Auf der wohl kleinsten Bühne unserer Metropole spielte sich über anderthalb Stunden wahrlich Weltbewegendes ab. Hansueli Tischhauser legte auf seinen Gitarren derart los, dass in den Herzen und Seelen der vielen Besucherinnen und Besucher Anerkennung und Spass, auch Anteilnahme im Schnellzugstempo wuchsen. Er war der knorrige, markant deutende, sich zuweilen riesig romantisch äussernde Pirat, der so gekonnt Stimmungen vermittelte. Nicht minder leidenschaftlich, ebenso wort- wie kunstreich, befasste sich Gian Rupf mit verschiedensten Texten. Teilweise entstammten sie dem Tierreich, handelten von Liebesbeziehungen in allen Schattierungen, waren mal hochromantisch, dann wieder berührend tragisch. Man sah sich in irgendwelchen Schlafzimmern und Wohnräumen, vernahm einiges über Mond und Sonne, folgte der Ansprache eines Fremden an eine Geschminkte, weilte bei so farbigen, lüsternen Seepferdchen, durfte sich mit der Einsamkeit nach Feierabend, sexueller Hörigkeit, dem Viagra Testament, Sackhüpfen, einem leicht ausufernden Bananenfrühstück, Sackhüpfen oder einer Orangensaftmaschine befassen. Die Verknüpfung an Gefühlen war enorm bewegend, wirkte lustvoll, weckte hin und wieder ganz leichte Trauer, war rundum bewegend.
Was es mit kurzen Texten von Hansueli Tischhauser, Bertolt Brecht, Ernst Jandl, Joachim Ringelnatz / Gian Rupf, Charles Bukowski, Roland Heer, Walther von der Vogelweide, Flurin Spescha, François Villon, Andreas Ritschard, Sam Shepard, Erich Fried und andern abging, war riesig wirblig. Gian Rupfs schauspielerische Vielseitigkeit kokettierte mit dem Gitarrensound. Beinahe im Eiltempo wurde man durch Gefühlswelten geführt, mal lustbetont, überbordend, traurigst verharrend, schelmisch fragend und reagierend, beschuldigend, lockend – Rupfs Gemütswelt war sensationell vielseitig. Seine Worte wussten sich von Hansueli Tischhausers Gitarrenkunst bestens untermalt, mitgetragen.
Es begann mit Boogie-Time, mit farbigsten Lichtkaskaden der kleinen Art. Hinterfragt wurden beispielsweise Langeweile, Liebe, Sehnsucht, Sehnsucht, Faulheit, Grad der Zuneigung – stimmig und temporeich. Nicht fehlen durften zwischendurch massvoller Weingenuss, die Erkenntnis, dass halt jede Eule auch eine Eule bleibt, Liebkosungen, Mondschein, Annäherung, Verdacht, Abwendung, Flucht und Rückkehr, Schlaf und Erholung. Rupfs Gestaltungsreichtum war grandios, ausufernd schön, riesig leidenschaftlich. In nichts stand Hansueli Tischhauser nach, leicht kauzig wirkend, enorm kraftvoll, markant, deutungsstark.
Und man hatte die unzweifelhaft einzigartige Gelegenheit, sich mit dem Liebesgebaren der verschiedenen Seepferdchen befassen zu dürfen. Diese Viechlein gingen so voller Leidenschaft zur Sache, wortlos, aber deutungsklar. Die Bildprojektionen waren gar sorgsam reingebaut.
Es ergaben sich kaum Antworten auf sehnlichstes Fragen. Vierzig Jahre Stille blockierten telefonische Kontaktnahmen. Es war ein Bewegen in einem Kreis mit gar unruhiger Linienführung. Der Abschied von Turbulentem, dann wieder unnachahmlich Anmutigem war derart, dass man sich aus der Fülle kaum zu lösen vermochte, froh um Tischhausers Zugabe mit gar kurzen Liedchen war.
Es war erfrischen kunstvoll, willkommen farbig, einmalig vielfältig.