Bettina Dieterles Gastspiel im Freulerpalast

Im Anschluss an die jeweilige Mitgliederversammlung der Kulturgesellschaft ist ein Gastauftritt der stets besonderen Art angeboten. Diesmal war eine gar profilierte, messerscharf argumentierende, zeitkritisch beobachtende, Frauliches sehr pointiert hervorhebende, männerkritisch ausführende Kabarettistin eingeladen. Bettina Dieterle, zugleich Schauspielerin, Regisseurin und Buchautorin war einst Gründungsmitglied der legendären «Acapickels». Sie wirkte in verschiedenen SRF-Sitcoms wie «Café Bâle», «Fascht e Familie», «Mannezimmer» und «Benissiomo» mit.



Bettina Dieterles Gastspiel im Freulerpalast (Bilder: peter meier)
Bettina Dieterles Gastspiel im Freulerpalast (Bilder: peter meier)

In Näfels präsentierte sie nach der Einführung und Begrüssung durch Markus Stadelmann ein exklusives Programm mit Highlights aus Bisherigem. Bettina Dieterle bot ein wahres Feuerwerk an, mit hoher Präsenz, Wortwitz, bewegungsstark, gekonnter Mimik und Gestik, temporeich. Sie wirbelte ab Paradies mit Eva und Adam und dessen erster Frau Lili, Strafen in den fernen ausserirdischen Gefilden durch den kaum verzeihenden, unnachsichtigen Götti. Textilarbeit der vergangenen Jahrhunderte im Glarnerland, politische Unkorrektheiten, kapitalistische Macht, Wortspielereien der besonderen, zuweilen recht anspruchsvollen Art, fraulichen Leiden, gesundheitlich Belastendes im Alter, Beweglichkeit in jungen Jahren, Konversationen zwischen den Geschlechtern, Erwartungshaltungen und anderem kenntnisreich, pointiert, keck bis frech, riesig abwechslungsreich rum. Sie stellt fest, kommentiert zuweilen gnadenlos ehrlich, entblösst, tanzt Flamenco als sei das die einfachste Sache der Welt, trinkt Belebendes aus der mit einer Rose geschmückten Flasche, ist willkommen keck, enorm unterhaltend, bewegend, birgt eine Vermischung von umfassenden Kenntnissen, hebt Eigenheiten ihrer «Opfer» wie Jositsch, Rösti, Markus Ritter und Ignazio Cassis ganz kurz und spitz hervor, schafft mit dieser farbenreichen Vielfalt eine hohe Anteilnahme, weckt Begeisterung.
Ihre Vielseitigkeit ist geschickt, witzig, intelligent, ist als attraktiver Mix serviert, lässt die Zeit im Flug vergehen. Es endet mit dem Tod, der am Bett einer Sterbenden sitzt, selber übers Alleinsein klagt. Und ganz zum Schluss klingen aus «Königin der Nacht» Botschaften zu Wallungen und anderen Wehen auf.
Und urplötzlich endet ein Feuerwerk der ganz besonderen Art, mit Flammen und Helligkeiten, mit ganz kurzen Gemächlichkeiten beim zwischendurch gemeinsamen Verzehr eines Apfels.

Es schliesst verdient langer, herzlicher Applaus an, der auch dem Tontechniker Luciano Marinello, Dieterles Lebensgefährten, gilt. Es war eine willkommen wechselvolle Flut an Rotzfrechem, Liebenswürdigem, Keckem, Witzigem – es war riesig farbig.