Blues aus Italien in Glarus – wortreich und klangstark

Was in geheimnisvoller Art mit «G & The Doctor» war, nahm mit dem Besuch der Kulturbuchhandlung Wortreich konkrete Formen an. Und die vielen spürbar begeisterten, mitswingenden Zuhörerinnen und Zuhörern hatten ihr Kommen in keiner Sekunde zu bereuen. Da kamen so viel Kraft, Beseeltheit und riesige Direktheit ab Bühne in den stark besetzten Raum.



Gloria Turrini und Mecco Guidi sind seit 2010 auf vielen Bühnen unterwegs. (Bilder: p.meier)
Gloria Turrini und Mecco Guidi sind seit 2010 auf vielen Bühnen unterwegs. (Bilder: p.meier)

Wie gewohnt begrüsste Christa Pellicciotta, wortreich, herzlich und schwungvoll – auf zu erwartende Klänge und Texte abgestimmt. Bald seien eine Lesung und Filmvorführungen angesagt. Unter anderem würden sich Bauern, Wildhüter und Autoren zu Wölfen äussern.
Aber das hatte mit dem Konzert rein gar nichts zu tun – gehört aber mit willkommener Regelmässigkeit zum attraktiven Kulturangebot des kreativ tätigen Teams.

Vorgestellt wurden dann die «Hauptakteure» – für die mit Spannung erwartete Aufführung. Sie waren eigens aus Ravenna angereist. Gloria Turrini und Mecco Guidi sind seit 2010 auf vielen Bühnen unterwegs. Es ehrt die Glarner, dass sie den weiten Weg zurückgelegt hatten, um aufzutreten. Der lange Reiseweg hatte keinerlei Spuren von Ermüdung hinterlassen. Gegenteiliges schien der Fall. Es ergänzten sich Schwung, enorme Ausdruckskraft, Routine, beseelte Freude und eine beneidenswerte Fülle an Kraft, riesigen Kenntnissen der Blues-Szene, erzählerisches, stimmliches und spieltechnisches Können.

Wer der englischen Sprache nicht so mächtig war, konnte nicht alles aufnehmen, was Gloria Turrini mit viel Charme und Schwung auftischte. Zuweilen sah man in der Fülle von technischen Gerätschaften nur ihren Kopf, freute sich an den Blumen im Haar, erahnte ihr Strahlen und leistete ihren Aufforderungen gerne Folge, wenn es ums Mitsingen und Klatschen ging. Der «Begleitchor» tat gerne und spürbar gekonnt mit und erhielt ab Bühne verdienten Applaus.

Gloria Turrini zeigte auf, welche Beziehungen sie zu den mit riesiger Leidenschaft und hohem Können angebotenen Texten hat, was bewegt, tragisch, fröhlich, versponnen, willkommen ist, was traurig stimmt. Man glaubte ihr gerne. Und man staunte immer wieder, wie gekonnt, hochprofessionell  und raffiniert sie auszusingen und auf dem Schlagzeug zu begleiten weiss.
In gar nichts stand ihr Mecco Guidi nach. Sein elegantes und riesig stimmiges Begleiten, seine hohe Präsenz und die verblüffend temporeichen Soli, sein kunstreiches und kraftvolles Mittragen, die hohe spieltechnische Reife und Eleganz führten oft zu mehr als verdientem Szenenapplaus. Alles war gegenseitig in perfekter Weise abgestimmt.

In viele Welten des gepflegten Blues wurde man über mehr als zwei Stunden hinweg entführt, wurde zum Verweilen in mannigfaltige Erlebniswelten eingeladen, die zuweilen mit der Wirklichkeit kokettieren, mit dezidierten Statements zu tun haben oder einfach willkommenes Träumen, Kraft und Innigkeit bedeuten.

Die Zahl der Zugaben sei nicht erwähnt, es war so etwas wie ein «Nachkonzert», war Abschied von gar kunstreicher und intensiver Livemusik. Wer noch weiterträumen, sich erneut reinhören wollte, erwarb eine der angebotenen CDs und tauschte an der kleinen feinen Bar Gedanken aus.