgräben wurden auch immer tiefer. Nun konnten wir uns richtig vorstellen, wie es damals war.
Endlich standen wir vor der eigentlichen Burg zu Burghausen. Eine richtige Burg wie aus einem Märchen. Ein Film mit Königen und Rittern hätte auch sehr gut dazu gepasst. Aber ich bin weder ein König noch ein Ritter und durfte das dicke Tor zur Burg trotzdem passieren. Um es kurz zu machen, ich war fasziniert. Zumal mich die Zeit des Mittelalters interessiert. Nun haben wir also das Ende erreicht. Der Himmel war grau und es nieselte leicht. So sah die Burg noch etwas düsterer aus. Toll! Als mir ein Angestellter der Bayrischen Schlösserverwaltung entgegenkam, wollte ich natürlich wissen, ob diese Burg noch bewohnt sei. Ja, in der Burg wohnt der Castelan. Er ist der offizielle Verwalter der Burg. Auf die Frage, ob die Stelle in absehbarer Zeit zu haben sei, lächelte er nur und meinte, wohl eher nein. Na gut, ich habe es zumindest versucht.
Es war ein wunderschöner Ausflug in eine andere Zeit. Abends konnten wir und zwischen Hühnern und Katzen wieder wunderbar erholen.