Bettagsmandat 2015

Der Zusammenhalt ist der Weg und das Ziel.



Bettagsmandat 2015

Die Diskussionen im Zusammenhang mit der griechischen Schuldenkrise sind in bester Erinnerung. Monatelang verhandelten Griechenland und die EU um eine Lösung, wie die riesigen Staatsschulden abgebaut und das Land in eine gedeihliche Zukunft geführt werden kann. Der Dissens zwischen der EU und Griechenland, aber auch innerhalb der Union, trat immer offener zutage.

Man muss nicht weit suchen, um auf ähnliche Probleme zu stossen. Auch in der Schweiz gab es Debatten um die Ausgestaltung des Finanzausgleichs zwischen ärmeren und reicheren Kantonen und Gemeinden – in Glarus ist der innerkantonale Finanzausgleich auf der politischen Agenda. Die Forderung nach stärkerer Unterstützung für Glarus Süd steht im Raum. Denn während Glarus Nord boomt, stagniert die Entwicklung in der südlichsten Gemeinde.

Diskussionen um Finanzen dominieren die Politik und zeigen überall ähnliche Tendenzen: Jeder versucht, für sich das Beste herauszuholen. Und so münden solche Debatten in Fragen nach der Solidarität. Dabei muss man oft feststellen, dass die Gemeinschaft zweitrangig ist. Eigen- kommt vor Gemeinnutz.

Stabilität durch Willen zur Gemeinsamkeit


Angesichts solcher Verwerfungen müssen wir uns auf unsere Stärken besinnen. Gerade die Krise Europas muss Ansporn sein, allen die Perspektive zu bieten, dank Leistung Arbeit zu finden und somit das eigene Leben frei und eigenverantwortlich gestalten zu können. Denn Arbeit ist nicht nur die Grundlage für ein Einkommen, sondern auch Kitt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Nur wer mehr leistet als andere, hat diese Perspektive, kann Verantwortung übernehmen, investieren und – eben – Arbeitsplätze schaffen. Wer so mit gutem Beispiel vorangeht, schafft Gemeinsinn. Das ist es, was wir brauchen und was uns so stark macht.

Gemeinsinn entsteht jedoch auch abseits des Arbeitsplatzes. Wir haben eine Zivilgesellschaft, die im politischen wie auch im sozialen Bereich mitwirkt. Überall stehen Menschen zusammen, organisieren sich und beseitigen Probleme. Dieses Zusammenstehen macht die Stabilität und die Sicherheit hierzulande aus.

Zusammenhalt ist eine Notwendigkeit


Das Zusammenstehen und -arbeiten ist also die Lösung, wenn die Turbulenzen zunehmen. Eine, zu der es aus christlicher Sicht keine Alternative gibt. Paulus beschreibt die christliche Gemeinde als Leib Christi, in dem jeder als Teil für das Ganze da ist. Jeder erledigt seine Aufgabe, entsprechend den eigenen Talenten und Gaben. Die Gemeinschaft wiederum ist auf das Zusammenspiel aller Elemente angewiesen.

Nicht alle Menschen wollen das erkennen. Mancher weigert sich, sich selbst als Teil der Gemeinschaft zu verstehen. Man konzentriert sich auf sich selbst, vergisst den Rest. Wir nennen das Egoismus. Die Wurzel allen egoistischen Verhaltens ist die Angst. Man fürchtet, selbst zu kurz zu kommen – und vergisst dabei, dass noch nie jemand Wesentliches verloren hat, wenn man sich für das gemeinsame Wohl eingesetzt hat. Gott weiss um diese Gefährdung des Zusammenhaltes. Nicht umsonst ist in der Bibel der Wunsch Jesu zu lesen, «dass alle eins seien!»

Um diesen Wunsch zu erfüllen, ist der Blick von sich auf andere zu richten. Es braucht dazu jedoch auch die Grosszügigkeit, um Unterschiede auszuhalten. «Im Notwendigen Einheit, im Übrigen Vielfalt, über allem die Liebe», heisst es bei Augustinus. Die Gemeinschaft erfordert keine absolute Gleichheit, sondern eine gemeinsame Basis. Diese fusst im Willen aller, sich füreinander einzusetzen. Dies gilt insbesondere in einem Land, dessen Bewohner dankbar sein müssen für den hohen Lebensstandard. Diese Dankbarkeit soll zu Hilfsbereitschaft führen, oder wie Paulus sagte: «Einer trage des anderen Last.»

Der gemeinsame Wille verbindet


Der Einsatz für die Gemeinschaft führt nie zu Verlust, sondern stets zu Gewinn. Er ist gleichermassen Weg und Ziel, Ausdruck von Stärke und Selbstbestimmung. Der Mensch muss die Gemeinschaft suchen, weil es gut für ihn ist. Diese definiert sich durch den gemeinsamen Willen, füreinander einzustehen, das Seine dafür zu leisten. Dies lässt die Gesellschaft und ihre Mitglieder gedeihen.