Das Leben italienischer Fremdarbeiterinnen in der Glarner Textilindustrie

Die in Netstal wohnhafte Künstlerin und Buchautorin Susan Honegger präsentierte am vergangenen Freitagnachmittag in der Kreativ-Fabrik des Baeschlin Verlags AG in Ziegelbrücke ihre neu auf dem Büchermarkt erschienene Graphic Novel «Spinnerei». Honeggers Roman ist eine Retrospektive in eine Zeit, wo die Glarner Textilindustrie kurz vor ihrem Untergang stand. Es ist eine Rahmengeschichte, entstanden aus Aussagen und Erzählungen von damaligen italienischen Textilarbeiterinnen. Das Buch liest sich schon wegen den Comics spannend wie ein Krimi und lässt einen vertieften und wahrheitsgetreuen Einblick in das Leben der «Lavoratori stranieri» von damals.



Die Künstlerin Susan Honegger (rechts) und ihre Texterin und Mitautorin Christine Gubler (Bilder: hasp)
Die Künstlerin Susan Honegger (rechts) und ihre Texterin und Mitautorin Christine Gubler (Bilder: hasp)

Zur Buchvernissage der Graphic Novel «Spinnerei konnte Verlagsleiterin Gabi Ferndriger von der Baeschlin Verlags AG am vergangenen Freitagnachmittag in den Räumlichkeiten der Kreativ-Fabrik in Ziegelbrücke unerwartet viele Interessierte und Literaturfreunde willkommen heissen. Einen speziellen Willkommensgruss entrichtete sie der anwesende Künstlerin Susan Honegger und ihrer Texterin und Mitautorin Christine Gubler. Beide Glarner Frauen recherchierten intensiv und entwickelten dabei aus reich angesammeltem Material eine Rahmengeschichte, die die Lesenden von der ersten bis letzten Zeile in ihren Bann zieht.

Wenn zwei Frauen am gleichen Strick ziehen

Auf der Suche nach einer ehemaligen Textilfabrik zum gemeinsamen Wohnen und Arbeiten waren Susanne Honegger und Christine Gubler in den 70er-Jahren im Glarner Hinterland fündig geworden. Beide waren fasziniert vom engen Tal, das durch diese Textilfabriken geprägt wurde. Viele ehemalige Arbeiterinnen erzählten ihnen ihre Geschichten. Die historischen Hintergründe wurden sorgfältig recherchiert und die Buchautorin und Künstlerin Honegger hatte die verschiedenen Schauplätze, wenn immer möglich nach dem Original gezeichnet. Für die Handlung des Romans nahm sie sich jedoch sämtliche erzählerische Freiheiten. Explizit muss erwähnt werden, dass sämtliche im Roman «Spinnerei» auftretenden Personen und ihre biografischen Zusammenhänge frei erfunden sind!

Das Buch «Spinnerei» von Susan Honegger ist eine Retrospektive zurück auf die Glarner Textilindustrie, die es so noch nie gegeben hat.

Italienische Fremdarbeiterinnen in der Glarner Textilindustrie

Ein Blick zurück auf die Glarner Textilindustrie, den es so noch nie gegeben hat. Zwei Glarner Frauen haben sich einem kaum beachteten historischen Thema angenommen: dem Leben der italienischen Fremdarbeiterinnen kurz vor dem Untergang der Glarner Textilindustrie. Christine Gubler hat intensiv recherchiert und zusammen mit der Künstlerin Susan Honegger aus diesem reichen Material eine Rahmengeschichte entwickelt, die die Lesenden sogleich in ihren Bann zieht. Bewusst erzählt sie in ihrer Geschichte nicht nur ein einzelnes Schicksal; um keine Persönlichkeitsrechte zu verletzen, hat sie aus verschiedenen Lebensgeschichten eine neue, realistische Biografie zusammengefügt. Doch die Künstlerin aus Netstal, Susan Honegger, wollte nicht nur eine packende Erzählung schreiben, sondern sie auch lebendig in Bilder umsetzen. Sie hat den riesigen Aufwand auf sich genommen und 114 A4- Seiten illustriert. Es ist eine gelungene Graphic Novel entstanden, die auch ein jüngeres Publikum anspricht und in der sich viele Glarnerinnen und Glarner, die damals als Fremdarbeiter ins Tal kamen, wiedererkennen können. Sowohl vom Lettering als auch vom Layout her wurde die Geschichte auf höchstem Niveau umgesetzt, was ihre Einzigartigkeit zusätzlich unterstreicht. Das Buch mit dem Titel «Spinnerei» mit den vielen Comics ist ab sofort im Verkaufsladen an der Hauptstrasse 32 in Glarus oder im Buchhandel erhältlich.