Dank Anderl Heckmair Eiger-Nordwand bezwungen

Vier jungen Bergsteigern aus Deutschland und Österreich gelingt am 24. Juli 1938 um 15.30 Uhr das Unglaubliche. Sie bezwingen die gefürchtete Eiger-Nordwand. Eine Leistung, mit der sich damals auch Nazi-Deutschland schmückte. Im heimeligen Bergrestaurant Chämistube in Braunwald gedachten Freunde, Bekannte und Presseleute diesem epochalen Ereignis vor 75 Jahren. Im Fokus stand der im Alter von 99 Jahren verstorbene, damals wohl beste und bekannteste Alpinist und Extrembergsteiger Anderl Heckmair. Seine Frau Traudel Heckmair erzählte aus dem bewegten Leben an der Seite ihres Gatten und berühmten Bergsteigers.



Dank Anderl Heckmair Eiger-Nordwand bezwungen

Alle Gipfel waren in den Dreissigerjahren erstiegen, alle Grate und Wände, auch die Matterhorn-Nordwand wurde erzwungen, nur die Eiger-Nordwand präsentierte sich noch «jungfräulich». Die ersten Versuche, diese 1800 Meter hohe, schroffe Felswand zu bezwingen, endeten in furchtbaren Tragödien, die bis zum heutigen Zeitpunkt Todesopfer forderten (bis dato verzeichnet die «Mord-Wand» insgesamt 65 Tote). Trotzdem wagten die Münchner Anderl Heckmair und Ludwig Vörg nach gründlicher Vorbereitung einen weiteren Anlauf. Sie gehörten zu den besten Kletterern ihrer Zeit und vertrauten auf neuartige Steigeisen, die vor allem das Klettern im Eis sicherer machen sollten. Die Männer, die am 21. Juli 1938 in die Wand einstiegen, erwartete vier Kilometer schwere Eis- und Felskletterei, Lawinenabgänge und Steinschlag, Unwetter mit Temperaturstürzen und Biwaks auf kleinen Felsvorsprüngen. Unterwegs trafen sie die beiden Österreicher Heinrich Harrer und Fritz Kasparek, mit denen sie später eine Seilschaft bildeten. Unter Aufbietung aller Kräfte und dank den Kletterkünsten von Anderl Heckmair erreichten sie das grosse Eisfeld unterhalb des Gipfels, von den Einheimischen die «Weisse Spinne» genannt. Hier gerieten sie in einen Schneesturm. Trotz widrigsten Umständen erreichten die Vierer-Seilschaft unter der Führung von Heckmair am 24. Juli 1938 um 15.30 Uhr den Eiger-Gipfel.

In Memoria

75 Jahre später, just am selben Tag, wo der deutsch-österreichischen Vierer-Seilschaft der Durchstieg durch die gefürchtete Eiger-Nordwand gelang, trafen sich im heimeligen Bergrestaurant Chämistube auf Grotzenbüel oberhalb von Braunwald Freunde, Bekannte und Presseleute, um diesem epochalen Ereignis vor 75 Jahren zu gedenken. Eingeladen hatte «Chämistube»-Wirt Claudio Keller unter vielen anderen Gästen auch die Ehefrau von Eiger-Erstbezwinger Anderl Heckmair. Ein erstes Mal sprach die Gattin des berühmten Bergsteigers vor versammeltem Publikum über ihren Ehemann Anderl. In warmen, tief beeindruckenden Worten schilderte sie ihren Lebenspartner als stets bescheidenen, liebevollen und warmherzigen Ehemann. «Anderl ist für sich in die Berge gegangen, nicht um andere zu beeindrucken. Er liebte es überhaupt nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Er hat sich auch nie um die Politik gekümmert. Mit 98 ½ Jahren ist Anderl gesund gestorben.» Mucksmäuschenstill hörten die Anwesenden den Schilderungen von Traudel Heckmair zu. Auf meine Frage, ob sie denn nie Angst um ihren Mann bei seinen nicht ungefährlichen Bergtouren gehabt habe, antwortete sie lakonisch: «Ich habe gewusst, Anderl kann umkehren!» Wahrlich eine beeindruckende Frau!

Ausstellung mit Original-Rucksack


Eine interessante Ausstellung mit Original-Requisiten des Eiger-Erstbezwingers Anderl Heckmair – sogar sein Original-Rucksack, den er bei der Erstbesteigung getragen hatte, war zu besichtigen – und gleich nebenan im Vergleich die heutigen verwendeten technischen Hilfsmittel, welche Extrem-Kletterer heute gebrauchen. Mit heutigen Standards verglichen wirkten die Seile, Bergschuhe und Rucksäcke der Eiger-Erstbezwinger rudimentär. Aber exakt mit dieser Ausrüstung brachen im Juli 1938 die vier jungen Bergsteiger in die Schweiz auf, um ihre grösste Herausforderung zu meistern.

150 Jahre SAC


Das Jubiläumsjahr 150 Jahre Schweizer Alpen Club, kurz SAC, wurde im Event geschickt integriert. So präsentierte Hansueli Rhyner, Präsident des Glarner Bergführerverbands und Mitarbeiter vom Institut für Lawinen-Forschung, in Davos prachtvolle Bilder unserer Glarner Berglandschaft. Mit einem «chüschtigen» Nachtessen wie «anno duezis» endete der nachhaltig in Erinnerung bleibende Anlass.