Da wurde erzählt, getanzt, geschlemmt, …

Dass Pippi, Herr Nilsson, Tommy und Annika, die räuberischen Piraten Jim und Buck, ein ungeheuer naschsüchtiges Pferd namens «Der kleine Onkel», Kapitän Langstrumpf, Taka-Tuku-Insulaner und andere in Riedern gastieren, war für Eltern, Geschwister, Verwandte und viele Zaungäste Grund genug, dem einfallsreichen und beseelten Spiel der von Dorothea Eggmann unterrichteten 18 Zweitklässler im Gemeindesaal Riedern an einer der beiden Vorführungen beizuwohnen und sich einfach riesig zu freuen.



Da wurde erzählt, getanzt, geschlemmt, …

Was da über viele Monate hinweg entstanden war, darf uneingeschränkt als grandios und brillant bezeichnet werden.

Begonnen hatte alles im März, als sich die Achtjährigen mit Pippi erstmals intensiv befassten und sich durch alle Abenteuer, die mit viel Geflunker, Herzlichkeit, Schwung, beinahe unglaublichen Abenteuern, Wahrem und Unwahrem, riesig Übertriebenem, grosser Kollegialität, ansteckend schönen Freundschaften und anderem wahrlich garniert sind, hindurchlasen. Dann entschieden sich die Kinder, was bühnenwirksam umgesetzt werden könnte. Sie verfassten die vielen Texten recht eigenständig und übten, übten; malten zwischendurch Kulissen, befassten sich mit Kostümfragen und begannen mit dem Einstudieren vieler Lieder, die untrennbar mit Pippis Leben in der Villa Kunterbunt, dem Taka-Tuku-Land und anderswo verbunden sind. In diesen Phasen war das Begleiten durch Erwachsene hilfreich und sehr willkommen.

Erwähnt wurde alles anlässlich der herzlichen Begrüssung im voll besetzten Saal, nachdem schon alle mit einer schmissig beseelten musikalischen Einstimmung beim Eingang begrüsst worden waren. Die Klassenlehrerin Dorothea Eggmann war stets treibende Kraft, dies mit viel Geduld und Beharrlichkeit. Als musikalische Directrice stand ihr Leandra Dieffenbacher stets zur Seite. Sie übte, leitete, liess einige Kinder auf verschiedenen Instrumenten spielen und sorgte dafür, dass alles gut gedieh und gar bühnenwirksam vorgetragen wurde. Andrea Freuler gestaltete mit den Kindern die in fröhlichen Farben gehaltenen Kulissen aus. Iris Rhyner half beim Fertigen der Kostüme und weiteren Requisiten, Noemi Hunold und Evi Gwerder setzten sich im sprachlichen Bereich und anderem ein und die beiden Praktikantinnen Momoza Idrizi und Seraina Schlittler halfen beim täglichen Üben aufmerksam mit.

Mit dem Pippi-Lied gings beschwingt los. Drei mal drei mache neun, vielleicht auch sechs – so genau wollte man es mit Mathematischem nicht nehmen. Die Kinder stellten sich in ihren Rollen vor, einige waren doppelt besetzt. Die Räuber zückten bedrohlich ihre krummen Säbel, die drei Polizisten salutierten mit beinahe militärischer Präzision, artig knicksten die Mädchen, mit wichtiger Bedeutsamkeit setzte sich der König von Taka-Tuku-Land in Szene, verspielt trat Herr Nilsson auf, «der kleine Onkel» begann sich bereits nach Naschereien umzugucken – alles inmitten der lieblich gezeichneten Küchenkulisse – nach dem Umbau diente sie als grauslicher Estrich mit Spinnnetzen, einer währschaften Truhe und anderem.

Man erfuhr einiges über das Schicksal der neunjährigen Pippi, die ihre Mutter früh verloren hatte. Mit ihr sprach sie manchmal durch ein Wolkenloch. Der Vater war ständig auf den Weltmeeren unterwegs und konnte die von ihm erworbene Villa Kunterbunt gar nie betreten. Er sei König auf einer fernen Insel. Pippi liess sich in der Villa nieder, lud andere Kinder zum Schnabulieren anlässlich ihres Geburtstags ein, hatte mit Pferd und Affe zu tun, musste sich vor drei Polizisten behaupten, die sie partout in ein Kinderheim einweisen wollten. Sie agierte rotzfrech, argumentierte altklug, log beschwingt drauflos, tanzte und war ein rundum sympathischer Kumpel, stark, geschickt, naseweis, unbeschwert, chaotisch. Mit viel Schwung und ansteckender Fröhlichkeit spielten sich alle durch die Handlungen, sei es beim Fangen, Schlemmen, im Kampf mit den Polizisten, dem gemeinsamen Spiel, dem Abwehren der schaurig aggressiven Räuber, dem Verzehr des klug angelegten Notvorrats, dem hin und wieder notwendigen Schlaf und dem unausweichlichen Abschied. Manchmal war die Nervosität spürbar gross, gesungen wurde in immer schnelleren Tempi, einige Töne wurden halt nicht so lupenrein erwischt, das auswendige Sprechen bescherte nie Probleme. Stets waren alle am richtigen Ort des wirbligen und kurzweiligen Geschehens, fanden sogar Zeit, den Eltern ganz kurz und ganz unauffällig zuzuzwinkern. Und dass am Schluss alle riesig viel Applaus entgegennehmen durften, sich gar adrett verbeugten und sich dann von jenen Brettern verabschiedeten, die fast die Welt bedeuten, war eigentlich schade. Alle erhielten eine prächtige Rose, dann wurde beim spendierten Apéro verweilt, geplaudert, gelacht und fürs Erste mal Rückschau aufs Geschehen gehalten.

Und nach dem Abschminken und ohne Kostüm war man wieder ein Kind wie zuvor. ArtikelDer Stolz übers Erreichte und Vorgeführte wird in den Herzen der jungen Theaterleute noch lange weiterleben.