Bilder und Farbenreichtum in der Glarner Kantonalbank

Für einmal standen weder Geld noch irgendwelche Börsenkurse und Transaktionen im Fokus – dies im Obergeschoss des Hauptsitzes der Glarner Kantonalbank. Es waren Bilder, Fotografien, Vernissagebesucher und Reden, die für einmal gebührend Platz beanspruchten, damit in willkommener und nicht selbstverständlicher Art beweisend, dass die Verantwortlichen der GLKB in erfreulich regelmässigem Rhythmus bereit sind, Kunstschaffende einzuladen.



Bilder und Farbenreichtum in der Glarner Kantonalbank

Die Kunstausstellungen am Hauptsitz in Glarus sind zu einer bewährten, interessanten und stets stark beachteten Tradition gewachsen. Es besteht zwischen den Verantwortlichen der GLKB und dem Kunsthaus Glarus mit Präsident Kaspar Marti eine sinnbringende Zusammenarbeit. Es wird darauf geachtet, dass bedeutende Kunstschaffende aus vergangenen Perioden und zeitgenössische Werke präsentiert werden und dass damit eine willkommene Vielfalt gezeigt werden kann.

Diesmal stehen mit Maly Blumer-Marcus (1906 in Maccio / Como geboren und 1975 in Basel verstorben) und Anni Blumer-Blumer (1908 in Basel geboren und 1978 in der Gironde verstorben) zwei Schwandnerinnen und deren Gestalten dem Schaffen des Fotografen Fridolin Walcher (*1951) und des Grafikers Martin Stützle (*1959) gegenüber.

In «Werkstattgesprächen» zwischen Kaspar Marti, Fridolin Walcher und Martin Stützle und willkommenen Hinweisen zu Maly und Anni Blumers Leben wurde aufgezeigt, was bewegt, welche Inhalte umgesetzt worden sind, wie Abläufe beim Ausgestalten wachsen und zu einem Ende geführt werden.

Im Auftrag der GLKB hiess Stefan Görauch, Filialgruppenleiter Glarus, eine fast unübersehbar grosse Schar von Besuchern willkommen. Platzmässig wurde es eng, schon fast hochsommerliche Wärme machte sich deshalb breit. Nicht nur die Bank als grosszügiger Gastgeber sei erfreut, dass nach einem halben Jahr ein Begegnen mit neuen Kunstschaffenden möglich geworden sei. Dies verdanke man nicht zuletzt Kaspar Marti und den Verantwortlichen des Kunsthauses Glarus, die mit spürbarer Sorgfalt das Begegnen im ersten Obergeschoss realisiert haben. Der Mix zwischen Alt und Jung wecke in jeder Beziehung Interesse.

Kaspar Marti hatte gar nicht so viel Zeit, um alles gebührend zu würdigen und zum jeweiligen Gespräch einzuladen. Er zeigte auf, in welchem Grade die beiden, praktisch zeitgleich lebenden Damen aus Schwanden verwandt gewesen seien, wie Verbindungen nach Frankreich, damit zum heute noch bestehenden, bewohnten Schloss Couronneau in der Gironde bestanden hätten und dass beide die Kunstausbildung in Basel absolvierten. Die Bildinhalte und das kunstreiche Ausgestalten sind unterschiedlich.

Maly Blumer-Marcus wohnte ab 1924 in Basel. Nach ihrer Heirat mit dem Mathematiker Fritz Blumer nahmen die Aufenthalte in der Girdonde und damit die Treffen mit der Schwägerin Anni Blumer deutlich zu. Anfänglich entstanden Figürliches, Porträts, Landschaften und Stilleben. Ab 1961 wandte sie sich abrupt von diesem Ausgestalten ab, es entstanden abstrakte Gemälde in erdigen, starken Farben. Collagen, Wandbilder und Gobelin-Entwürfe stammen aus dieser Schaffensperiode. Sie führte viel Auftragsarbeiten aus.

Anni Blumer erlangte ihre Fertigkeiten an der Kunstgewerbeschule Basel. In den Dreissigerjahren zog sie mit ihrem Ehegatten Hans Blumer aus dem Thon in Schwanden in die Gironde. Sie war leidenschaftlich gerne unterwegs und holte sich Inspirationen und Motive in ganz Europa und Nordafrika. Sie illustrierte viele Bücher und stellte ihr weit fassendes Schaffen in Bordeaux, Basel, Paris und im Glarnerland aus.

Fridolin Walcher wuchs in Braunwald auf, grad neben dem Fotografen Emil Brunner. Er zeigte auf, dass ihn vieles berührt, was er in Kunst- und Auftragsfotografien zum Ausdruck bringt. Er fängt mit seiner Kamera das ein, was ihn bewegt, was er für andere festhalten will, damit sie sich sensibilisieren lassen. Er gab an, dass er schon als Vierzehnjähriger fotografiert und dass ihn dies nicht mehr losgelassen habe. Der Bereich der Auftragsfotografien ist für ihn ein Rahmen mit gewissen Freiheiten, anders als Kunstfotos, wo er sich selber einen Rahmen gibt. Er sei ein «Bauchmensch» – so der leidenschaftlich und beeindruckend kunstinnige, weit gereiste, naturliebende Walcher. Fotos sind Geschichten, können durchaus wie Zeichnungen sein. Die verschiedenen Aufnahmen zeugen vom weiten Schaffen, vom behutsamen, stimmungsstarken Betrachten, von der Fähigkeit des Auskomponierens, auch von der Wertschätzung die er der Natur zollt. Die Fotos des Claridengletschers wirken urplötzlich wie feinststrukturierte, ganz filigrane Bilder.

Martin Stützle bildete sich an der Schule für Gestaltung in Bern aus, machte die Lehre als Steinmetz und holte sich während der langen Tätigkeit bei der Restauration des Berner Münsters viele Erkenntnisse, stellte sich Erwartungen und an sich selber gerichtete Forderungen nach mehr Freiheit. Kunstgeschichtliche Studien und Weiterbildungen folgten. Er war über ein Jahrzehnt hinweg am Theater tätig und konnte Erlerntes und Erfahrungen umsetzen. Zu ganz anderem Schaffen inspirierte ihn das seit 17 Jahren andauernde Wohnen in einer Textilfabrikantenvilla in Ennenda. Er liebt kräftige Farben in deutlichen Strukturen, wendet sich zuweilen Verspieltem zu. Er spinnt Strukturen gerne weiter und lädt damit die Betrachtenden zu derartigen Entwicklungsprozessen bereitwillig ein, als ob sich ein Fenster öffnen würde.

Für das weit gefasste Argumentieren, das Eingehen auf viele Fragen dankte Kaspar Marti – bevor sich der Schwandner Hans Blumer als Kenner und Nachfahre der «Schlossleute» aus der Gironde noch ganz kurz an die vielen Gäste wandte und genau jenen Wein überreichte, der der adeligen Umgebung entstammt.

Und dann war es Stefan Görauch, der Abschliessendes ausdrückte und zum kulinarischen Verwöhnen samt langem, gar lebhaftem Gedankenaustausch gerne einlud.