Das Blumenmädchen bezaubert noch immer

Auf der Seebühne in Walenstadt ist die diesjährige Spielsaison mit dem Musical «May fair Lady» zu Ende gegangen. Ich wollte mir das berühmte Musical nicht entgehen lassen und war begeistert von der einzigartigen und professionellen Aufführung.



Das Blumenmädchen bezaubert noch immer

Obwohl es schon viele Jahre her ist, habe ich den Film «May fair Lady» mit Audrey Hepburn und Rex Harrison noch in guter Erinnerung. Die Hepburn als Eliza Doolittle wurde damals mit diesem Streifen sehr berühmt, und so wollte ich mir die Open-Air-Aufführung auf der Seebühne nicht entgehen lassen. Am zweitletzten Spieltag erst war es mir möglich, das Musical zu besuchen. Aber ich hatte Glück: Im Gegensatz zu vielen anderen Aufführungen wurde es ein regenfreier Abend. Schon die Bühne vor der Kulisse des Walensees macht Eindruck. Das transparente Bühnenbild aus schwarzen Stahlrohren mit den Silhouetten Londons mit Big Ben und Tower Bridge ragt raffiniert hinter einer drehbaren Fläche in den Himmel. So findet das Geschehen mal auf dem Blumenmarkt, mal in der Wohnung von Professor Higgins oder auch auf dem Rennplatz Ascot statt.

Hervorragend in Gesang und Spiel


Die Livemusik spielt als Eröffnung ein Potpourri der bekanntesten Melodien aus dem Musical, und schon geht das Geschehen auf der Bühne los. Die Geschichte ist ja bekannt: Das Blumenmädchen Eliza mit ihrem Gassenslang soll laut einer Wette zwischen Oberst Pickering und Sprachforscher Higgins zu einer Lady mit vornehmer Aussprache geschult werden. Dieser nicht einfache Weg schildert das Musical in verschiedenen Szenen. Absolut beeindruckend und hervorragend sind die Hauptrollen von Eliza und Higgins mit Eveline Suter und Alexander Franzen besetzt. Die beiden überzeugen nicht nur mit Gesang, sondern auch als ausgezeichnete Schauspieler. Sie setzen so viele köstliche Akzente, die Lacher im Publikum auslösen. Umwerfend mitreissend ist Urs Affolter als Elizas Vater Alfred P. Doolittle, der dem Alkohol sehr zugetan ist, aber auch als schlaues Schlitzohr überzeugt. Wenn er zusammen mit seinen Saufkumpanen «Mit einem kleinen Stückchen Glück» anstimmt, klatschen die Zuschauer sofort im Takt mit.

Nebenrollen und Ensemble überzeugen

Glänzend besetzt sind zudem die Rollen von Oberst Pickering mit Christoph Wettstein, die Hausdame und Sekretärin Mrs. Pearce mit Cécile Gschwind, die Mutter des Professors mit Sabina Schneebeli oder der aus der Region stammende Patric Scott als verliebter Freddy. Natürlich applaudieren die Zuschauer begeistert nach den vorgetragenen Ohrwürmern wie «Wäre das nicht wunderschön», «Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blüh‘n» oder «Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht». Überzeugend ist die Leistung des ganzen Ensembles, sei es auf dem Blumenmarkt oder – in schönste Roben gekleidet – am Pferderennen von Ascot. Die Aufführung zeigt, die Geschichte des Blumenmädchens bezaubert noch immer, und sie hat mich restlos begeistert. Es gibt ja noch einige Musicals. Vielleicht darf man eines davon in den nächsten Jahren wiederum in einer so hervorragenden Aufführung auf der Walenseebühne miterleben?