Bilder, Musik, Reden – gar Gehaltvolles in Sool

Sool und der Maler Adolf Fehr (1889 – 1964) sind und bleiben miteinander verbunden. Weit über die Grenzen der kleinen, sympathischen Gemeinde hinaus soll das starke, beachtlich grosse Schaffen des beseelt und genau Betrachtenden bekannt gemacht werden. Das hatten sich Petra Gärtner, Fridli Baumgartner und weitere Personen vor geraumer Zeit zum Ziel gesetzt, wissend, dass Adolf Fehr diese Beachtung auch verdient.



Bild von Ursi Kün. (Bilder: pmeier)
Bild von Ursi Kün. (Bilder: pmeier)

Und wenn es dann ums Verwirklichen geht, sind Fantasie, Einfühlungsvermögen, Tatkraft, zahllose sinngebende Ideen, zahlreicher Kontakte – damit der Aufbau eines tragenden Netzwerks – Beharrlichkeit und ein hoher zeitlicher Aufwand notwendig.

Bald einmal reifte der Gedanke, neben Adolf Fehr und dessen Schaffen im Mittelpunkt der Ausstellung weitere Personen anzufragen, ob sie nicht auch ausstellen möchten.

Was aus diesem, vor ungefähr fünf Jahren einsetzendem, umfassendem Planen schlussendlich resultierte, weckte bei den erfreulich zahlreichen Besucherinnen und Besuchern der Vernissage im leer stehenden Dorfschulhaus verdiente Bewunderung und Anteilnahme. Für einmal sind es kraftvolle, aussagestarke Bilder und Skulpturen, die im ganzen Schulhaus aufgehängt sind und zum Verweilen nachhaltig einladen. Treppenhaus, Eingangsbereich und ehemalige Schulzimmer sind Räume für Kunst geworden, dies auf Zeit, die beinahe zu kurz scheint. In einem Nebenraum sind verschiedene Fotos und eine Mappe mit zahlreichen Skizzen und Bildentwürfen zusätzliche, sehr sehenswerte Zeugen aus Fehrs bewegtem Leben.

Es war gewiss angebracht, Adolf Fehr in den Mittelpunkt zu stellen, als zuweilen vielleicht belächelter Mitbewohner in Sool, Matt und auf Kerenzen, gepaart mit Bewunderung, Staunen und Neugierde. Dies jedenfalls ging aus den Voten von Petra Gärtner, Fridli Baumgartner, den Erinnerungen von Karin Fehr an ihren Grossvater, Dani Fehr und Textpassagen hervor.

Kinder musterten jeweils sein Atelier mit dem beinahe chaotischen Durcheinander von Leinwänden, Farbtuben, Pinseln, Bilderrahmen und – ganz hinten – einer zumeist flüchtig zurechtgemachten Schlafgelegenheit. Man erfuhr, dass Adolf Fehr in unübersehbar gleichbleibender Kleidung durchs Dorf gezogen sei, sich einen Platz fürs Malen gesucht habe, nach Beizenbesuchen statt mit Bargeld auch mal mit einem Bild bezahlt habe.

Adolf Fehr war Sohn eines Glasmalers. Ab 1903 erlernte er über vier Jahre hinweg den Beruf des Schriftsetzers bei der NZZ. Einige Jahre später gründete er eine eigene kleine Buchdruckerei in Zürich. Malen und Zeichnen beschäftigten ihn neben der beruflichen Tätigkeit. Und wenn man die Schaffensperiode ab 1917 bis Ende der 1940er-Jahre gründlich kennt, wird Fehrs ausserordentliche Begabung sichtbar.

Fehr fühlte sich – vor allem nach dem Besuch einer Ausstellung mit Werken von van Gogh in den 1920er-Jahren – fast ausschliesslich der Malerei verpflichtet. Van Gogh war sein grosses Vorbild. Dessen Kraft, das markante Festhalten von Landschaften, Bergen, Häusern, Siedlungsteilen, Bächen und anderem faszinierten ihn spürbar. Adolf Fehr wusste sich mit dem Glarnerland ganz stark verbunden. Er hielt – oft mit Schwerpunkt Sool – Bergwelt, Wälder, Bach- und Flussläufe, Häusergruppen, Seen, wechselnde Witterungseinflüsse, Kirchen und anderes fest und schuf damit so etwas wie ein Protokoll jener Zeitspannen. Später schlossen Selbstporträts und andere Bildinhalte an. Er wohnte zuerst in Zürich und Wiedikon. Zwischen 1949 und 1954 hatte er in Matt, ab 1954 in Sool ein Atelier. Im Jahre 1957 begann er mit dem Verfassen von Tagebucheinträgen. Seine Bilder verkauften sich gut.

Fridli Baumgartner kam um 1990 mit Fehrs Schaffen in Kontakt – auf eine herrliche Art. Es sei die langjährige Wirtin des «Felsenkellers» in Schwanden gewesen, die ihn damals angerufen und gefragt habe, ob Interesse an Fehrs Bildern habe. Nicht selten sei das sein damaliges Zahlungsmittel gewesen. Mit der Wirtin wurde man handelseinig. In seine Ausführungen bezog Baumgartner Schilderungen von Kindern ein, die Fehr damals in Sool begegnet waren. Der liebenswerte Mann mit dem wirren Haarschopf und seinem langen Mantel, dem Rucksack und der Pfeife im Mund ist in der Erinnerung vieler haften geblieben.

Kunstfreunde kannten und schätzten Adolf Fehr. Im Frühling 1959 gab es aus Anlass von Fehrs 70. Geburtstag eine grosse Ausstellung in Schwanden; 1974 schloss im Kunsthaus Glarus eine Gedenkausstellung an.

Zur Ausstellung im Schulhaus, damit dem inhaltsstarken, sehr zu empfehlenden Begegnens, gehören untrennbar Kunstschaffende aus Sool, die in positiver, willkommener Weise ihr eigenes, gar verschiedenartiges Schaffen präsentieren und sich in der informativen, klug ausgestalteten Broschüre zur Ausstellung zu den Inhalten ihrer Bilder und anderem begrüssenswert offen äussern.

So begegnet man Bettina Bleichenbacher, Carmen Crusius und Daniel Baumann, Petra Gärtner, Hansueli Knobel, Vreni Netzer-Schnyder, Mitgel Netzer, Leo Kühne, Ursi Küng, Andrea Maria Mutti und Ueli Marti. Das Eingehen auf die Vielfalt des kunstvollen, sehr individuellen Schaffens kann nicht adäquat gewürdigt werden. Weit besser ist der Besuch dieser Ausstellung.

Die Vernissage war so richtig professionell vorbereitet und angeboten. Martin Lehmann und Beppe Semeraro, alias «harmonica slim & biscuit boy» musizierten gekonnt und beseelt mit Jazz, Swing, Folk und Blues. Die Voten waren bemerkenswert kurz. Ab dem sorgsam und liebevoll zubereiteten Buffet liess man sich gerne verwöhnen. Es ergab sich ein zuweilen intensiver und langer Gedankenaustausch. Die Ausstellung ist nur noch am kommenden 24., 25. und 26. August zwischen 10.00 und 17.00 Uhr geöffnet.