Brustkrebs möglichst früh erkennen

«Wir behandeln nicht ein Organ, sondern den Menschen.» Diesem Leitsatz lebt die Frauenklinik des Kantonsspitals Glarus nach. So zum Beispiel in der Brustsprechstunde, wo der Frau die Angst genommen oder eine Krebserkrankung möglichst früh erkannt werden soll.



Dr. med. Nicolas von Rechenberg
Dr. med. Nicolas von Rechenberg

Ein ertasteter Knoten, Schmerzen in der Brust, eine Rötung, Veränderungen der Haut oder der Brustwarze: Solche Beobachtungen beunruhigen, machen Angst. Die Frage taucht unweigerlich auf: Ist es gutartig oder nicht?

«Es ist wichtig, dass sich die Frauen in solchen Situationen an den Hausarzt oder an den Spezialisten für Frauenkrankheiten wenden», sagt Dr. med. Nicolas von Rechenberg, seit neun Jahren Chefarzt Frauenklinik am Kantonsspital Glarus. Die Häufigkeit des Arztbesuches aufgrund von Brustveränderungen habe in jüngster Zeit deutlich zugenommen: «Das Bedürfnis nach Abklärung, die Sicherheit vermittelt, ist gross und verständlich. Wir haben deshalb an der Frauenklinik beschlossen, unsere Kompetenz auf diesem Gebiet zu vertiefen und eine umfassende Beratung anzubieten. Diese haben wir in den vergangenen zwei Jahren aufgebaut.»

Mit der Aufwertung der Brustsprechstunde verfolgt die Frauenklinik zwei Ziele: Die Abklärung von Brustbefunden, um der Frau die Angst zu nehmen, sowie die Früherkennung von Brustkrebserkrankungen, um die Heilungsaussichten entscheidend zu verbessern. Im vergangenen Jahr wurde am Spital bei 49 Patientinnen Brustkrebs diagnostiziert, 2006 bei 34. «Das ist sehr viel für unseren kleinen Kanton», so der Chefarzt.

Brust regelmässig selber untersuchen


Statistisch gesehen erkrankt jede zehnte bis zwölfte Frau an Brustkrebs – es ist bei Frauen die häufigste Krebsart. Obwohl man sagt, dass das Alter das grösste Risiko darstellt, sind auch junge Frauen davon betroffen. N. von Rechenberg hat schon eine 19-jährige Frau wegen Brustkrebs behandelt. «Deshalb muss die Brust nicht erst ab 50 regelmässig kontrolliert werden. Und es reicht auch nicht, dies nur bei den Routineuntersuchungen, die jährlich oder nur jedes zweite Jahr durchgeführt werden, zu tun.» Für die Selbstuntersuchung der Brust gibt es spezielle Kurse: Dr. med. Elisabeth Tanner, leitende Ärztin an der Frauenklinik, engagiert sich seit Jahren in der Krebsliga des Kantons Glarus und leitet in diesem Rahmen auch die entsprechenden Anlässe.

In der Brustsprechstunde beinhaltet die Abklärung eine sorgfältige Befragung, die klinische Untersuchung, bildgebende Verfahren wie Mammografie und Ultraschall, eventuell die feingewebliche Untersuchung durch eine sogenannte Stanzbiopsie, allenfalls die Planung einer Operation. «Vor allem meine beiden leitenden Ärztinnen Reta Bossi und Elisabeth Tanner haben sich intensiv auf diesem Gebiet fortgebildet und garantieren für Kompetenz», sagt der Chefarzt.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit


Notwendig ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit – beispielsweise mit der Radiologie und der Onkologie am Kantonsspital Glarus, mit den Pathologen und Strahlentherapeuten in Chur, mit Dr. Edith Wolfinger, Konsiliarärztin für plastische und Wiederherstellungschirurgie, mit der Beratungsstelle BTS, der Krebsliga, den Selbsthilfegruppen und dem Sozialdienst am Spital. Die Koordination dieser Zusammenarbeit übernimmt die Frauenklinik.

Jeden Dienstag findet in Glarus eine Besprechung von Gynäkologie, Onkologie und den Strahlenspezialisten statt. Jeder Fall wird individuell beurteilt, um der Patientin die bestmögliche Behandlung vorschlagen zu können. «Brustkrebs ist nicht Brustkrebs, es gibt sehr viele unterschiedliche Facetten. Der Krebs hat immer auch eine Beziehung zum Wirt. Wie die Behandlung anschlägt, kann man zum voraus nicht sagen», betont N. von Rechenberg.

Entscheidend für einen guten Verlauf ist die Früherfassung. Auch im Kanton Glarus wird deshalb über ein Mammografie-Screening bei Frauen ab 50 Jahren, wie es der Bund propagiert, diskutiert.

Infos: www.kantonsspitalglarus.ch