Das Glarnerland feiert länger

Das Glarnerland ist zwar nicht die grösste Fasnachts-Hochburg in der Schweiz, aber in kaum einer anderen Region erstreckt sich die fünfte Jahreszeit über einen so langen Zeitraum. In diesem Jahr rund 56 Tage oder ein Sechstel des Jahres.



Der traditionelle Abschluss der langen Fasnachtszeit im Glarnerland: der grosse Umzug in Glarus. (Bild: jhuber)
Der traditionelle Abschluss der langen Fasnachtszeit im Glarnerland: der grosse Umzug in Glarus. (Bild: jhuber)

Fasnachts-Hochburgen in der Schweiz? Ganz klar Basel. Sicher auch Luzern. Aber das Glarnerland? Zwar hat das Glarnerland bei auswärtigen Fasnachts-Kennern nicht den gleichen Stellenwert wie die vorher genannten, dafür hat der Kanton Glarus einen entscheidenden Vorteil: In kaum einer anderen Region dauert die fünfte Jahreszeit so lange wie bei uns. In diesem Jahr sind es sogar 56 Tage, ein Traum für alle Maschger und Fasnächtler.

Der Unterschied macht die Fastenzeit

Der Grund für die Ausdauer der Glarner Fasnächtler liegt dabei vor allem im Zusammenleben der Konfessionen. Die mehrheitlich katholischen Dörfer feiern am traditionellen Termin, ihre reformierten Pendants liessen die «alte Fasnacht» wieder aufleben. Dabei hat die Reformation die Trennung der Termine nicht herbeigeführt, sondern nur verschärft. Ursprünglich bezeichnete die Fasnacht nur den Abend vor der bevorstehenden Fastenzeit. Also die Nacht (althochdeutsch naht) vor der Fastenzeit (fasta). Wann diese Zeit der Entbehrung begann, hing vom Termin des Osterfestes ab, dauert die Fastenzeit doch immer 40 Tage. Bereits 1091 wurden im Konzil von Benevent die fünf Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen. Damit verschob sich der Termin der Fasnacht auf den Aschermittwoch. Die «neue» Fasnacht wurde auch gerne als «Herren- oder Pfaffenfasnacht» bezeichnet, während die unteren Bevölkerungsschichten an der alten «Bauernfasnacht» festhielten. In den katholischen Gemeinden im Glarnerland setzte sich der neue Termin durch, dies im deutlichen Gegensatz zu Deutschland. Hier feiern die Reformierten am neuen Termin, die Katholiken feiern dagegen die «alte Fasnacht». Durch den Verzicht der Reformierten Kirche auf die Fastenzeit verschwand in diesen Regionen zuerst auch die Tradition der Fasnacht. Erst nach und nach besannen sich auch diese Ortschaften auf das wilde Treiben, zur Abgrenzung wählten die evangelischen Glarner Gemeinden den Termin der «alten Fasnacht». So strikt wird das heute aber nicht mehr getrennt und manche Gemeinden feiern sogar an beiden Terminen. So zum Beispiel auch der Kantonshauptort.

Grosse Vorfreude

Dies scheint den Glarnern aber noch nicht gereicht zu haben. Neben den traditionellen Terminen der Fasnacht und der alten Fasnacht bereichern weitere Veranstaltungen im Vorfeld das bunte Treiben im Kanton Glarus. Bereits früh im Januar wird die fünfte Jahreszeit in Rüti an der «Aaschränzetä» eingeläutet. Und auch der «Lismerball» in Schwanden und der «Chämibrand» in Matt sind Ende Januar Anfang Februar angesiedelt.

Der Mix macht’s

Auch sonst zeigt sich das Glarnerland äusserts vielseitig. Grosse Maskenbälle, werden durch kleinere Ausführungen ergänzt. Umzüge für Erwachsene und für Kinder wechseln sich ab. Die immer beliebter werdende «Beizli»-Fasnacht findet vor allem bei der älteren Generation Anklang. In originellen Masken geht es von einem Wirtshaus zum nächsten, wo auch gerne die «normalen» Besucher mit Spässen bedacht werden. Der Kulminationspunkt ist dabei immer das Monsterkonzert und der abschliessende grosse Umzug im Kantonshauptort. In diesem Jahr am Sonntag, 13. März, wie immer ab 13.31 Uhr. Warum aber gerade im Glarnerland so lange und heftig die fünfte Jahreszeit gefeiert wird, wird wohl das Geheimnis eines jeden Maschgers und Guggers bleiben.