Elzie Segar hat die Figur des Popeye im Jahr 1929 während der ersten Weltwirtschaftskrise erfunden. Somit ist Popeye der älteste Superheld, sein Zaubertrank ist Spinat und seine Manieren sind schlecht, sehr schlecht. Er ist ein Verlierer und doch hat er ein gutes Herz. Aber sein Leben ist ein einziger Kampf, denn es sind harte Zeiten.
Mit diesen paar Sätzen ist das Wesentliche über Popeye bereits erzählt, und es ist auch schon klar, weshalb Popeye bis heute nichts an seiner Aktualität eingebüsst hat. Schon gar nicht, wenn der ständig rauchende Seemann seine kreischende Freundin Olive Oil und sein Rivale Brutus in Fleisch und Blut auf der Bühne stehen. Alles, was Popeye ausmacht, ist nämlich auch im Theater zu sehen: Derbe Witze, Schlägereien, Liebe und Eifersucht. Dem Club 111 ist mit «Popeye’s godda blues» der erste echte Theater-Comic gelungen.
Reverend Beatman und King Pepe
Der Berner Club 111 hat es sich seit seiner Gründung in den Achtzigerjahren zum Credo gemacht, dasjenige im Theater zu zeigen, was im Theater eigentlich nicht geht. Überforderung ist hier also Methode. Dies hat sich auch bei der Popeye-Adaption nicht geändert. So kommt die Produktion ganz ohne Text aus. Die vier Schauspieler überzeugen einzig mit virtuoser Körpersprache, krasser Mimik und live produzierten Geräuschen. Denn steht ein Schauspieler nicht auf der Bühne, so ist er damit beschäftigt, die anderen zu vertonen. Eine wichtige Funktion übernimmt aber auch der Hellraumprojekter, dank dem es möglich ist, in Sekundenbruchteilen die Welten zu wechseln.
Besonders an der Produktion ist aber auch die Besetzung. Oder wen könnte man sich als Popeye eher vorstellen als den Berner Universalkünstler Reverend Beatman, und wer ist auf die Rolle der Olive Oil besser zugeschnitten als Jackie Brutsche? Neben ihnen stehen noch Grazia Pergoletti und Mike Reber auf der Bühne, und gleich daneben sorgt King Pepe für die musikalische Unterstützung. Wer also wieder einmal eine deftige Kneipenschlägerei live erleben will, ist nächsten Samstag, 25. Juni, ab 20.00 Uhr im «Veka» in Glarus bestimmt an der richtigen Adresse. Eine Spinatschlacht ist vorprogrammiert, denn danach ist im «Veka» sowieso Sommerpause.