Curt Herzstark und seine "Curta"

Am Freitag, 19. März, 20.00 Uhr, findet im grossen Saal vom Gemeindezentrum Schwanden im Rahmen des offiziellen Gemeindestube-Programms die Schweizer Film-Vorpremiere des Schweizer Doku-Spielfilms "herzstark" statt, welcher dann im Laufe des Sommer offiziell in die Schweizer Kinos kommen soll.



Das Leben von Curt Herzstark ging einher mit seiner Erfindung der Handrechenmaschine "Curta". (Bildmontage: Markus Zünd).
Das Leben von Curt Herzstark ging einher mit seiner Erfindung der Handrechenmaschine "Curta". (Bildmontage: Markus Zünd).

Der unter der Regie von Kuno Bont entstandene Doku-Spielfilm "herzstark" beinhaltet das nicht immer einfache Leben des Erfinders und gewissermassen auch liechtensteinischen Wirtschaftspioniers Curt Herzstark. Dieser erblickte am 26. Januar 1902 als Sohn des Rechenmaschinenherstellers Samuel Jakob Herzstark in Wien das Licht der Welt und verstarb am 27. Oktober 1988 in Nendeln, d.h. in seiner Wahlheimat Fürstentum Liechtenstein. Noch heute geniesst Curt Herzstark im "Ländle" ennet dem Rhein den Ruf eines unentwegten Zeitgeistes, der sein Herz sozusagen am rechten Fleck gehabt haben soll. Seine Geschichte jedenfalls ist mit Rechenmaschinen irgendwie verbunden, wurde ihm doch diese Gattung der Hilfsmittel zum Rechnen buchstäblich in die Wiege gelegt. Er überlebte zwei Weltkriege und als Halbjude sogar das Konzentrationslager Buchenwald. Erfolge, Schicksalsschläge und nicht zuletzt auch Misserfolge zeichneten seinen Lebensweg. 1946 wurde er vom Fürst Franz Josef II ins Fürstentum Liechtenstein geholt. Noch im gleichen Jahr machte man ihm zum Technischen Direktor der Firma Contina AG. Ein Direktor, ohne Kompetenzen, wie sich später herausstellte. 1948 ging die erste Handrechenmaschine des Typs "Curta" in die Serienproduktion. Konzeptionell fertig entwickelt hatte er diesen kleinen Handrechner allerdings schon im Jahre 1938, wobei ihm diesbezüglich auf einer Geschäftsreise ein plötzlicher Geistesblitz zu Hilfe kam. Man könnte nämlich auch, so stellte er fest, ein Subtraktionsresultat erzielen, indem man eine Komplementärzahl hinzugibt. Im Rechenmaschinenbau eine beachtliche Erfindung, kann man doch damit das mechanische Rechnen um eine zweite Reihe Staffelzähne ergänzen, d.h. für die Eins die Neun, die Zwei die Acht usw.! Damit stand auch gleichzeitig das Konzept des späteren Handrechners "Curta" fest.

Grosse Erfindung und nur kleiner Erfolg

Das Leben von Curt Herzstark ist zweifelsohne gleichzusetzen mit der mechanischen Rechenmaschine "Curta", welche eigentlich damals nichts anderes war, als der elektronische Taschenrechner von heute, allerdings in mechanischer Ausführung. Äusserlich sah das kleine Wunderwerk aus wie ein Zylinder, welcher mit einer Kurbel an der Oberseite versehen war. Das Funktionsprinzip beruhte auf der doppelten Staffelwalze. Sie wurde von 1948 bis 1970 vom Liechtensteinischen Unternehmen Contina AG in einer Gesamtzahl von etwa 140'000 Stück produziert. Mit einer Höhe von 85 mm und einem Durchmesser von 35 mm blieb die "Curta" die kleinste serienmässig je hergestellte mechanische Vier-Spezies Rechenmaschine der Welt. 1972 wird die Produktion der "Curta" eingestellt. Der von Fachleuten geschätzte Weltbedarf von 3 bis 4 Millionen Stück konnte somit nicht annähernd erreicht werden. Das hat einerseits mit der nicht sehr glücklichen Firmengeschichte der "Contina AG" zu tun, andererseits aber auch mit den Verkaufs- und Akquirierungsstrukturen in Sachen "Curta". Nicht zuletzt nahte das Ende des mechanischen Kleinrechners mit dem Einzug der Elektronik ins Alltagsleben. Im Jahr 1988 stirbt Curt Herzstark, der mit seiner Erfindung weder berühmt noch reich geworden ist. Dennoch ist Curt Herzstark im Fürstentum Liechtenstein als Persönlichkeit nicht vergessen gegangen, zumal ein kleiner Kreis von Wissenschaftlern, Technikern und Sammlern das Andenken an ihn immer noch hoch hält. Der subtil gemachte Film von Kuno Bont wird diesem Gedenken mehr als nur gerecht und zeigt zudem auch auf, dass die Leisen dieser Welt eigentlich die ganz Grossen sind.