Buchpräsentation und Ausstellung

Bedeutsames über Rosine und Jaques Jenny-Hösli, Porträt eines Glarner Industriellen-Ehepaars.

Zeit und Anteilnahme sind gleichermassen notwendig, um sich mit dem bewegten und bewegenden Leben dieses Ehepaars aus dem 19. Jahrhundert auseinanderzusetzen.

 



Buchpräsentation und Ausstellung

Zeit und Anteilnahme sind gleichermassen notwendig, um sich mit dem bewegten und bewegenden Leben dieses Ehepaars aus dem 19. Jahrhundert auseinanderzusetzen.

Dank der bemerkenswert sorgsamen Arbeit der Autoren Gertrud und Paul Wyrsch-Ineichen sind Fakten zusammengetragen worden, die zu einem Mitvollziehen der besonderen Art geradezu einladen. Man kann sich beim Lesen nicht einfach zurücklehnen, es werden Anteilnahme und Neugierde geweckt, es kommen Mitbeteiligen, Neugierde und Fragen auf. Es wird auf gute Weise eine Leidenschaft geweckt. Buchlektüre und Ausstellung im Obergeschoss der «Baumwollblüte» im Comptoir Daniel Jenny & Cie. in Ennenda sind eine sehenswerte, beeindruckende Einheit.

So wird durch die Ausstellung mit einer Vielzahl von Dokumenten und Fotos auf das Leben des Industriellen-Ehepaars hingewiesen, vieles gar sorgsam chronologisch geordnet. Da ist langes Verweilen angesagt. Staunend erfährt man beispielsweise, wie die Vorbereitungen zur Vermählung der Rosine Hösli (1834 – 1909), Tochter aus gutem Hause mit Jaques Jenny (1821 – 1893), Industriellensohn, geschah. Die Anpreisungen sind so berührend, herzlich niedergeschrieben. Nach wenigen Schritten hält man wieder inne, nimmt von einem Leumundszeugnis Kenntnis, das der Ortspfarrer ausstellte. Dann sind Leitsätze zu einem erfolgreichen Geschäftsleben nachzulesen. Die lauten zum Beispiel: «Alles in der Welt ist eitel» oder «Ordnung und Reinlichkeit sind die ersten aller Sparmittel», dann «Wer entbehren kann, ist reich», oder «Vorsicht behaltet den Sieg». Man gleitet in eine Welt, ist in einem Weltbild, das zum Staunen und Nachvollziehen durchaus einlädt. Man erfährt den Inhalt des Brautbewerbungsschreibens von Jost Hösli, erfährt mit Bezug zu «Gemälde der Schweiz», dass damals der schönste Menschenschlag in Elm zu finden gewesen sei. Man liest aus dem Schulgesetz von1837 heraus, dass die Schulpflicht bis zum erfüllten 12. Altersjahr Gültigkeit hatte. Andernorts ist nachzulesen, wie gefährlich Coloristen lebten, wer einen Fabrikdiebstahl begangen hatte, was in den vielen Briefen des Vaters an Rosine stand. Die so zusammengetragene Vielfalt ist unglaublich reichhaltig, berührend, voller Emotionen.

Das Buch

Das Leben von Rosine und Jaques Jenny-Hösli ist mit den Nummern 14/15 und 2019 als Erscheinungsjahr Teil der «Edition Comptoir Blätter» datiert, ist wertvoller und willkommener Teil einer bedeutsamen Zeitgeschichte. Nur schon beim Studieren des Inhaltsverzeichnisses wird man «gwundrig». Mit grosser Sorgfalt haben die Autoren Reichhaltiges gegliedert. Neben Persönlichem zu den beiden Familien und dem Ehepaar steht Wissenswertes über die damalige Schule, ist viel Geschichtliches zum Werden der damaligen Textilindustrie und der Besiedelung aufgeführt.

Die Durchsicht des Inhaltsverzeichnisses führt zu einer reichhaltigen Fülle von wirklich lesenswerten Informationen, die von den Verfassern Gertrud und Paul Wyrsch sorgsam zusammengetragen und gegliedert worden sind.

Vertiefend auseinandersetzen kann man sich mit der Familie Hösli aus Glarus, mit Rosine Höslis Urgrossvater, dem Grossvater Johann Heinrich Hösli (Lehrjahre, Krieg und Frieden, Heimat, Schicksalsschläge), den Eltern Jost und Ursula Hösli-Aebli samt rauschendem Hochzeitsfest in Mollis und einer Kur in Bad Pfäfers. Rosines Kindheit im Glarnerland ist mit viel Familiärem versehen. Es schliessen Kapitel über deren Schulzeit im Töchterinstitut in Sarmenstorf in den Jahren 1845 – 1851 an. Nach Jahren des Übergangs wendet man sich der Ennendaner Familie Jenny zu. Damit sind Auseinandersetzungen mit den Anfängen des Handelsgeschäfts Bartholome Jenny & Comp., dem Bruderzwist im Hause Jenny, Baulichem, interne Unstimmigkeiten angeboten. Verständlich breiten Raum beansprucht Familiäres: Bräutigam Jaques Jenny; Heirat und Hochzeitsreise, Rosinas Leben an der Seite eines Industriellen, Ruhestand, Leben als Witwe.

Mit riesigem Engagement und spürbarer Sorgfalt ist eine Fülle zusammengekommen, die für geschichtlich Interessierte von grossem Wert ist. Der inhaltliche Reichtum erfordert sorgsames, ausdauerndes Lesen.

Buchvernissage und Ausstellung boten die spürbar genutzten Möglichkeiten, sich ausführlich zu unterhalten, mit den Autoren ins Gespräch zu kommen und sich auf Zeit in eine bewegte Vergangenheit zurückzuversetzen. Mit Kaffee und Köstlichkeiten nach Rezepten des Ehepaars Jenny-Hösli riesig verwöhnen zu lassen.