Bio Glarus: Grünes Licht für Reformen

Das am heftigsten und längsten diskutierte Thema an der von Jakob Zentner, Elm, geleiteten Hauptversammlung von Bio Glarus am letzten Freitag im „Stadthof“ Glarus war die gemeinsam mit dem Bauernverband, dem IP-Ring und weitern bäuerlichen Organisationen eingefädelten Vorbereitungen für die „Weiterentwicklung der bäuerlichen Organisationen“, die nun in Zusammenarbeit mit der Agridea in Lindau konkretisiert werden soll.



Im Rampenlicht der Bio-HV (von links): Regina Fuhrer; Käthi Schnyder
Im Rampenlicht der Bio-HV (von links): Regina Fuhrer; Käthi Schnyder

Im Wesentlich geht es um die Effizienzsteigerung der zahlreichen Verbände und die Erhöhung des Stellenwerts des Bauernverbandes als oberste Organisationen, auch im politischen Bereich. Vor allem wünscht der Kanton, dass die Bauern nur noch mit einer Stimme sprechen und die Verwaltung einen einzigen Ansprechpartner hat. Die vom Kanton einberufene Zukunftskonferenz befasste sich u.a. mit dem gleichen Thema; Synergien sind denkbar.

Zustimmung



Der Begriff „Weiterentwicklung“ dünkte viele zu wenig konkret. Der Präsident es IP-Rings, Hansruedi Zweifel, Linthal, bemerkte dazu, es sei vorstellbar, dass in Zukunft z.B. der IP-Ring nicht mehr als selbständige Organisation tätig sei, sondern dass die IP-Anliegen einer Kommission des Bauernverbandes anvertraut würden.

Schliesslich stimmte die Versammlung bei nur einer Gegenstimme für die auf 2400 Franken bezifferte Beteiligung am Projekt und billigte damit auch eine Beitragserhöhung um 10 Franken (der Beitrag an die Studie macht pro Mitglied rund 30 Franken aus; sie sollen in drei Jahrestranchen erlegt werden). Nachdem der IP-Ring schon im Januar die auf ihn entfallende Tranche von 9600 Franken bewilligt hatte, kann nun die Reform in Angriff genommen werden.

Sorgen um den Milchpreis

Sorgen bereitet den Bio-Bauern der Milchpreis, der irgendwie ins Rutschen bekommen ist, wie Jakob Rychen, Mollis, feststellen musste. Probleme bereitet die überschüssige Milch, für die ein sehr tiefer Preis bezahlt wird. Mit 17 Millionen Litern war der Biomilchverkauf im letzten Jahr aber sehr erfreulich.

Ruedi Luchsinger, Raben, Schwanden, baut in Zusigen eine neue Käserei für die Herstellung von Bio-Käse aus Kuhmilch, speziell Weichkäse, aber auch Halbhart- und Raclettekäse; er will im Juli mit der Produktion beginnen. Das ist ein Lichtblick für die Milchproduzenten.

Neues Vorstandsmitglied

An Stelle von Salome Lüthi, Engi, wurde Käthi Schnyder, Niederurnen, in den Vorstand gewählt. Geschäftsführerin Barbara Sulzer, Mollis, ehrte neben Salome Lüthi auch den nach fünfjähriger Tätigkeit zurückgetretenen Bio-Berater Klaus Böhler, Seuzach. Seine Nachfolgerin ist Bettina Springer, Winterthur, welche die Beratung im Auftrag des Kantons anbietet. Präsident Zentner und Barbara Sulzer stellten auch das Jahresprogramm 2009 vor; es sieht u.a. wieder Bio-Gastro-Tage vor.

Skepsis

Zur Sprache kam die Impfung gegen die Blauzungenkrankheit, die Jakob Zentner im Jahresbericht als fragwürdig bezeichnete, weil (letztes Jahr) zum Teil nicht bio-gerechte schwermetallhaltige Impfstoffe eingesetzt wurden (das ist heuer nicht mehr Fall). Auch Jakob Rychen äusserte Bedenken; die Aborte als Folge der Impfungen müssten entschädigt werden. Die Präsidentin von Bio Suisse, Regina Fuhrer, Burgistein BE, äusserte sich ebenfalls skeptisch; die heurige Impfung müsse man dulden, aber im Herbst müsse wegen der (vermuteten) Schäden Bilanz gezogen werden. Die Impfgegner dürften auf keinen Fall kriminalisiert werden. Zentner hatte anderseits die Bekämpfung der Bovinen Virusdiarrhoe (BVD) als durchdacht und seriös vorbereitet bezeichnet.

Bio-Qualitäten in den Freihandel einbringen

Regina Fuhrer widmete ihre Ausführungen vor allem den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen, zu dem man nicht einfach nur nein sagen könne. Es gilt, die Errungenschafen im Bio-Bereich einzubringen und unsere Landwirtschaft auf keinen Fall dem (tieferen) EU-Niveau anzupassen. Fuhrer nannte als schweizerische Vorteile den Tierschutz, die Ökologie, die Gentechnik-Freiheit und auch den sozialen Standard als erhaltenswert. Wir müssten eine Qualitätsstrategie pflegen zusammen auch mit der Lebensmittelwirtschaft. Schön wäre es, wenn sich bei uns ein „Konsumpatriotismus“ entwickeln würde.