Daniel Ziegler im Freulerpalast Näfels

Nach der HV der Kulturgesellschaft Glarus trat Daniel Ziegler mit einer Vermischung aus rasanter Musik, Einführung in die musikalische Grunderziehung samt deren hurtigen Weiterführung, Rhythmuslehre, Einblicken in verschiedenste Stilrichtungen, tiefschürfendem Auseinanderklaffen von Melodien in Dur und Moll, Kinderliedern samt zuweilen seltsamen Texten, Lustvollem und beinahe tödlich Langweiligem, Hits und Kostbarkeiten, die gar keine sind auf. Es war eine überbordende Fülle, die auch für musikalische Profis kaum zu gliedern ist.



Daniel Ziegler im Freulerpalast Näfels

Müsste man – dem musikalischen ABC artig gehorchend – alles nach Schwierigkeitsgrad einordnen, ergäben sich ernsthafteste Probleme. Daniel Ziegler kommt mit seinen Erkenntnissen, seinem Dozieren, Anfeuern und dem partiellen Einbezug des Publikums – das allem mit spürbarer Wachheit folgte – seinem sprachlichen Reichtum, der zu jeder Sequenz passenden Mimik, dem virtuosen Spiel auf der Gitarre, technischen Hilfen, einer schlicht gehaltenen Grafik und Werten an. Er ist wort- und musikgewaltig, witzig, zuweilen rotzfrech, einnehmend, sehr wirblig agierend.

Zuerst fegt er alle Klischees weg, die man aus seiner «Giaccobbo-Müller»-Zeit am Fernsehen kennt. Er ist, das bewies er bald einmal, in keiner Sekunde griesgrämig, schlecht drauf, einsilbiger Mann im Hintergrund. Mit seinem Programm, das mit «Bassimist» übertitelt wird, ist alles anders. Da ist der Unterhalter aus dem Appenzellischen, der schon mal vorgibt, was Anteilnahme, Beifall, aufmerksames Hinhören, aktives Mitvollziehen bedeuten. Vieles ist derart messbar, dass es unverzüglich in eine Grafik aufgenommen wird; der senkrechte Balken hat mit der Stimmung, die waagrechte Linie mit Zeit zu tun. Und in die leeren Flächen werden Erfolge, leicht Negatives, Begeisterungsstand und andere Momente eingerückt. Das ergibt ein Zusammenführen, das weit verständlicher und erfassbarer ist als Musiktheoretisches.

Ziegler ist da weit besser eingebettet, schliesslich ist er mit seinem Wissen seit zwei Jahren auf Bühnen aller Art unterwegs. Er weiss um die beharrliche, ruhige Art der Schweizer, die Volkslieder und Texte mit Milch, Käse, Judihui, Alpenglück und trivialen Reimen lieben. Er kennt die Latinos, die so beherzt, adrett, hüftewackelnd tanzen. Er weiss um Begriffsstutzigkeit, langsames Mitdenken samt eventuellem Begreifen. Er wirbelt in der Vielfalt des Musikalischen rum, dass sich Ohrensausen und Schwindel androhen. Bassrhythmen, Schwung, gemütliche Langsamkeit, Ohrwürmer, Marschmusik, Fasnachtsklänge, erotisches Gestöhne, Aufbau der Tonleiter und Harmonien, Akkordlehre, Verquirlen vieler Elemente – Ziegler führt ein, lebt vor, schwärmt, leidet – stets situationskonform. Ziegler entpuppt sich als enorm wirbliger Musikdozent, der vom eigenen Schwung mitgerissen ist, sich im selber aufgebauten Musikreich wohl fühlt, andere einlädt. Aber die Mehrheit kommt nicht mit, Ziegler ärgert sich dem Anschein nach.

So zeigt er auf, dass beispielsweise der Sirenenalarm im Katastrophenfall, Alphornklänge und anderes, oft Gehörtes, aber betreffend harmonischem Aufbau und innerer Spannung ein Schattendasein fristen. Er enteilt in andere Musikkulturen und inhaltliche Aussagen, stellt Samba und Grooviges, die Arbeit des Drummers, die zerstörte Blockflöte als qualitativ hochwertiges Brennholz vor.

Er doziert über Kinderlieder, die in Moll so ergreifend aufklängen, aber ein Umarbeiten kommt kaum jemandem in den Sinn. Er wirbelt mit «Alli mini Aentli» und anderem rum, erweist sich als exzellenter Gitarrist, rückt sich mit der Eigenkomposition um «Hänschen klein» im Salsa-Rhythmus in den Kreis jener ein, die sich zur Bereicherung der Produktefülle verpflichtet fühlen.

«Gang rüef der Bruune» – Zieglers Lieblingslied – war Zugabe und Abschied aus einem Begegnen, das einen zuweilen schwindlig werden liess.