Buch mit den Flurnamen

Chlosterstägli, Bolen, Sunneguet, Anggenrai, Stoggblanggen – Flurnamen von Glarus, Riedern, Netstal und Ennenda.



Flurnamen von Glarus, Riedern, Netstal und Ennenda (Bilder: p.meier)
Flurnamen von Glarus, Riedern, Netstal und Ennenda (Bilder: p.meier)

Das Vorhaben, das mit der Entstehung dieses ganz besonderen Buchs verbunden ist, wird der interessierte Öffentlichkeit über grosse Zeitspannen hinweg beschäftigen. Wer sich mit der Bedeutung von Flurnamen vertiefend auseinandersetzen will, wird dem kommenden Herbst mit Spannung entgegensehen. Dann nämlich erscheint besagtes Buch mit dem Titel «Die Flurnamen der Gemeinde Glarus». Es steckt ein ungeheures Mass an Aufwand dahinter. Dass man sich damit befassen konnte und vertiefend informiert wurde, ist den Casino Gesellschaften von Glarus und Ennenda und deren Präsidenten Dr. Jakob Hösli und Hans Thomann zu verdanken. Sie hatten in den «Glärnischbligg» im Gesellschaftshaus Ennenda auch jene eingeladen, die nicht Mitglied der seit vielen Jahrzehnten bestehenden Gemeinschaften sind.

Hans Thomann konnte viele begrüssen, kurz auf die einst gültigen Zielsetzungen der Gesellschaften hinweisen und Stadtglarner Thomas Spälti herzlich willkommen heissen. Er ist «Heber und Leger» dieses begrüssenswerten Vorhabens. Und es wurde deutlich, wie ausdauernd er sich mit weiteren Verantwortlichen fürs Zustandekommen über drei Jahre hinweg eingesetzt hat. Da ist eine Fülle von Namen zusammengetragen worden, die mit beinahe zahllosen Geschichten verknüpft ist. Und Thomas Spälti konnte im Verlaufe seines Referats nun wirklich aus dem Vollen, ja Übervollen schöpfen; aufzeigen, was da geleistet worden ist.

Das Virus habe ihn schon vor zehn Jahren befallen, meinte er, der mit staunenswerter Leichtigkeit in eine Fülle von wahrhaft Erhaltenswertem einführte. Das Buch hielt er in den Händen, verschmitzt rumblickend. Die vielen Seiten im Innern waren noch unbedruckt, sollten aber in den kommenden Monaten gefüllt werden.

Dem Projektteam gehören an: Andi Lienhard, Finanzen; Fritz Marti, Kontakt zum Kanton, Vermittlung; Peter Staub, Kartenmaterial, Nomenklaturkommission; Thomas Spälti, Idee, Redaktion und Gesamtleitung und rund 150 Mitarbeitende.

Das etwas mehr als 300 Seiten umfassende Werk wird in einer Auflage von 1000 Exemplaren zum Kauf angeboten. Es ist in die Kapitel Kartenmaterial, Fotokarten, Namendeutungen, Geschichte und Geschichten, Das Militär in den Fluren, Landesfusswege, Dorfübernamen, Koordination und Infos gegliedert.

Der 63 Jahre zählende Thomas Spälti erläuterte riesig sachkundig, verharrte kurz bei Wissenswertem und führte kompetent durch so vieles, das auch Insider zum Staunen und Schmunzeln brachte, das zuweilen auch leichte Betroffenheit auslöste. Und sachte wurde man darauf hingewiesen, was man noch kaum einmal gehört hatte, also nur andeutungsweise kannte.

Begonnen wurde mit dem «Grüezi-Weg»; erfuhr dann, dass es rund fünf «Spälti-Wege» gebe. Viele Flurnamen haben mit einer Arbeit zu tun, andere weisen auf Landschaftsformen, Pflanzen, Tiere, Volkswitze oder Personen hin. Dazu gehören beispielsweise Torggelweg, Ribi, Stampf, Lini, Tschudihoschet, Stoffel oder Bleichi.
Der Referent vermied es, eine Sammlung derartiger Bezeichnungen zum Besten zu geben. Flurnamen sind auch mit Äckern, Bergen, Wäldern und Wegen verbunden. Viele sind ohne schriftliche Fixierung, sind seit altersher klar zugeordnet. Alteingesessene kennen den jeweiligen Standort, andere werden ihn dank Koordinaten und alphabetischer Aufzählung gewiss finden. Im Buch, so Thomas Spälti, kämen rund 2000 Namen vor. Einige sind vor ungefähr 2600 Jahren entstanden, andere stammen aus der Zeit der Alemannen oder Rätoromanen. Zuweilen sei es enorm schwierig und zeitlich aufwändig gewesen, die genaue Deutung zu finden. Man habe sich nicht selten breit abgesichert und zum Gleichen Sachkundige konsultiert.

So wurde klar, was Uschenriet, Uschi, Ursus und Durs gemeinsam haben, weshalb es in zwei der vier Gemeinden den Kirchweg gibt oder dass beim «Gässlistein» die heimkehrenden Geissen an den jeweiligen Besitzer zurückgegeben worden seien. Die Allmeind gehörte allen, musste aber gepflegt werden.

Die Reise führte durch alle Gemeinden, da und dort wurde gedanklich innegehalten. Dazu gehörte der «Flugzeugvorhang», der im Zweiten Weltkrieg über den Stauseen aufgezogen war; man erfuhr die verschiedenen Deutungen zum «Pandurenweg» sah viele Fotos oder Zeitungsinserate aus früheren Jahrzehnten.

So sei beispielsweise des «Helgähüsli» – am Weg von Ennenda in die Ennetberge – um 1876 bewirtet gewesen. Kurze, träfe Geschichten handelten von der «Chäserenalp», dem Hotel Klöntal, dem «Panamakanal» als Teil des Klöntalersees, einem «Schijenzaun» oder dem von Ziegen und Schafen begangenen, elend schmalen Weg ins «Gleiter».

Thomas Spälti berichtete freimütig über Finanzielles, richtete seinen Dank an verschiedene Sponsoren und Helfer und zeigte auf, wie die vielen Inhalte bekannter gemacht werden könnten.

Da war der spendierte Apéro willkommen, galt es doch vieles zu bereden, zu verdeutlichen oder nachzufragen. Und wie es um angedachte Folgeprojekte steht, wird sich mit der Erscheinung des Buchs gewiss zeigen.