Braucht die Schweiz den Gripen?

Zentrales Thema der diesjährigen SVP-Tagung in Elm bildete die Beschaffung der Kampfflugzeuge Gripen aus Schweden. Divisionär Bernhard Müller orientierte über die Luftsicherheit der Schweiz, Martin Sauter, Geschäftsführer von der Firma Sauter Bachmann AG, über die Kompensationsgeschäfte und Nationalrat Toni Bortoluzzi über die Finanzierung.



Im Gespräch über die Gripenbeschaffung vertieft; Martin Sauter von der Firma Sauter Bachmann AG (links) und Divisionär Bernhard Müller
Im Gespräch über die Gripenbeschaffung vertieft; Martin Sauter von der Firma Sauter Bachmann AG (links) und Divisionär Bernhard Müller

Im Saal im wiedereröffneten Hotel Sardona in Elm konnte Walter Elmer eine sehr grosse Zahl an Mitgliedern und Gäste begrüssen. Das Interesse an detaillierten Informationen zu der Beschaffung von Kampfflugzeugen ist sehr gross und man war gespannt, was die drei Referenten an diesem Samstagvormittag zu berichten hatten.

Kampfflugzeugbeschaffung


Divisionär Bernhard Müller, Chef Einsatz Luftwaffe, startete sein Referat mit einem Blick zurück in die Vergangenheit. «Vor rund 100 Jahren hat das Schweizervolk 1,7 Millionen Franken gespendet und dadurch die Grundlage für die Militärische Aviatik gelegt.» In seinem Referat sprach er eindrücklich von der Notwendigkeit einer Luftwaffe, einer modernen und rasch einsetzbaren Luftwaffe. «Wir müssen für den unwahrscheinlichsten Fall vorbereitet sein. Wie die vergangenen Jahre gezeigt haben, hat sich die politische Lage in verschiedenen Ländern blitzartig verändert.» Aus diesem Grund, so Müller weiter, wurde ab 2008 mit der Evaluation von neuen, leistungsfähigen Kampfflugzeugen gestartet und entschied sich dann für die Beschaffung des Typen Gripen. Sofern das Volk in der Abstimmung im Mai 2014 Ja zur Finanzierung sagt, könnten 2018 die ersten Flugzeuge vom Typ Gripen in der Schweiz zum Einsatz gelangen. «Der Gripen ist die richtige Wahl. Es handelt sich dabei um ein leistungsfähiges Kampfflugzeug mit tiefen Betriebskosten, technologisch top und mit dem modernsten Radarsystem ausgerüstet.» Müller betonte, dass der Vertrag mit dem Staat Schweden und nicht mit der Firma abgeschlossen wurde. «Das bedeutet auch, dass der Staat Schweden haftet und das ist für uns die beste Garantie.» Fazit sei, führte Müller weiter aus, dass die Schweiz einen Ersatz für den F 5 Tiger benötigt, damit die Luftwaffe als System auch weiterhin funktioniere.

Kompensationsgeschäfte


Über das Kompensationsgeschäft (Offset-Geschäfte) im Zusammenhang mit der Gripenbeschaffung orientierte Martin Sauter, Geschäftsführer der Firma Sauter Bachmann AG, und erklärte, was das für sein Unternehmen bedeute. «Wenn die Schweiz Rüstungsgüter im Ausland für eine bestimmte Summe einkauft, dann ist der ausländische Hersteller verpflichtet, für den gleichen Betrag Geschäfte mit Schweizer Unternehmen zu tätigen. «Damit könne Umsatz generiert, aber auch technisches Know-how erworben werden. Sauter erklärte anschliessend, wie weit der Weg war, bis seine Firma erstmals Teile für die Flugzeugindustrie an GE liefern konnte. «Wir sind 25-mal nach Amerika geflogen, und ebenso viele Besuche hatten wir von den Verantwortlichen von GE.» Es habe über zwei Jahre gedauert, bis sie einen ersten Musterauftrag erhielten. Heute sei man Alleinlieferant bei GE für ein spezielles Teil für das Flugzeug-Triebwerk. Sauter Bachmann ist heute ein wichtiger Lieferant mit einem weltweit anerkannten Namen. «Stand heute: Wir konnten im Zusammenhang mit der Gripenbeschaffung 119 Firmen-Bestellungen im Wert von 300 Millionen Franken entgegennehmen.» Sauter erklärte, dass insgesamt 2,2 Milliarden Franken Kompensationsaufträge bis 2024 in der Schweiz platziert würden.

Gripenfinanzierung


Über die mögliche Finanzierung der Gripenbeschaffung referierte Nationalrat Toni Bortoluzzi, wobei er gleich zu Beginn bestätigte, dass das Referendum mit rund 80 000 Unterschriften zustande gekommen sei und im Mai darüber abgestimmt werde. Im Nationalrat und auch im Ständerat habe man der Finanzierung der Gripen zugestimmt, nun müsse das Volk noch darüber entscheiden. «Das Volk wird dann über sieben Artikel und nicht über die eigentliche Finanzierung der Gripen direkt abstimmen.» Es handle sich um ein Bundesgesetz über den Fonds zur Beschaffung des Kampfflugzeuges Gripen (Gripen-Fonds-Gesetz). Bei diesem Fonds handle es sich um etwas Aussergewöhnliches, das geschaffen wurde, um überhaupt das Referendum ergreifen zu können. «Um unsere Souveränität zu pflegen, benötigen wir eine gewisse Sicherheit und dazu gehört eine Luftwaffe mit modernsten Kampfflugzeugen.» In diesem Zusammenhang zähle er bei der kommenden Volksabstimmung im Mai auf die Glarner, welche in der Vergangenheit immer bewiesen haben, dass sie mehrheitlich hinter einer gut gerüsteten Armee stehen.

Im Anschluss an die drei äusserst interessanten und informativen Referate gab es unter der Leitung von alt Landrat Walter Elmer eine engagierte Diskussionsrunde, in der auch die Frage nach der Patrouille Suisse auftrat. Divisionär Müller konnte beruhigen, sie würde auch nach dem Kauf der Gripen-Flugzeuge weiter bestehen, allerdings in einer etwas anderen Form.