Blindentorball: eine besondere Erfahrung

Rundum ist es dunkel, nur Geräusche lassen ein Orientieren zu Blindentorball – eine fordernde Randsportart.



Intensiv wird gecoacht und geübt. Später wird alles unter Wettkampfbedingungen im Spiel umgesetzt. (Bilder: pm.)
Intensiv wird gecoacht und geübt. Später wird alles unter Wettkampfbedingungen im Spiel umgesetzt. (Bilder: pm.)

Ein junges Kind in der Geschichte der Glarner Sportbewegung ist der Torballclub Glarus. Gegründet wurde er im Dezember des vergangenen Jahres. Erste Präsidentin des Vereins mit seinen 25 Mitgliedern ist die Stadtglarnerin Ramona Bolliger. Die Clubverantwortlichen und die engagierten Mitglieder hängen ihre sportlichen Erfolge, das lange und fordernde Training und die Namen der teilweise prominenten Mitglieder – sie waren auch schon an Welt-, Europa- und Landesmeisterschaften mehrmals erfolgreich – nicht an die grosse Glocke. Trainiert und an Meisterschaften teilgenommen wird um der Sache willen – und weil es allen spürbar Spass macht. Einst war diese Form des Torballs ausschliesslich Sache für Blinde und stark Sehbehinderte. In jüngster Zeit tun auch Sehende mit – sich in eine ungewohnte und fordernde Welt begebend. So gehören dem Torballclub auch Jugendliche ab zehn Jahren an, die in Trainings und Meisterschaften tatkräftig mitwirken, sich in einer Welt zurechtfinden lernen, die Blinden und Sehbehinderten längst vertraut ist. Beim Betreten des Trainingsraums – der Zaunturnhalle Glarus – spürt und sieht man, dass etwas Fremdes, Ungewohntes im Tun ist. Alle tragen schwarze, lichtundurchlässige Augenbinden, orientieren sich am Klang der Glöcklein, die im Hohlraum des 500 Gramm wiegenden Spielballs liegen, und hören, wenn der abgespielte Ball eine der drei Klingelschnüre berührt, die 40 Zentimeter ab Boden und in genau festgelegten Abständen quer übers sieben mal sechzehn Meter messende Spielfeld gespannt sind. Die je drei Spielenden – bei den Jugendlichen sind die Mannschaften gemischt – halten sich in ihren Mannschaftsräumen auf, zuerst kauernd und hochkonzentriert auf den Abschlag des Balls bei der gegnerischen Mannschaft lauschend. Nachher legen sich alle quer zur Wurfrichtung hin – was übrigens blitzschnell geschieht. Es wird versucht, den Ball so zu blockieren, dass er nichts ins Tor gelangt. Dank drei Matten, die vor dem Tor auf dem Boden fixiert sind, ist das Orientieren möglich. Misserfolge – lies Tore – müssen verkraftbar sein, das Spiel geht nämlich sofort weiter. Der Torraum beansprucht die ganze Breite eines Spielfelds, die Tore selber sind 130 Zentimeter hoch Die Spielenden sind stets darauf angewiesen, dass totale Stille unter den Zuschauern und zwischen ihnen herrscht, sonst ist das Orientieren erschwert oder gar unmöglich.

Die wichtigsten Regeln

Ein Spiel dauert zwei mal fünf Minuten, was vom zeitlichen Aufwand her als kurz einzustufen ist. Spielt man aber selber, können diese Zeitspannen recht lange werden. In gewissen Situationen wird die Spielzeit angehalten – dies bei Auswechslungen, Time-out, Freistoss oder Penalty. Recht viel Personal kümmert sich um den geordneten Spielablauf und die Einhaltung aller Regeln. Schiedsrichter, Zeitnehmer, Protokollführer und vier Torrichter sind im Einsatz. Jedem Team können bis drei Auswechselspieler angehören. Auswechslungen sind während des Spiels und in der Pause möglich. Der Ball muss – wenn er im Besitze einer Mannschaft ist – innerhalb von acht Sekunden Richtung gegnerisches Tor, natürlich möglichst erfolgreich, abgespielt werden. Bei Ballverlusten, dem Verhängen eines Freistosses oder Penaltys gibt es Sanktionen, die allen bekannt sind.

Die Freude am Mittun

Zuschauende staunen oft, wie präzise und wuchtig Bälle Richtung gegnerisches Tor abgegeben werden, wie hoch die Treffsicherheit ist und wie tief der Ball fliegt oder rollt, er soll ja die mit Glöcklein versehenen Leinen nicht touchieren. Die Betreuer am Spielfeldrand achten darauf, dass die Spieler sich nicht zu nahe beieinander positionieren. So lassen sich Körperkontakte beim Einsatz vermeiden. Die Spielenden unterhalten sich zumeist nur leise, helfen einander, wenn es notwendig scheint und üben alle Spielzüge unter Leitung der erwachsenen Trainer noch und noch ein, legen eine Pause ein, beginnen mit Eingeübtem nochmals von vorn und sind spürbar bemüht, alles möglichst perfekt hinzukriegen, natürlich mit dem Ziel, im Wettkampf alles erfolgreich umzusetzen. Trainieren aber die Erwachsenen, geht alles viel schneller, wuchtiger, gezielter. Der Ball wird enorm schnell Richtung gegnerisches Tor geworfen, blitzschnell zurückgegeben. Vor dem Abwurf wird die eigene Position geändert, ganz leise, damits der Gegner nicht hört. Die Dreierteams verteilen sich im eigenen Raum bewusst stark, halten aber Grenzen zu den Mitspielenden ein, man will sich ja beim Abwehren des Balls nicht gegenseitig behindern oder gar verletzen. Die immense Konzentration fällt erneut auf. Stets wirken alle enorm kollegial, ruhig, munter. Über Mittag ist im «Zaun» jeweils Verpflegungspause. Für alles ist vorgesorgt, alle werden sogar mit Kaffee und Kuchen verwöhnt.

Nun werden die Trainingseinheiten intensiver, da bald die Schweizerische Meisterschaft ansteht. Die ideenreich agierenden Mitglieder des jungen Vereins organisieren das Geschehen im kommenden Jahr und beteiligen sich auch grad noch an der Meisterschaft. Ein derart umfassendes Engagement ist doch eher selten und soll deshalb gebührend hervorgehoben werden.

Zukünftiges


Damit der Torballclub seinen Sport breiter bekannt machen kann, informiert er mit regelmässigen Berichterstattungen in diversen Medien und macht auf Erfolge und das Clubgeschehen aufmerksam. Zudem sind unter www.tbglarus11.ch weitere Infos abrufbar. Ein bedeutsamer Tag wird der 23. März sein. Drei Jugendteams, zwei in der Kategorie U14, eins bei den U20 bestreiten die Schweizer Meisterschaft, ein Herrenteam beteiligt sich an der ersten Vorrunde zur gesamtschweizerischen Meisterschaft. Spätestens dann wird sich zArtikeleigen, wie erfolgreich trainiert worden ist.