Begeisterndes Fest der Traditionen

Auf den Alpen ist das Glockengeläut verhallt und im Tal wurde zum Feste gerufen – und alle kamen. Ob samstags zum Bauernball oder am Sonntag zum Produktemarkt in den Räumlichkeiten der Linthkraft-Stiftung. Auch die besinnliche Seite hatte in traditioneller Weise als Danksagung für Gottes Schutz einen wichtigen Platz im Rahmen der Linthaler Aelpler- und Bauernchilbi.



Umzug mit den Trachtenkinder des neugegründeten "Chinderjodelchörlis" (Bild: rzweifel)
Umzug mit den Trachtenkinder des neugegründeten "Chinderjodelchörlis" (Bild: rzweifel)

Vor 100 Jahren fand die feierliche Einsegnung des Sakralraumes der Kilchhöri Linthal statt, weshalb am Sonntag zum ersten Mal in der katholischen Kirche der ökumenische Gottesdienst der Linthaler Aelpler- und Bauernchilbi gefeiert wurde. Die Pfarrherren Mathis und Rüter stellten in Lesungen und Predigt die Frage nach dem Sinn und der Erfüllung des Lebens jedes Einzelnen wie auch nach dessen Tun. Der tragende Grund eines Lebens kann der Glaube in Gottes Schutz und Begleitung wie auch die traditionelle Verankerung im Aelpler- und Bauernwesen sein. Das dies in der heutigen Zeit der schnellen Veränderungen mehr und mehr wieder zusammenfindet, fand seinen Ausdruck im Singen des Alpsegens in der Kirche wie in den weltlichen Räumen der Linthkraft-Stiftung (vormals Bebié). Auch auf den Alpen hört man/frau zur Stunde der Dämmerung wieder vermehrt den nach uraltem Brauch in Halbtönen gesungenen Segen über die Berge hallen.

Jodeln – Schellnen -Tanzen

Nach einem heissen Juli und nassen August waren die Kräfte der Sennen gefordert und der Abzug von den Alpen nach einem milden September versöhnte wieder mit dem harten und anforderungsreichen Aelplerleben. Wie wird doch dieses Leben gerade in vielen Jodelliedern immer wieder romantisch verklärt. Es gibt jedoch auch die besinnlichen Texte, die vor allem während des Gottesdienstes durch den Jodelklub Glärnisch vorgetragen wurden. Durch den Auftritt der Linthaler Chlausschellner zur Eröffnung des samstäglichen Bauernballs breitete sich schon ganz am Anfang der Chilbi Freude und Begeisterung aus und mit einem kräftigen Applaus dankte das zahlreiche Publikum der Jodelgruppe Wildspitz-Juuzer und allen anderen Teilnehmenden. Angespornt durch die lüpfige Musik des Trio Wildbach wurde bis in die frühen Morgenstunden getanzt und in alter Tradition im fröhlichen Zusammensein der Erlebnisse des soeben beendeten Alpsommers bei einem kräftigen Essen wortreich erinnert.

Farbenfroher Produktemarkt

Nach kurzer Nacht waren die Aelpler und Bauern schon zur frühen Stunde am Einrichten ihrer Verkaufsstände. Frische und reife Käse von der Urnerboden-Alp und vielen Grosstaler-Alpen wurden als Versucherlis dargeboten, die die zahlreichen Gäste zum Kauf eines grossen Stücks animierten. Doch nicht nur Käse wurde präsentiert, viele andere Produkte wie getrocknetes Fleisch, kräftige Würste, Konfitüre, Sirups, Gebäck und Zöpfe boten vor allem die Talbauer und die Landfrauen-Gruppe zum Kauf an. Viele Nebenprodukte wie Kuhglocken, Mützen, Feldstecher rundeten das Ganze ab. Abwechslungsreicher Beitrag waren die Aquarelle der Münchner Malerin Barbara Rehm, die in ihren Werken die bizarren Formen unserer Berge mit leichter Hand hinmalte wie auch das Sanfte der Alpweiden auf eindrückliche Weise festhielt. An der wärmenden Herbstsonne konnte ausserhalb der Markt-Räumlichkeiten ein Kaffee in einigen eigens für diesen Anlass eröffneten Beizlis genossen werden und wer Lust auf eine besondere Herausforderung spürte, rang im Luftgewehr-Schiessen bei den Feldschützen Linthal um das Maximum von 50 Punkten.

Wieder grosser Brauchtums-Umzug

Wie die Organisatoren des Gewerbevereins Linthal und Umgebung verlauten liessen, findet nächstes Jahr am Chilbi-Sonntag zum zweiten Mal der grosse Brauchtums-Umzug statt. Schon jetzt wird diskutiert, geplant und organisiert, so dass auch im kommenden Jahr wieder viele Leute neben all den vielfältigen Aktivitäten rund um die eigentliche Chilbi mit Autoscooter und Kinderkarussell sich an viel privater Initiative erfreuen können.