Blues im Wortreich – wenn es so richtig losgeht

Es sei einfach wunderbar – Francesco Piu wiederholte seine Aussage zu Recht; was nämlich an Live-Klängen auf der kleinsten Bühne der kleinsten Hauptstadt abging, war eine aus höchster Tonstärke, Beseeltheit, gesanglicher Vielfalt und perkussionistischem Reichtum erfüllte Kompaktheit, der man sich nicht entziehen konnte. Es hallte in den Ohren zuweilen nach, was ab Bühne geboten war. Es war zugleich ein ganz besonderes Vergnügen, den Musikern zuschauen zu können, ihren enormen gestalterischen Reichtum miterleben zu dürfen.



Blues im Wortreich – wenn es so richtig losgeht

Da wurde nie profilike drauflosmusiziert, war irgendeine Dutzendware aus der sagenhaft reichhaltigen Welt des Blues. Es wurde eine Beseeltheit hörbar, die bei vielen Besucherinnen und Besuchern in der Kulturbuchhandlung Wortreich bald in uneingeschränkte Bewunderung und Begeisterung wechselte. Es spielte keine Rolle mehr, ob die aus irgendeinem US-amerikanischen Blueslokal stammenden Texte verständlich rüberkamen.

Der Interpretationsreichtum, die Virtuosität und die gestalterische Intensität der drei Vollblutmusiker waren erfüllend, absolut überzeugend.
Da war der Sänger Francesco Piu mit Jahrgang 1981aus Sardinien, seit 20 Jahren auf Tournee, mitreissender Gestalter unzähliger Konzerte. Seine Brille sass, die Gitarre war bald zur Hand, gestimmt war das Instrument in Windeseile. Dank tadellos funktionierender Elektronik ging es dann zur Sache. Mit leicht rauchiger Stimme und hochgradiger Leidenschaft wurden die Texte zum Leben erweckt. Es knallte, keuchte, krachte, jaulte, in Windeseile ging es von Leidenschaftlichem hin zum Einherträumen, Ersehnen und Ausleben beinahe aller Gefühlen, die der Blues in sich hat. Alles war so kraftvoll, beseelt, präzise, riesig gekonnt. Gestützt wusste sich Piu von Paolo Succu und Silvio Centamore. Sie bearbeiteten das Schlagwerk unglaublich gekonnt, wirkten enorm gesamtheitlich. Der Rhythmus nahm körperlich breiten Raum ein. Da wurden so viel Leidenschaft, ein riesiges Miteinander spürbar.

Es gab berechtigte Komplimente an Christa und Gabriele Pellicciotta von der Kulturbuchhandlung, sie gar kreative Gastgeber. Es wurde das Publikum einbezogen, das mitklatschte und ein klein wenig Akzente zu setzen wusste, mit Begeisterung und Anerkennung nie zurückhielt.

Nach der Pause lernte man einen Francesco Piu kennen, der ohne Verstärkung und vor der Bühne sang, man schätzte Stille und Innigkeit. Das lange Finale hatte es dann in sich, war so etwas wie Offenbarung und Zusammenfassung.

Auch nach dem Verlassen der Buchhandlung hallten Rhythmus und Wildheit weiter. Es war ein gar besonderes Begegnen mit Ausgestaltenden, denen die spürbare innere Begeisterung auf wohltuende Art zur verinnerlichten Ganzheit geworden ist.