Bremsen und sistieren

Am Montag, 7. Oktober, informierte der Gemeinderat von Glarus Süd die Parteienvertreter und die Medien über die strikten Zielvorgaben, welche er am 3. Oktober beim Verabschieden des Budgets 2025 anwendete. Sonst drohe die Schuldenbremse und damit ein Investitionsstau.



Der Gemeinderat Süd hat Einsparungen im Gepäck (von links): Martin Baumgartner, Stefan Maduz, Hans Rudolf Forrer und Rafaela Hug. (Bilder: e.huber)
Der Gemeinderat Süd hat Einsparungen im Gepäck (von links): Martin Baumgartner, Stefan Maduz, Hans Rudolf Forrer und Rafaela Hug. (Bilder: e.huber)

Es ist nicht nur die fehlende Nutzungsplanung und das Ereignis Wagenrunse, welches viele Ressourcen der Gemeinde bindet, welche dem Gemeinderat Sorgen bereiten. Auch die finanzielle Situation ist kritisch. Die Gemeinde baute in den vergangenen Jahren in grossen Schritten Nettovermögen ab, die zusätzlichen Einnahmen aus höheren Steuern und dem kantonalen Finanzausgleich konnten die Situation nicht nachhaltig verbessern. Die Ausgaben steigen, ebenso die Zinsen auf Fremdkapital, während der Selbstfinanzierungsgrad sinkt. Schon jetzt ist aus dem einstigen Nettovermögen eine Nettoschuld geworden, wenn es so weitergeht, greift bald die kantonale Schuldenbremse, was Investitionen weitgehend verunmöglicht. Das will der Gemeinderat verhindern, deshalb unterbreitet er der Gemeinde an der Budgetversammlung vom 21. November ein Budget mit einem Sparpaket und klaren Zielvorgaben.

Anstatt wie usprünglich geplant 14 Mio. Franken zu investieren, hat der Gemeinderat die Nettoinvestitionen für 2025 auf 8 Mio. Franken reduziert, für die Folgejahre sogar auf 6 Mio. Franken. Auch die Erfolgsrechnung müsse deutlich verbessert werden, um weitere Verschuldung zu stoppen – um 3 Mio. Franken bis 2028.

Der engere Gürtel

Das ursprüngliche Budget – so Gemeindepräsident Hans Rudolf Forrer gehe nicht auf, deshalb gelte es, den Gürtel enger zu schnallen und über alle Departemente hinweg weniger zu investieren, denn «wir müssen einen Mittelweg finden zwischen notwendigen Investitionen in die Kerninfrastrukturen und der Sicherung unserer finanziellen Stabilität.» Es werden freiwillige Dienstleistungen gestrichen, man konzentriere sich auf die gesetzlich definierten Aufgaben, wobei die Versorgungssicherheit oberstes Ziel bleibe. Rafaela Hug vom Departement Tiefbau und Werke spricht von einem «schmalen Grat», denn es bestehe etwa bei der Wasserversorgung dringender Investitionsbedarf. Zudem wolle man, so Stefan Maduz, Departementsvorsteher Wirtschaft und Finanzen, bei den Vereinbarungen mit dem Kanton über die Waldbewirtschaftung und die Naturgefahren ein gutes Ergebnis erzielen.

Das Gemeindehaus

Obwohl 2023 – noch unter günstigeren Aussichten – beschlossen, werde der geplante Bau des neuen Gemeindehauses in Schwanden bis mindestens Februar 2025 aufgeschoben, ebenso die zweite Etappe Renovation altes Schulhaus in Matt und die Sanierung Schiessanlage Linthal. «Unser Ziel muss es bleiben, die wesentliche Infrastruktur zu erhalten und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Gemeinde zu bewahren. Dabei müssen wir jedoch schmerzhafte Kürzungen vornehmen und zusätzlichen Effort leisten», so Stefan Maduz. Weitere Einsparungen betreffen die Anpassung bei der Lohnentwicklung und die Streichung einiger freiwilliger Dienstleistungen. Zudem soll die Schule Braunwald bereits ab Schuljahr 2025/2026 sistiert werden.

Akzeptanz gewinnen

Doch das vielleicht schwierigste Unterfangen bleibt es, die Bewohnerinnen und Bewohner von Glarus Süd über den Ernst der Lage ins Klare zu bringen. Denn, so der Gemeindepräsident: «Wenn man diese Zahlen sieht, weiss man, es sind alle gefordert. Wir haben zu viel aufs Mal gemacht in kurzer Zeit und jetzt merken wir: Die Rechnung geht nicht auf.» Man hoffe auf einen guten Abschluss 2024, werde aber die Bevölkerung vorgängig zur Budgetgemeinde am 11. November bei einer Veranstaltung über die Notwendigkeiten informieren. Zudem werde die Gemeinde – im 1. Semester 2025 – in Zusammenarbeit mit Kanton und Externen die Effizienz analysieren, um Potenziale zu finden, wie das Ergebnis verbessert werden kann. Ebenfalls 2025 soll – an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung –

über die Nutzungsplanung beschlossen werden, denn solange diese nicht verabschiedet ist, stehen in Glarus Süd Bauprojekte still und genau diese Wohnungen und Häuser brauche es, um zahlungskräftige Bürger in den Süden zu bringen.