Barocke Musik – oder die Leichtigkeit des Seins

Die Ausdruckskraft jeder Musik ist von den jeweiligen Interpreten abhängig. Die Mitglieder des Barockorchesters Le Phénix und mit ihnen der Fagottist Sergio Azzolini gastierten am vergangenen Samstag im Gemeindezentrum Schwanden – mit einem Reichtum an Gefühlen, die so beneidenswert kurzweilig ausgestaltet waren. Das Kommen hatte gar niemand zu bereuen.



Barocke Musik – oder die Leichtigkeit des Seins

Beim Betreten des Raumes, vorbereitet durch die Verantwortlichen des Kulturvereins Glarus Süd, war alles ein klein wenig anders als gewohnt. Das Corona-Virus und die damit verbundenen Empfehlungen hatten dazu geführt, dass die Stühle weit auseinander standen, dass man sich ohne Händedruck begrüsste – ein irgendwie seltsames Einstimmen, das aber sehr bald von liebenswürdiger Begrüssung, sorgsamem Einstimmen, Beschwingtheit, Wohlklang und Eleganz abgelöst wurde. Noch hatte man Zeit, die Namen der Werke und Komponisten ab sorgsam gestaltetem Programm zu studieren, sich damit ein klein wenig vorzubereiten. Johann Friedrich Fasch (1688 – 1758); Giovanni Benedetto Platti (1697 – 1763); Antonio Vivaldi (1678 – 1741); Charles Henri de Blainville (1711 – 1769) und deren Concerti waren erwähnt. Es war weiter zu erfahren, dass Le Phénix einem Cellokonzert von Michel Corrette entstamme, dass das Orchester 2008 gegründet worden sei und der Solist Sergio Azzolini, geb. 1967, aus Bozen stamme, ein international gefragter Gast sei und an der Hochschule für Musik als Professor für Fagott und Kammermusik wirke.

 

Und dann wurde man verwöhnt, auf charmante, engagierte und hochkarätige Weise. Von Sergio Azzolini ging eine richtiggehend kompakte Ausstrahlung aus, dem grandiosen Wirken eines Magiers nicht unähnlich. Neben feinsten Piani, filigranstem Ausspielen, charmant dramatischen Forti, und austarierter Dynamik und Stürmischem standen Enteilen, Verharren, Necken, Anrufen, neugierigem Fragen, Anleiten, Mitnehmen. Es war einem Wirbelwind nicht unähnlich. Die Orchestermusiker nahmen die Intentionen des Fagottisten ebenso bereitwillig, wie gekonnt und einfühlend auf, woben diesen Klangteppich mit spürbarer Freude und Anteilnahme weiter, hoch konzentriert und kenntnisreich, in hervorragender Abgestimmtheit.

Noch so gerne liess man sich darauf ein, wusste sich eingebunden, konnte diese riesige Kurzweil mit Tanz, Verhaltenheit, feinsten Piani, sich aufbauendem «Sturm und Drang», innig Kraftvollem mitgeniessen. Es war eine edle Fülle an Reichhaltigkeit und Kurzweil, an kunstreichstem Zusammenspiel von Fagott und solistisch mitgestaltenden Oboen (Kerstin Kramp, Johannes Knoll) und den Violinen (Sabine Stoffer, Heidi-Maria Makkonen).

In einem kurzen Statement merkte Sergio Azzolini an, dass das Fagott gar nie die unbestrittene Madonna sei und die Führungsrolle innehabe. Vielmehr sei es ein Basso Continuo Instrument. Es folgten knappe, willkommene Erläuterungen zum Wirken und den Einflüssen der verschiedenen Komponisten. So habe beispielsweise Blainville viel experimentiert. Man höre das und es brauche keine weiteren Erklärungen. So wurde man über eine beinahe zu kurze Zeitspanne hinweg nichts als verwöhnt – mit attraktiv Kurzweiligem, Vergnüglichem und kunstvoll Spannendem. Alles klang so meisterlich auf und barg eine riesige Palette an Gefühlen, bewegend schön.

Der Beifall war lang, riesig herzlich, passte bestens zu den in vielen Farben überreichten Blumen.