Damit die Hilfe passt

Was ist die Rolle der Pro Infirmis, der Pro Senectute, der Sozialversicherung, der Fachstelle Heimwesen und jene der KESB? Darüber informierte die KESB über 100 Personen, insbesondere sogenannte PRIMAs – also Private Mandatsträger – im GH Ennenda am Donnerstag, 30. September.



)) Die Spezialisten (von links): Martin Nigg, Peter Grimm, Thomas Allesnpach, Hans-Jörg Riem und Barbara Vögeli. (Foto: FJ)
)) Die Spezialisten (von links): Martin Nigg, Peter Grimm, Thomas Allesnpach, Hans-Jörg Riem und Barbara Vögeli. (Foto: FJ)

Die Beratungsstelle der KESB für Private Mandatsträger leitet Malika Huber, welche Hansueli Brunner, Präsident KESB Glarus, am Abend vorstellte. Huber berät mittlerweile jene privaten Beistandspersonen, welche als Beistand Erwachsenen zur Seite stehen. Das sind immerhin 43 Prozent aller Beistandschaften der KESB. Huber verschafft also rund 200 höchst unterschiedlichen Personen Gehör, von denen viele schon lange im «Business» sind. Ob in persönlich schwierigen Situationen, bei Sozialversicherungsproblemen oder psychischen Krisen, die Beistandspersonen helfen und haben in ihr eine Person, die sie anrufen können, wo sie ihre Sorgen erzählen, wo sie Lösungen oder einen Weg finden können. Hier werden die PRIMA fit gemacht für ihren Job und bekommen Angebote, mit denen sie etwas anfangen können.

Zusammenarbeit zählt

Wichtig ist, dass die KESB nicht nur Dossiers eröffnet, sondern dass sie diese auch wieder abschliessen kann. Erfreulicherweise sind die Beistandschaften in den letzten Jahren zurückgegangen,von 766 (2020) auf 726 (2021). Dabei helfen viele vorgelagerte Angebote von der Koordination Gesundheit (KOGE) oder von Pro Senectute. Je besser diese Stellen vernetzt sind, umso besser kann die Triage funktionieren. Wenn man bedenkt, dass ein Drittel aller Beistände im Kanton Glarus Privatpersonen sind, wird klar: Ohne privates Engagement geht es nicht.

Praxis ist komplex

Wie komplex die Praxis der Arbeit manchmal ist, zeigten Peter Grimm, Pro Infirmis, Barbara Vögeli, Pro Senectute, Hans-Jörg Riem, Fachstelle Heimwesen, Thomas Allenspach, Sozialversicherungen Glarus, und Martin Nigg, KESB Glarus, anhand der drei fiktiven Personen Sina, Sandra und Albert. So wird etwa der Fall der körperlich und geistig behinderten Sina (sie ist kurz vor der Volljährigkeit) von der KESB angeschaut, weil bald nicht mehr die Eltern die Sorge für sie tragen müssen. Laut Thomas Allenspach hat Sina keine automatische Berechtigung für eine IV-Rente, es braucht die schriftliche Anmeldung im Wohnkanton, möglichst frühzeitig. Denn die Abklärung dauert oft einige Jahre, Eingliederungsthemen werden geprüft. Da Sina in einer geeigneten Institution betreut werden soll, arbeitet die Fachstelle Heimwesen, so Hansjörg Riem, mit den anderen Fachstellen und den Heimen – etwa Fridlihuus oder glarnersteg – zusammen. Und falls im Glarnerland kein geeigneter Platz für Sina da ist – etwa wenn sie eine KV-Ausbildung machen möchte oder Schauspielerin werden will –, so kann Antrag für ausserkantonale Platzierung gestellt werden. Ganz anders lag der Fall bei der 45-jährigen Sandra, welche bei der Arbeit zusammenbrach und an Depressionen leidet. Hier ist oft Pro Infirmis die erste Anlaufstelle, so Peter Grimm. Muss Sandra jedoch einen Beistand haben, etwa weil sie Schutz braucht, ist die KESB gefragt. Dort wird bei der Anmeldung die Situation von Sandra geprüft und – wenn etwa jemand da ist, der sich schon um sie kümmert – ein Beistand (eventuell auch eine Privatperson) für sie eingesetzt. Beim 81-jährigen Albert, der nicht mehr mobil isoliert in seiner Wohnung lebt, erledigt ein Angehöriger die Administration und die Finanzen. Laut Barbara Vögeli setzt sich Pro Senectute, für ihn ein. Sie hat einen Reinigungsdienst (z.B. für Unterstützung im Haushalt) und die «Senioren für Senioren», welche etwa für andere einkaufen, im Garten helfen, auf Spaziergänge gehen usw. machen. Das Publikum stellte darauf auch einige Fragen. 

Eine verbeiständete Frau

Zum Schluss sprachen unter Moderation von Hansueli Brunner eine Beiständin (Frau Schindler) und eine verbeiständete Frau (Frau Oswald) über die Arbeit der privaten Mandatsträger. Oswald kam – nach einem Zusammenbruch wegen psychischer und finanzieller Probleme – zu Teen Challenge. Schindler und Oswald gaben realen Einblick in ihre Beziehung der Beistandschaft. «Diese zu übernehmen ist», so Schindler, «eine Entscheidung, wo man ja sagt zu einer Person und danach sein Möglichstes für sie tut.» Inzwischen sind die beiden «auf einem guten Weg», Frau Oswald kann wieder mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen. Was wichtig ist für sie? «Ich habe mit Frau Schindler jemanden, der mich versteht und mir hilft auf meinem Weg.» Laut Schindler ist Zuhören wichtig, sich in Bedürfnisse einfühlen, keine vorgefasste eigene Meinung haben, zu verstehen, aber auch klar zu kommunizieren, was nicht geht, sich für Wichtiges Zeit nehmen und in kleinen Schritten unterwegs zu sein. Das Gespräch der beiden Frauen gab dem Publikum einen Einblick in die Höhen und Tiefen der Beistandschaft und sollte sie motivieren, weiterhin diese grosse, aber auch schöne Aufgabe für andere zu übernehmen.