Die Technischen Betriebe Glarus Nord versorgen ihre Kundinnen und Kunden in der Gemeinde Glarus Nord mit Energie in einem Umfang von ca. 150 GWh. Die Hälfte dieser Energie wird von Endkundinnen und Endkunden aus der Grundversorgung genutzt. Mit den eigenen Wasserkraftwerken produzierte die TBGN 2021 insgesamt Energie von 18 GWh, zudem übernahmen sie einen steigenden Anteil von Rücklieferungen aus lokalen Solaranlagen von 2 GWh. Zusätzlich wurden 55 GWh auf dem Energiemarkt beschafft, auf dem sich die Energiepreise im Vergleich zum Jahre 2021 mehr als verdoppelt haben.
Die TBGN stehen aktuell vor der Herausforderung, dass das laufende Geschäftsjahr aufgrund der höheren Energiepreise einen Verlust mit sich bringen wird und gleichzeitig hohe Netz- und Kraftwerkinvestitionen anfallen. Die Tarife 2023 wurden so gestaltet, dass unter gleichbleibenden Bedingungen das Jahr 2023 wieder positiv abschliessen wird. Um auch in schwierigen Zeiten ein stabiles und gesundes Werk zu bleiben und die Stromversorgung mit gezielten Investitionen weiterhin sicherstellen zu können, ist eine Tariferhöhung unabdingbar.
Energietarif verdoppelt sich aufgrund höherer Beschaffungspreise am Markt
Dank einer risiko- und preisoptimierten Beschaffungsstrategie konnte die TBGN rechtzeitig den Strom für das Jahr 2023 zu einem Preis sichern, der im Vergleich zu den Tarifen für das Jahr 2022 zwar doppelt so hoch ausfällt, wiederum aber um ein Vielfaches tiefer als der heute vorherrschende Preis zu liegen kommt. Die hohen Marktpreise zeigen, dass die Tarife mit einer hohen eigenen Produktion stabilisiert oder in der aktuellen Situation gar vergünstigt werden können. Die TBGN nutzen den Vorteil der eigenen, gegenüber den Marktpreisen klar günstigeren, Produktion von lokaler, erneuerbarer Wasserkraft und Photovoltaik-Anlagen in der Höhe von rund CHF 2 Mio. und vergünstigen damit die Tarife in der Grundversorgung. Der Energietarif «der Blaue» für das Standardprodukt unter 50 000 kWh steigt um 91%, im Mittel von 8.50 Rp/kWh auf 16.23 Rp/kWh. Der Energietarif «der Grosse» für das Standardprodukt über 50 000 kWh steigt um 96%, im Mittel von 6.95 Rp/kWh auf 13.60 Rp/kWh.
Rückliefertarife steigen
Die höheren Marktpreise haben einen positiven Effekt für Besitzer einer Photovoltaikanlage, der Rücklieferungstarif für Solarstrom erhöht sich um 40% von 10 Rp/kWh auf 14 Rp/kWh, dies stützt den Zubau von lokaler erneuerbarer Energie.
Netznutzungstarif steigen in der Niederspannung um 19%, in der Mittelspannung um 45%
Die Gründe für die höheren Netznutzungstarife liegen in höheren Kosten der Vorliegernetze, höheren Kosten für Systemdienstleistungen, sowie höheren Kapitalkosten zur Sicherstellung künftiger Ersatzinvestitionen und Netzverstärkungen aufgrund des Zubaus von Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen. Im Mittelspannungsnetz führt eine höhere Abgabe von Energie bei höheren Leistungsspitzen einer grösseren Tarifsteigerung als in der Niederspannung. Der Netznutzungstarif für Niederspannung über 50 000 kWh steigt um 24%, im Mittel von 6.16 Rp/kWh auf 7.64 Rp/kWh, und für die Leistung um 14%, von 9.00 CHF/kW pro Monat auf 10.25 CHF/kW pro Monat an. Der Netznutzungstarif für Mittelspannung über 4000 Bezugsstunden steigt um 54%, im Mittel von 1.39 Rp/kWh auf 2.14 Rp/kWh, und für die Leistung um 37%, von 10.00 CHF/kW pro Monat auf 13.70 CHF/kW pro Monat an.
Abgaben und Leistungen bleiben unverändert
Die Konzessionsabgabe an die Gemeinde bleibt mit 0.3 Rp/kWh für 2023 unverändert. Gleiches gilt für die Bundesabgabe mit 2.3 Rp/kWh für die Finanzierung der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) zur Förderung erneuerbarer Energien sowie der Gewässersanierungsmassnahmen.
Die TBGN erhöhen ihre Stromtarife per 1.1.2023 in den jeweiligen Kundengruppen um rund 40–45%. Im schweizweit normierten Vergleich für Haushaltskunden mit einem Verbrauch von 4500 kWh erhöhen sich die Kosten zum Beispiel um 42%. Dies entspricht einer Erhöhung von insgesamt CHF 440 pro Jahr oder monatlichen Mehrkosten von CHF 37. Die Energiekosten für einen durchschnittlichen Haushalt, steigen von bisher CHF 1041, auf insgesamt CHF 1480 an.
Die Versorgungslage hängt von mehreren Faktoren ab und bleibt angespannt. Um Grosskunden über die Massnahmen der wirtschaftlichen Landesversorgung im Hinblick auf eine drohende Mangellage zu informieren, hat sich die Strombranche bisher bereits bedeutend engagiert.
Die TBGN ruft dazu auf, schon heute sparsamer mit Strom umzugehen und so einen solidarischen Beitrag zu leisten, um die enormen volkswirtschaftlichen Schäden einer Strommangellage möglichst zu verhindern. Jede Kilowattstunde zählt!
Die TBGN prüfen laufend Möglichkeiten zur Optimierung der Energieerzeugung und der Beschaffung, um der Preisspirale auf dem Strombeschaffungsmarkt möglichst auszuweichen zu können und setzt sich damit konsequent für tiefere Tarife in der Grundversorgung ein. Auch wird das Potenzial für den Zubau von weiterer Eigenenergie prioritär behandelt, die Möglichkeiten der TBGN sind dabei aber begrenzt. Die TBGN beobachten den Energiemarkt weiterhin aktiv und werden, sobald es die Lage am Energiemarkt zulässt, die Tarife wieder senken.
