Wir alle haben uns doch schon ertappt, ob im Urlaub oder auf Reisen, jedes Land hat seine Eigenheiten. Und so manches Mal sagt man sich: «Oh nein, kann das funktionieren?! Das läuft bei uns aber besser. Wie kann man nur!» Und so weiter. Und genau so geht es uns hier auch. Natürlich empfindet jeder etwas anderes. Was für mich gut ist, mag ein anderer nicht und auch umgekehrt. Ich will an diese Stelle noch festhalten, dass die folgenden Eindrücke und Meinungen meine ganz persönlichen sind.
Da ist zum Beispiel der Autoverkehr. Den hatte ich mir ganz anders vorgestellt. In einem asiatischen Land wie Südkorea, wo alles seinen korrekten Weg gehen muss. Alles geregelt ist. Und an jeder Ecke ein Polizist oder Wächter steht, der den Verkehr regelt, Autos einweist und Passanten freundlich grüsst. Da ist es doch sehr verwunderlich, dass auf den Strassen die meiste Zeit Chaos herrscht. Hauptverkehrszeit ist eigentlich immer. Die Schnellstrassen verdienen diesen Namen auch nicht. Die sind meistens verstopft. Und auf den kleineren Strassen und Wegen wird gefahren, wie es gerade kommt. Rotlichter werden oft nicht beachtet. Am schlimmsten sind die Motorradfahrer – ihres Zeichens ein Ärgernis im Verkehr. Und davon hat es viele. Sie sind im Transportwesen unterwegs. Vollgepackt mit Kisten, Säcken und allerlei Unmögliches. Mit ihren oft abenteuerlich aussehenden Motorrädern düsen sie vollbepackt durch die Stadt. Man könnte oft meinen, der Teufel sei hinter ihnen her. Und für die gilt die Strassenverkehrsordnung offensichtlich nicht. Nun ja, Zeit ist Geld. Besonders im Transportwesen. Aber man gewöhnt sich daran. Man braucht gute Nerven und oft viel Geduld.
Etwas ganz anderes ist das Einkaufen. Da gibt es bei mir keine Schwierigkeiten. Es macht sogar Spass. Nehmen wir als Beispiel der E-Mart – vergleichbar mit Migros oder Coop. Da gibt es eigentlich alles zu kaufen. Natürlich sind die meisten Lebensmittel asiatischer Herkunft und für mich nur schwer zu entziffern, was drin oder dran ist. Aber ich finde ab und zu auch mal Leckerlis, die ich als Schweizer einfach kaufen muss. Sei es nun Ricola, Kägifret oder auch Schoggi von der Migros. Da muss ich einfach zugreifen.
Im E-Mart geht es manchmal hoch zu und her. Wie auf einem Markt. Da sind oft viele Stände aufgebaut, an denen alles feilgeboten wird, was gut und lecker ist. Jeder Verkäufer will sich in der Lautstärke selber übertreffen. Das finde ich lustig und amüsant. Auch herrscht sehr viel Sauberkeit und die Hygiene wird hochgeschrieben. Das schätze ich sehr. Da könnte sich so mancher Supermarkt in Europa noch eine Scheibe abschneiden.
Eindrücklich sind die grossen Spezialmärkte. Da gibt es den Elektromarkt. Ein fünfstöckiges Gebäude, 100 Meter lang und nur für elektrische Geräte. Kühlschränke, Staubsauger, Fernseher, Stereoanlagen, IPhone, elektrische Sofas und noch vieles mehr. Da die Übersicht zu behalten, ist oft nicht einfach.
Oder den Fachmarkt für Musikinstrumente. Auch dieses Gebäude hat fünf Stockwerke und ist an die 100 Meter lang. Ein Eldorado für jeden Musikliebhaber. Da gibt es einfach nichts, was es nicht gibt. Nicht nur neue Instrumente. Auch alte und exotische kann man finden. Und viele Reparaturwerkstätten bringen defekte Instrumente wieder zum Spielen.
Will man Möbel einkaufen, geht man nicht zu Möbel Pfister oder wie sie in der Schweiz alle heissen. Man begibt sich in ein Quartier der Stadt, in dem es fast ausschliesslich kleine Möbelgeschäfte hat. Sich eine Wohnung komplett einzurichten, ist daher sehr zeitaufwendig. Da findet man einen geeigneten Tisch, aber keine Stühle dazu. Die findet man aber einige Geschäfte weiter. Dasselbe mit der Wohnzimmereinrichtung oder dem Schlafzimmer. Andere Länder andere Sitten. Aber nicht nur Möbel sind so zentralisiert. Ganze Strassenzüge sind voll mit Geschäften für Autoreifen oder Badewannen, Baumaterial oder Haushaltsartikel. Bis jetzt habe ich dies eher zufällig auf meinen Streifzügen durch die Stadt entdeckt. Das macht es aber interessant.
Nicht zu vergessen, sind die ganz grossen Einkaufstempel, wie Lotte, Shinsegae oder Hyundai Department Store. Nur um die bekanntesten zu nennen. Der Lotte Einkaufstempel-Tempel ist der grösste. Auf einer Fläche, die der Stadt Glarus entspricht, findet man alles. Aber hauptsächlich hochpreisig. Ob Gucci, Prada oder Swarovski, man sollte schon etwas Kleingeld mitnehmen, um ordentlich einzukaufen. Neben all den Geschäften hat es viele Dutzend Restaurants, ein Sea-World-Aquarium und der Lotte Vergnügungspark. Alles unter einem Dach. Da kann man sich schon mal die Zeit vertreiben.
Kurz gesagt: einkaufen macht Spass
Und da das Leben hier so vielfältig und interessant ist, reicht eine Episode nicht aus, um alles zu erzählen. So müssen Sie sich bis zur nächsten gedulden. Kommt aber bald. Versprochen. Da werde ich unter anderem über die Kultur und das Essen berichten. Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit und immer schön brav «glarus24» lesen. Sonst verpassen Sie die nächste Episode.
Ihr Martin Carl Mächler
Das Leben in Seoul
Nun. Nach neun Monaten in Seoul ist es an der Zeit, mal etwas über das Leben hier zu berichten. Was sind die grossen Unterschiede? Was ist besser hier und was könnte verändert werden?