Bei den TBG beginnt die smarte Zukunft

Die Technischen Betriebe Glarus (TBG) führen Smart Grid im Buchholz Glarus ein. Im Rahmen der Neuausrichtung der Strombranche ohne Kernkraftwerke müssen die Energieversorger ihre Infrastruktur ausbauen. Smart Grid steht für intelligente Stromnetze und ermöglicht die Zählerablesung bei den Kunden auf Knopfdruck sowie die Steuerung von Kraftwerken und Verbrauchern.



Die Technischen Betriebe Glarus starten smart in die Zukunft. (Bild: jhuber)
Die Technischen Betriebe Glarus starten smart in die Zukunft. (Bild: jhuber)

Das Verteilnetz der TBG setzt sich aus den Netzen der früheren Gemeinden Glarus, Netstal, Ennenda und Riedern zusammen. Um die Informationen und Schaltungen der Tarifzeiten, Boiler, Heizungen usw. zu zentralisieren und vereinheitlichen, beauftragte die TBG das Ingenieurbüro EWIS AG in Glarus mit einer Projektstudie zur Realisierung von Smart Grid. Ein zentrales Element ist die Vernetzung aller Stromverbraucher und Produzenten. Für die Datenübertragung sind die verschiedenen Kommunikationsmöglichkeiten geprüft und die entsprechenden Kosten berechnet worden. Im Fall von «Fibre to the home» (FTTH, Glasfaseranschluss für jedes Haus) wurde ein Finanzierungskonzept mit weiteren Nutzungsmöglichkeiten wie Radio/TV, Telefon und Internet geprüft.
Mit Investitionen von 12 Millionen Franken für die Erschliessung mit Glasfaserkabel bis zu den Häusern, ergibt sich auch bei einer Aufteilung der Kosten auf die verschiedenen Nutzer kein kostendeckender Betrieb.

Um sich die Option FTTH nicht zu verbauen, werden im Projekt alle Transformatorenstationen der TBG mit Glas erschlossen. Da sich im Niederspannungsverteilnetz die vorhandenen Stromleitungen für die Kommunikation geradezu anbietet, werden ab den Stationen die Daten über «Power Line» (PLC, Datenübertragung auf der Stromleitung) übertragen. Mit PLC können die Informationen flächendeckend im bestehenden Verteilnetz und über die Hausanschlüsse ohne grosse Investitionen erfolgen. Mit Ausnahme der LWL-Verbindungen zwischen den Transformatoren und der Kopfstation im Verwaltungsgebäude der TBG sind keine zusätzlichen Leitungen mehr nötig.

Im Juni 2011 wurde mit der Projektierung begonnen und noch im letzten Jahr genehmigte der Verwaltungsrat der TBG ein Pilotprojekt Smart Metering/Grid im Gebiet Buchholz Glarus. Der Geschäftsführer der TBG, Andreas Schneider, ist überzeugt, dass nur mit der Einführung von Smart Grid die zukünftigen Aufgaben in der Stromversorgung gelöst werden können. Vertraut man auf das vom Bund vorgestellte Energiekonzept 2050, ist die Einführung von Smart Grid eine unverzichtbare Massnahme. Es stellt sich nur noch die Frage, bis zu welchem Zeitpunkt die Einführung erfolgen muss. Gemäss EU-Fahrplan müssen 80 Prozent der Zähler bis 2020 smart sein.

Smart Metering/Grid im Buchholz, Glarus

Das gesamte Gebiet Buchholz in Glarus ist mit smarten Zählern ausgerüstet worden. Dieses Gebiet umfasst u.a. zwei Hochhäuser, die alleine schon über 100 Zähler und einige Schaltapparate umfassen, verschiedene Gewerbebetriebe und zwei Transformatorenstationen und bietet damit ein repräsentatives Umfeld. Gemäss dem Projektleiter Daniel Künzler, EWIS AG, wird mit den neuen Zählern der aktuelle Energieverbrauch von den Strom-, Wasser- und Gaskunden übermittelt. Ebenso können die aktuellen Produktionen von Solaranlagen, kleinen Wasserkraftwerken und weiteren dezentralen Einspeisungen an die TBG übertragen werden.

Diese aktuellen Informationen werden im Verwaltungsgebäude verarbeitet. Die aktuellen Werte dienen nicht nur der Stromverrechnung, sondern auch zur Optimierung des Energieeinkaufs und der Bewirtschaftung der stark zunehmenden dezentralen Einspeisungen im Verteilnetz. Die Rechnungen können vollautomatisch mit den aktuellen Zählerständen ohne eine Ablesung beim Kunden erstellt werden. Dies wiederum ermöglicht eine drei- oder sogar eine monatliche Rechnungsstellung, welche über den aktuellen Verbrauch informiert und zum Sparen animiert.

Die Motivation zur Einführung von Smart Grid bei den TBG ist so vielfältig wie das System selbst. Die TBG rechnen sich bei flächendeckender Einführung nicht nur einen Wettbewerbsvorteil beim kommenden Marktöffnungsschritt 2014 aus, sondern auch Einsparungen bei den heutigen Steuerapparaten (Tarif, Boiler), beim Verteilnetz und beim Energieeinkauf. Dies kommt gemäss Andreas Schneider allen Kunden zugute. Die Kunden können auch besser zum Stromsparen animiert werden. Im Falle einer Stromknappheit können allfällige Sparziele beim Kunden visualisiert und kontrolliert werden. Notfalls können Verbraucher von fern abschaltet werden. Dies wiederum kann auch den Inkassoaufwand erheblich vereinfachen.

Die Technischen Betriebe Glarus betreiben die Pilotanlage seit einem Monat. Die Einführungsphase war nicht einfach, Schwachstellen wurden verbessert und mit der laufenden Anwendung der Programme stellt sich der Erfolg ein. Leo Friedrich, Leiter EW, Beschaffung und Produktion, ist jedoch bereits heute von dem System Smart Grid überzeugt. Die smarte Zukunft hat begonnen und die neuen Aufgaben, die auf die Energieversorger zukommen, können nur mit solchen Systemen bewältigt werden. Einer flächendeckenden Einführung sieht er gelassen entgegen, auch wenn es noch ein weiter Weg sein wird.