COVID-19-Testkonzept: Regierungsrat beantwortet Interpellation positiv

In seiner Antwort auf einen politischen Vorstoss legt der Regierungsrat dar, wie die Durchführung von präventiven Flächentests vorbereitet wurde und durchgeführt wird.



Wie hier in einer Bündner Schule soll auch im Glarnerland flächendeckend getestet werden • (Foto: Keystone)
Wie hier in einer Bündner Schule soll auch im Glarnerland flächendeckend getestet werden • (Foto: Keystone)

Anfang Februar 2021 reichten die beiden Landräte Franz Landolt und Ruedi Schwitter (GLP) die Interpellation «Breites Covid-Testen – analog zum Kanton Graubünden» ein.

Der Regierungsrat legt in seiner Antwort dar, wie aufgrund bundesrätlicher Empfehlungen ein kantonales Konzept erarbeitet wurde, das am 10. März 2021 in einer Medienmitteilung vorgestellt wird. Das Konzept entspricht weitgehend den Absichten der Interpellanten.

Seit Anfang März 2021 sind die praktischen Voraussetzungen vorhanden, damit präventive Flächentests eine nachhaltige Wirkung erzielen:

Einfachheit: Die Tests müssen einfach und ohne grossen Aufwand in der Abwicklung durchführbar sein. Mit der Zulassung von Speicheltests ist dieses Kriterium erfüllt.

Regelmässigkeit: Eine regelmässige Durchführung ist eine zwingende Voraussetzung für den nachhaltigen Nutzen von Flächentests. Dies zeigen die Erkenntnisse aus den Pilotprojekten im Kanton Graubünden. 

Quantität: Die Suche nach infizierten Personen erinnert an die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Bei niedrigen Fallzahlen gibt es einen kleinen Anteil an Personen, die an COVID-19 erkrankt sind. Es ist deshalb umso wichtiger und wird auch angestrebt, dass möglichst viele Personen regelmässig getestet werden. Der Kanton hat im Moment die Zusicherung, dass 2800 Personen pro Woche regelmässig getestet werden können, was rund 7 Prozent der Bevölkerung entspricht. Ein Ausbau auf 8800 Personen pro Woche ist in Aussicht gestellt. 

Beantwortung der Fragen

Sieht der Regierungsrat das breite Testen der Bevölkerung auch als einen erfolgsversprechenden Weg, die Infektionszahlen möglichst schnell zu reduzieren?

Regierungsrat: Der Regierungsrat sieht im regelmässigen breiten Testen eine sehr gute Möglichkeit, um Infektionen zu erkennen, die Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen und damit die Infektionszahlen rasch zu kontrollieren. Der Erfolg der Massnahme Flächentestung hängt davon ab, dass die drei vorgängig genannten Kriterien umgesetzt werden können.

Ist der Regierungsrat ebenfalls der Meinung, dass möglichst tiefe Infektionszahlen auch für die Wirtschaft (bei tiefen Infektionszahlen schnellere Reduktion von Massnahmen) von Vorteil sind?

Regierungsrat: Nach Auffassung des Regierungsrates verlieren die Infektionszahlen mit den zunehmenden Impfungen der Risikopersonen und dem erwarteten Rückgang der Hospitalisationen und Todesfälle an Bedeutung. Tiefe Infektionszahlen helfen mit, eine raschere Rückkehr zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Normalität zu ermöglichen und die damit verbundenen Kosten zu reduzieren. Der Regierungsrat teilt die Auffassung der Interpellanten, wonach die Flächentests schnellere wirtschaftliche Lockerungen und damit eine baldige Rückkehr in die Normalität ermöglichen. Dies ist im Interesse der Bevölkerung, die nicht nur unter den gesundheitlichen, sondern auch den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie leidet.

Wie steht der Regierungsrat zum Thema «Breites Covid-Testen in der Bevölkerung» (mittels Anordnung durch den kantonsärztlichen Dienst und durch geeignete Institutionen zielorientiert organisiert und durchgeführt)?

Regierungsrat: Der Regierungsrat arbeitet seit Längerem auf ein möglichst breites Testen hin. Verschiedenste Einrichtungen und Betriebe sind diesbezüglich an den kantonsärztlichen Dienst gelangt und haben ihre Bereitschaft für die Durchführung von solchen Präventivtests erklärt. Auch für Bereiche der kantonalen Verwaltung, in denen sich viele Personen treffen, sollen solche Präventivtests zur Anwendung gelangen.

Eine Anordnung zum breiten präventiven Testen durch den kantonsärztlichen Dienst lehnt der Regierungsrat hingegen ab. Ausser bei der Eindämmung einer konkreten Ausbruchssituation muss das Testen sowohl bei den Einrichtungen und Betrieben als auch den teilnehmenden Personen freiwillig sein. Insbesondere die Anordnung und Durchführung von breitem Testen anhand von Antigen-Schnelltests oder PCR-Tests, die beide mittels Nasen-Rachen-Abstrichen oder Rachen-Abstrichen durchgeführt werden, würden bei vielen Personen auf Widerstand stossen. Zudem fehlt ausserhalb von Gesundheitseinrichtungen das für ein breites Testen erforderliche Gesundheitspersonal.

Der Regierungsrat ist aber davon überzeugt, dass mit den gepoolten PCR-Speicheltestes (und allenfalls künftig auch Speichelschnelltests) eine gute Alternative vorhanden ist. Er ist zuversichtlich, dass nach einer Anfangsphase mit wenigen Pilotbetrieben das präventive Testen sich auch als Eigeninitiative der Betriebe stark verbreiten wird.

Kann sich der Regierungsrat vorstellen, die Möglichkeit zu schaffen, dass auch mit Antigen-Schnelltests ein breites Publikum getestet werden kann, um Veranstaltungen innerhalb des gleichen Tags zu ermöglichen (z. B.

Generalversammlungen, kulturelle und Sport-Veranstaltungen)?

Regierungsrat: Der Entscheid, unter welchen Bedingungen Veranstaltungen künftig durchgeführt werden können, obliegt in der aktuellen Situation dem Bundesrat. In der Schweiz sind aktuell nur Antigen-Schnelltests mittels Nasen-Rachen-Abstrichen zugelassen. Dies würde bei einem Einsatz dieser Tests an Veranstaltungen bedingen, dass entsprechend geschultes Gesundheitspersonal vor Ort anwesend sein müsste. Die personellen Ressourcen sind nicht vorhanden. Insofern wäre für einen breiten Einsatz von Schnelltests an Veranstaltungen die Zulassung von Speichelschnelltests oder anderen Schnelltests abzuwarten.

Falls das breite Testen der Bevölkerung nicht Teil der aktuellen Test-Strategie des Regierungsrates sein sollte, welches sind die alternativen Massnahmen der aktuellen Test-Strategie des Regierungsrates, um möglichst rasch möglichst tiefe Infektionszahlen zu erreichen?

Regierungsrat: Neben einem breiten Testen erachtet der Regierungsrat insbesondere die Impfungen (sofern Impfdosen verfügbar sind) und das Contact Tracing als zentrale Elemente, um COVID-19 einzudämmen. Daneben sind die grundlegenden Verhaltens- und Hygieneregeln (Abstand halten, Gesichtsmaske tragen, Hände desinfizieren) weiterhin zu befolgen. Im Vordergrund steht dabei der Schutz der besonders gefährdeten Personen. 

Ebenfalls gilt in Gesundheitseinrichtungen bei einem engen Kontakt zu Patientinnen und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohnern eine FFP2-Maskenpflicht. Zusammen mit der bereits im Januar und Februar 2021 erfolgten Durchimpfung der Alters- und Pflegeheime und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung erhofft sich der Regierungsrat eine deutliche und stabile Reduktion der Hospitalisationen und Todesfälle.