«Ben» – ein liebenswerter Bengel

Alle Kinder haben ihre Geschichte, vieles ist in Buchform erschienen, oft herrlich illustriert, mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen verfasst. «Ben», so der Buchtitel, gehört dazu. Verfasser ist Oliver Scherz, die Illustrationen stammen von Annette Swoboda. «Ben» ist eines der Bücher, die sich riesig gut eignen, um lange Zeitspannen zu überbrücken. Die Geschichten sind gar liebenswürdig, sind Alltag – der besonderen Art.



Buchbesprechung (Bild: p. meier)
Buchbesprechung (Bild: p. meier)

Nur schon, dass Ben eine Schildkröte hat, die ihn einfach immer begleitet. Das ist Herr Sowa. Dazu kommt der grössere Bruder Alex, der von Ben zuweilen gar nichts wissen will. Und die herzensgute Mutter, der ungemein einfühlend und liebevoll begleitende Grossvater, die Nachbarsmädchen Ina und Maria, deren so verständnisvolle Eltern gehören zur Fülle der Abenteuer und Besonderheiten.

Da wäre beispielsweise Herr Sowas Geburtstag, zur Feier in der Badewanne und mit ganz viel Schaum – und Partygästen, die Ben aber noch holen muss. Es sind zwei Fische aus dem nahen Bach, die sich nicht so rassig zum Mitmachen entscheiden. Und als Ben zurückkehrt, hat es bereits eine tolle Menge Badeschaum auf der Treppe zum Badezimmer. Ben entschliesst sich, mit Herrn Sowa im Wäschekorb – für Ben das U-Boot – abzutauchen, weil er ahnt, welch verbales Donnerwetter auf ihn niedergehen wird.

Im Baumhaus, das für Ben eigentlich verbotene Zone ist, fühlt er sich, immer mit Herrn Sowa, gut aufgehoben. Der ältere Bruder und dessen Freund, sind dort uneingeschränkte, selbsternannte Herr und Meister. Das kann und will Ben nicht akzeptieren.
Alex hat die tolle Idee, bei den Nachbarn und in deren Teich ein Nachtangeln an die Hand zu nehmen. Ben soll sein Partner sein. Er ist natürlich dabei. Man ahnt, dass in Gartenteichen lebende Fische in der Nacht kaum anzubeissen pflegen und wer die Folgen dieses Abenteuers zu tragen hat. Sein Erlebnis in der Arztpraxis ist ein weiteres Kapitel wert. Man leidet echt mit und erfährt, dass ein Indianer keinen Schmerz kennt. Ben freundet sich mit den Nachbarsmädchen, vor allem mit Ina, an. Sie tickt wie er und begreift alles sofort, tut unnachahmlich charmant und tatkräftigst mit – das ist schon mal eine gute Vorbereitung für die bald beginnenden Schuljahre.
Bens Opa ist Klasse, er sieht sogar im Dunkeln. Ben weilt ein Wochenende bei seinen Grosseltern und hat schaurig Heimweh. Schlafen kann er nicht. Da führt ihn der Grossvater in die Nacht raus und zeigt, wo er ordentlicherweise wohne. Es werden zwei unvergesslich schöne Tage, auch wenn Ben seine Mutter beim Zurückholen so fest umarmt, dass sie ihn zum Auto tragen muss. Und Ben? Nach der ersten Kurve tönt er schon mal an, dass nächste Woche wieder hin will.

Und was Ina und Ben als Indianer miteinander erleben, ist unnachahmlich herzlich, schön. So lautet denn der letzte Satz: «Und wir fliegen mit ausgebreiteten Armen über den Schulhof wie zwei grosse Adler.» Und man fliegt beinahe mit – es gibt noch so viel zu erleben.