Blues vom Feinsten mit Veronica Sbergia & Band im «Wortreich» Glarus

Draussen war es ungemütlich kalt, nach dem Betreten der Kulturbuchhandlung «Wortreich» In Glarus verflogen alle negativen Gefühle. Und bald wurde klar, dass sich etwas Ungewohntes vor «ausverkauftem Haus» ereignen würde. Die leidenschaftlich und enorm gefühlvoll erläuternde Sängerin Veronica Sbergia führte durch eine Programmfülle, die es in sich hatte, so viel Gehaltvolles aufwies und auch einem Unkundigen den Weg in die Blues-Szene blitzschnell öffnete.



Impressionen vom Blues-Konzert mit Veronica Sbergia & Band im «Wortreich» Glarus (Bilder: peter meier)
Impressionen vom Blues-Konzert mit Veronica Sbergia & Band im «Wortreich» Glarus (Bilder: peter meier)

Es dominierten eine riesige Herzlichkeit, ebenso grosse Anteilnahme beim Aufklingen der zahlreichen Melodien und wahre Wogen von anerkennendem Applaus. Veronica Sbergia – im «Wortreich» keine Unbekannte – stellte zuerst mal die Mitgestaltenden Simone Scifoni, Klavier; Max de Bernardi, Gitarre; Lino Muoio, Mandoline und Dario Polerani am Kontrabass vor. Wie alle miteinander harmonierten, war beeindruckend hochklassig, mit ganz vielen Gefühlen und riesigem spielerischem Können verbunden. Und für alle hatte es für kurze oder längere Soli Platz, sie quetschten sich auf der wohl kleinsten Bühne der ebenso kleinsten Hauptstadt aneinander vorbei, gastierten für wertvolle Momente ganz vorne, wussten sich bestens begleitet und gestalteten mit hohem Können aus, virtuos, gefühlvoll und hoch motiviert, fern jeglichem gefühllosen Runterspielen.

Veronica Sbergia entschied sich, in ihrer Muttersprache anzusagen, gestenreich mit viel Melodie und gestenstarkem Untermalen. Auch wer sich in der italienischen Sprache nicht so gut auskannte, bekam Wesentliches beinahe problemlos mit. Mit Blues sind Kokettes, Flirt, Anbändeln, feurige Liebe, leicht Obszönes, Klauen, Fernweh, Frauenschicksale, hehre heimatliche Gefühle, Abschweifen, genüssliches Verharren, Sehnsucht beinahe untrennbar verbunden sind in Musikalischem eingebettet, das ab Bühne so perfekt einherkam.

Spontan fragte die temperamentvolle, sich stets kraftvoll und beseelt ausdrückende Sängerin ins Publikum, wer sich als «Blues-Lover» outen wolle – es meldeten sich viele. Und dann folgte eine Einführung nach der anderen, beispielsweise zu Sweet Marihuana, zu Halleluja Joe – zu nicht Weltbewegendem, aber zu Schönheiten, die so innig sein können und echt berühren. Man freute sich auf Weiterführendes, konnte mitvollziehen und mitgeniessen, ein klein wenig mitsummen oder sich sogar in den «grossen Publikumschor» mit kurzen, markigen Botschaften reinbegeben. 

Veronica Sbergia verkörpert eine Gesamtheit, gibt sich in Gesang und Rhythmus ebenso intensiv hin, wie es bei den vier Begleitern, die durchaus das eine oder andere Solo bewegendst auszugestalten wissen, kurze Ansagen – zuweilen auch in Deutsch – machen und ebenso genussvoll mitswingen, wie es bei der Sängerin mit ihrem ganz besonderen Waschbrett, das als Rhythmusinstrument dient, der Fall ist.