Berufsmatura gegen zu frühe Spezialisierung

Sechzehn Maturanten der Berufsschule in Ziegelbrücke durften am vergangenen Donnerstag die Abschlusszeugnisse aus den Händen von BM-Leiter Markus Hagmann und Rektor Richard Rutschmann entgegennehmen.



Berufsmatura gegen zu frühe Spezialisierung

Bereits beim Eingang zur Mensa der Berufsschule wurden die ehemaligen Schüler und deren Eltern und Freundinnen, von Markus Hagmann persönlich begrüsst. Der Hinweis, dass es im Saal etwas heiss wäre, entsprach auf jeden Fall der Tatsache. Dies bewog ihn dann auch, die Feier möglichst speditiv, aber auf keinen Fall weniger persönlich durchzuführen. Auf die legere Kleidung der Absolventen zu schliessen, wussten diese bereits, was auf sie während der Feier bezüglich Hitze wartete.

Ohne Rednerpult

So locker wie die Maturanten war auch ihr Ausbilder Hagmann, der zu Beginn erklärte, dass ihm am Morgen ein Rhetorikprofi darauf hinwies, dass ein Rednerpult heute völlig «out» sei, was er selbstverständlich beherzigte. So fand er sofort den Draht zu den Absolventen, die gespannt auf sein Referat warteten.«Wir werden heute Abend viel über Bildung reden. Im Bereich Bildung hat sich in den letzten Jahren unwahrscheinlich viel verändert.» Wie er weiter ausführte, werde heute nicht mehr vom «Tech», sondern von der Fachhochschule gesprochen und das Bologna-Prinzip mit Bachelor- und Masterstudien habe das Lizenziat abgelöst.

Schema für die Präsentation noch aktuell?

Anhand eines vereinfachten Schemas versuchte er den eidgenössischen Maturitätsausweis in die Bildungslandschaft einzuordnen. «Der Rhetoriker hat auch dieses Schema als überholt bezeichnet und wäre vermutlich noch glücklich, wenn er sehen würde, wie ich trotzdem darauf zurückgreife.» Hagmann betonte, dass er mit dem Bildungssystem in der Schweiz absolut zufrieden sei. Wer leistungsbereit, willig und motiviert und mit den nötigen Fähigkeiten ausgestattet sei, könne heute alles lernen, was er sich vorgenommen habe.

Keine Fachidioten

Anhand einer Biografie von Valentin Waldmann zeigte er auf, wie ein allzu schneller Weg der Bildung zu einer möglichen Sackgasse im Leben führen kann. «Waldmann ist so direkt, so zielbewusst und reibungslos im Schnellzug durch die Bildungslandschaft hindurchgerast, dass dabei ein wesentlicher Bestandteil seiner Persönlichkeit auf der Strecke geblieben ist.» Dabei, so Hagmann, habe ihm das Fazit von Waldmann Eindruck gemacht: «Gut, wenn man einmal ausrutscht», er sei auf dem Weg ein Fachidiot zu werden. Eine Zusatzschlaufe, statt der direkte Weg in der Ausbildung hätte ihm wohl gut getan und ihn wahrscheinlich davor bewahrt zu straucheln, bevor er seine wahre Bestimmung in der Arbeitswelt gefunden habe. Die Berufsmatura versuche die zu frühe Spezialisierung zu verhindern, indem eine möglichst breite Allgemeinbildung vermittelt werde. Die Matura bewahre aber die Absolventen auch nicht davor, halt einmal auszurutschen. Der Lernprozess endet nie

Gespannt folgten die Anwesenden anschliessend dem Referat von Diego Kaufmann, der vor fünf Jahren in Ziegelbrücke die Berufsmatura bestand und nun an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich Wirtschaftskommunikation studiert, wo er in diesem Sommer seinen Abschluss machen wird. In kurzen, leicht verständlichen Worten zeigte er die Bedeutung vom Wissen auf, wobei er stets darauf hinwies, dass dieses Wissen immer wieder erweitert werden müsse. «Man muss stets das ganze Leben lang lernen, um laufend neues Wissen zu erreichen.» Ein wichtiger Hinweis eines erst 25-jährigen Studenten, der sich auf Augenhöhe befindet, ihre Sprache spricht und weiss, worauf es im Leben ankommt.

Im Beisein von Bildungsdirektorin Christine Bickel durften anschliessend die Maturanten ihre Zeugnisse und ein kleines Präsent aus den Händen von Hagmann entgegennehmen.