Das Leiden der Hausmänner



Kolumne von Martin Carl Mächler (bild: zvg)
Kolumne von Martin Carl Mächler (bild: zvg)

Da meint man, (Mann) habe alles im Griff, und da wird man plötzlich eines Besseren belehrt. Wie einigen von Ihnen bekannt sein wird, kümmere ich mich seit vielen Jahren um unseren Haushalt. Und bis jetzt dachte ich, und denke ich immer noch, habe ich meine Sache gut gemacht.

Doch seit einigen Wochen ist alles anders. Meine Frau hat auf Homeoffice umgestellt und ist somit immer zu Hause. Das finde ich sehr schön. Es würde mir nichts ausmachen, wenn es immer so bleiben würde. Ich müsste mich lediglich etwas anpassen. Und genau da beginnen die Kleinigkeiten zu greifen. Kleinigkeiten, die für mich bis jetzt ohne jeglichen Belang waren.

Doch der Reihe nach.

Wie immer stehe ich auf und bereite alles für das Frühstück vor, um meiner Ehefrau einen guten Tag zu bescheren. Das macht Spass und es ist auch meine Pflicht. Doch seit mehreren Wochen geht sie nicht mehr aus dem Haus, sondern verschwindet im Büro.

Ab diesem Zeitpunkt hatte ich bis jetzt immer sturmfreie Bude. Ich musste nichts. Ich konnte, wenn ich wollte. Und eben das «wenn ich wollte» ist nun vorbei. Früher, in Zeiten, in der meine Frau noch in die Firma ging, war es dem Staub unter dem Bett egal, ob er noch einige Stunden da liegenblieb oder nicht. Oder das schmutzige Geschirr in der Küche beschwerte sich auch nie, wenn es nicht sofort abgewaschen wurde. Auch die Wäsche, die noch gebügelt werden sollte, meckerte nicht und blieb ganz ruhig im Wäschekorb liegen.

Nun, da meine Ehefrau ganztägig zu Hause ist, ist es unvermeidlich, dass sie ab und zu ihr Büro verlässt und sich in der Wohnung bewegt. Und jedes Mal kommt sie am Wäschekorb vorbei und wirft mir einen vielsagenden Blick zu, ebenso beim Geschirr in der Küche, oder sie stellt mir den Staubsauger ins Schlafzimmer. Ohne jedoch ein Wort zu sagen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt weiss jeder Hausmann, was er zu tun hat. Und zwar nicht erst morgen oder übermorgen, sondern sehr zeitnah.

Es ist höchst erstaunlich, was Ehefrauen im Laufe eines Tages so alles entdecken. Sachen, die mir nie aufgefallen wären. Hier gibt es noch etwas zu tun, da kann man noch etwas erledigen und dort ist auch noch eine Verbesserung möglich. Nun ja. Wo sie recht hat, da hat sie recht. Und ich muss zugeben, mit etwas mehr Fleiss meinerseits könnte dieses und jenes bestimmt noch erledigt werden. Auch gehen mir langsam die Ausreden aus. So bleibt mir nichts anderes übrig, als mich, wie oben schon erwähnt, anzupassen.

Doch genau in diesem Moment kommt etwas ins Spiel, wovon viele Männer träumen. Das Hobby meiner Ehefrau. Das ist nicht etwa Sport, Theater, Lesen, Musik oder sonst etwas. Nein. Ihr Hobby ist das Haushalten. Das kommt mir natürlich sehr gelegen. Wenn es ihr Spass macht, aufzuräumen, abzustauben oder die Küche zu putzen, will ich ihr natürlich nicht im Wege stehen. Würde ich nun alles zu ihrer kompletten Zufriedenheit erledigen, könnte sie ihr Hobby nicht mehr ausüben. Und das will ich auf keinen Fall. Und da ich ein guter und rücksichtvoller Ehemann bin, lasse ich sie ihr Hobby selbstverständlich ausüben. Nur das Staubsaugen lasse ich mir nicht nehmen. Nicht umsonst habe ich schon vor Jahren die Staubsaugerprüfung mit Auszeichnung bestanden.

Zum Schluss noch ein kleiner Tipp an alle Hausmänner. Macht doch die Hausarbeit eurer Ehefrau schmackhaft. Überzeugt sie, was für ein tolles und erfülltes Hobby dies sein kann. Sie wird dankbar sein, dass ihr so um sie bemüht seid. Oder das Ganze «vice versa»…(Oder auf gut Glarnerdeutsch) Gäärä au umgekehrt.

In diesem Sinne Ihr Martin Carl Mächler