Beni Hunziker – Theater, Bruderboot, Herz und Tiefe

Es bedarf einer gehörigen Portion Optimismus, innerer Kraft und Reife, um einen Weg in die Zukunft so zu begehen, wie es bei dem in Hätzingen wohnhaften Theaterpädagogen Beni Hunziker der Fall ist. Zu umschreiben, was ihn zu diesem fordernden, anfänglich mit einigen wirtschaftlichen Unsicherheiten verknüpften Wagnis geführt hat, ist alles andere als einfach.



Beni Hunziker – Theater, Bruderboot, Herz und Tiefe

Beni Hunziker, mit Jahrgang1979, war einst Primarlehrer. Was ihn aus diesem Beruf herausgeführt hat ist mit dem vor vier Jahren gefassten Entscheid verbunden, sich der «Theatermacherei» hinzuwenden; dies mit seinem Bruder Christian. Und wenn von Theater geschrieben wird, ist das mit Forderungen, Erwartungen, Erkenntnissen und Fertigkeiten verbunden, die in wirklich seriös umfassender Art gewachsen sind. Dies hat zu einem Bekanntheits- und Anerkennungsgrad geführt, der das Theater mit der Bezeichnung «Bruderboot-Theater mit Herz und Tiefe» auszeichnet. Die beiden Brüder ergänzen sich vortrefflich, beeindruckend.

Beni Hunziker ist rückblickend ebenso froh wie dankbar, dass er dieses Wagnis eingegangen ist. Ganz zu Beginn war der Gedanke auf Annahme einer Teilzeitarbeit dominierend. Schliesslich war die aus vier heranwachsenden Kindern bestehende Familie wirtschaftliche Tatsache. Es kam anders.

Die Theaterarbeit war derart, dass er umfassend beansprucht war und innerlich spürte, dass er diesen Weg weiter begehen wollte, auch wenn sich hin und wieder kleinere und grössere Hindernisse ergaben, die es zu bewältigen galt. Irgendwie gelang das, waren auch immer genügend finanzielle Mittel da, um alles meistern zu können. Beni Hunziker weiss, dass es nicht bloss Vernunft war, die antrieb. Es sei auch nicht aus dem hohlen Bauch heraus entschieden worden. Ehrlich merkt er in einer seiner beeindruckend offenen Antworten an, dass «zwischen Kopf und Bauch das Herz liegt». Gerade diese Erkenntnis, deren Umsetzung garantiert sehr, sehr fordernd ist, sei Hilfe und Gewissheit gewesen, den selbst gewählten Weg weiter zu beschreiten.

Bruderboot bietet Theaterprojekte für Interessierte (Schulen, Heime, Kirchen) an. Es kommen auch selber geschriebene oder mit weiterer Zuzügern realisierte Stücke für Kinder und Erwachsene dazu. Christian ist Schauspieler, Beni bildete sich an der till-Theaterpädagogik, Zürcher Hochschule der Künste-ZHdK zum anerkannten Theaterpädagogen mit MAS-Abschluss aus. Das gemeinsame Erarbeiten ist für beide wertvoll, fordernd und gleichzeitig dem jeweils konkreten Ziel verpflichtet. Abwägen, stetiger Gedankenaustausch, die hohe und nicht selbstverständliche Fähigkeit, sich gegenseitig zu verstehen und zu ergänzen, enormes Ausmass an motiviertem Ausgestalten, Toleranz und Wertschätzung sind nicht irgendwelche Begriffe aus dem gängigen Wortschatz, es sind Arbeitsgrundlagen, die zum jeweils präsentierten Theater-Ganzen führen.

Beni Hunziker umschreibt das wie folgt: «Der Wechsel zwischen Führung-übernehmen und im-Schutz-des-Bruders-stehen tut uns beiden gut und ist ein wichtiger Teil unserer Firmen-DNA». Es wird darauf geachtet, dass die beiden Bereiche «Eigene Aufführungen» und «Theaterpädagogische Projekte» stets ziemlich ausgeglichen sind. Der Umgang mit verschiedensten Menschen hat einen bedeutenden Stellenwert, ist – so Beni Hunziker – «Privileg auf dem Weg des Kennenlernens und Erarbeitens».

Christian Hunziker schreibt die eigenen Stücke, gemeinsam werden die Inhalte konkretisiert. Beni Hunziker kümmert sich beispielsweise ums Bühnenbild und anderes; gemeinsam wird dann entschieden, externe Fachkräfte beizuziehen und den Inhalt bühnenfertig auszugestalten. So werden Gedanken geweckt, Fragen provoziert, die den Theaterleuten wichtig sind.

Natürlich gibt es Mühsames, zeitlich und inhaltlich Forderndes. Ein selbstgeschriebenes, selbstinszeniertes Stück zu verkaufen ist nicht einfach. In solchen Momenten gibt man Persönliches preis. Und dann wäre ja noch der geeignete Aufführungsort zu finden – was im Moment unter Berücksichtigung aller BAG – vorgegebenen Einschränkungen beinahe ein Ding der Unmöglichkeit ist. So reihen sich Beni und Christian Hunziker bei jenen ein, die auf finanzielle Unterstützungen von aussen sehr angewiesen sind und das mit Dankbarkeit entgegennehmen.

Der «Theater-Alltag» ist mit Forderndem, Reichhaltigem ausgefüllt Der Arbeitsraum im eigenen Haus ist eine gute Vermischung von Büro, Musik, jeder Menge Unterlagen, viel Papier, das mit treffenden Inhalten beschrieben sein will; Instrumenten, erholsamer Aussicht, genügendem Platz – gerne auch für die eigenen Kinder, die schliesslich auch sehen wollen, was da so erarbeitet wird.

Im Moment steht das Theaterprojekt «Stets in Truure» im Zentrum. Beni Hunziker entwickelt und leitet, bis es im Juni hoffentlich so weit sein wird, dass auf dem Gelände der ehemaligen Tuchfabrik Hefti in Hätzingen gespielt werden kann. Äusserer Anlass ist das Jubiläum «100 Jahre Kulturgesellschaft Glarus».

Des Weiteren entsteht momentan ein neues Bruderboot-Stück. Dazu haben die beiden Brüder eine Musikerin mit ins Boot geholt. Im Oktober dieses Jahres wird dieser Dialog zwischen Musik und Theater in der Aula der Kanti Glarus Premiere haben. Man darf gespannt sein.

Und ist die Zeit mit Vorbereitung und Aufführung vorbei, folgen zuweilen eine verständliche Leere, Erschöpfung, verbunden mit der berechtigten Freude über Erreichtes, mit grossem Aufwand Realisiertes. In solchen, zuweilen raren Momenten ist es Zeit zum Überdenken, Zurückbesinnen, Ordnen, von einst entwickelten Stücken zu schwärmen, die so erfüllend waren, die eigene Familie von ganzem Herzen zu geniessen und dort mitzutun, wo es als richtig, sinnbringend erachtet wird. Beni Hunziker schöpft seine Kraft dank seines «Direkten Drahts nach oben». Ab dieser «Chefetage» habe er schon ganz viel willkommene und wertvolle Hilfe erhalten dürfen.