Über 6000 verschiedene Käfer-Arten gibt es schweizweit, einige hundert davon wurden bisher auch im Kanton Glarus festgestellt. Nach dem Aufruf des Naturzentrums letztes Jahr griffen über 40 Beobachtende von Glarus Nord bis Süd zum Fotoapparat und schickten ihre Schnappschüsse ein. Etwas mehr als die Hälfte der gut hundert Käferfotos stammten aus Glarner Gärten, Häusern und Siedlungsflächen. Den Käferblick gab es aber auch auf über 1700 Metern über Meer. Der tiefstgelegene Fund gelang am Walenseeufer. Fridolin Weber, Käferspezialist aus Niederurnen, erforscht die vielfältigen Sechsbeiner im Glarnerland seit über 50 Jahren. Er unterstützte das Naturzentrum, bestimmte jeden der abgelichteten Krabbler und staunt über das Resultat: «Es ist erfreulich, dass durch den Aufruf 46 verschiedene Käfer-Arten, teils an neuen Standorten, zusammengetragen wurden. Es hat darunter ein paar ganz besondere Funde.»
Erstmals aufgefallen
Das erste Mal konnte im Kanton Glarus ein Schwefelkäfer nachgewiesen werden. Die sattgelben, etwa ein Zentimeter grossen Tiere lieben die Wärme. Während der ausgewachsene Käfer Pollen von Doldenblütler-Pflanzen wie Schafgarben nascht, graben sich seine Larven im sandigen Boden ein und tun sich an Wurzeln gütlich. Zudem fiel dem Experten ein weiteres farbenfrohes Käferfoto auf. «Schön, dass der Blaue Scheibenbock erstmals seit 2000 wieder im Kanton festgestellt wurde», so Weber zum Fund der totholzliebenden Art in Braunwald.
Wissenszuwachs für die Forschung
Da die Käfer-Vielfalt gross ist, weiss man über die Verbreitung vieler Arten im Kanton Glarus noch wenig. Oftmals fehlen die Ressourcen für umfassende wissenschaftliche Untersuchungen. Und so gibt es von einigen Arten auf der nationalen Verbreitungskarte bisher weniger als eine Handvoll verzeichnete Sichtungen für das Glarnerland. Dazu gehören beispielsweise der Zehnpunkt-Marienkäfer, Siebenpunkt-Marienkäfer, Gemeine Weichkäfer, Gemeine Wollkäfer, Gemeine Totengräber, Variable Schönbock oder Rotköpfige Feuerkäfer. Von jeder dieser Arten konnte letztes Jahr mindestens ein neuer Fundort eingetragen und somit ein wertvoller Beitrag für die Forschung geleistet werden.
Morsches Holz gesucht
Freude bereiteten die zahlreichen Meldungen des Balkenschröters, auch Zwerghirschkäfer genannt. Ab Mai bis in den Sommer kann man den imposanten Käfer fliegen sehen. In Laubwäldern und Obstgärten mit altem Baumbestand sucht er nach morschem Holz, um seine Eier darin abzulegen. «Offenbar findet diese Käferart in ihren Glarner Lebensräumen immer wieder genügend dickes Faul- und Totholz, von welchem sich die Larven ernähren können», erläutert Weber.
Ein Gartengehilfe in Not
Mit dem Gelbrandschwimmkäfer, dem Hirschkäfer und dem Goldschmied wurden auch drei Arten gemeldet, die schweizweit gefährdet sind. Vor allem der Goldschmied macht Fridolin Weber Sorgen: «Der starke Rückgang dieses schönen, schneckenfressenden Gartengehilfen in den letzten Jahrzehnten, auch im Glarnerland, ist bedenklich. Er fühlt sich wohl in naturnahen Gärten und extensiv bewirtschaftetem Kulturland. Offenbar findet er immer weniger geeigneten Lebensraum.»
Das Naturzentrum Glarnerland nimmt gerne weiterhin Beobachtungen von Käfern oder anderen Tier- und Pflanzenarten, möglichst mit Foto, entgegen. Weitere Infos unter www.naturzentrumglarnerland.ch (Rubrik Naturzentrum – Beobachtungsmeldungen).