Das Linthwerk für die Zukunft fit machen

Im Beisein einer grossen Gästeschar mit Vertretern aus allen beteiligten Kantonen wurde am Donnerstagmittag in Mollis-Näfels der Spatenstich zum «Hochwasserschutz Linth 2000» vollzogen. Vorerst beginnen die Sanierungsarbeiten am Escherkanal, die bis Ende 2011 dauern sollen. Für das gesamte Hochwasserschutzprojekt wird mit Kosten von 105 Millionen Franken gerechnet.



vollzieht den Spatenstich mit einem modernen Greif-Bagger. (Bild: al.) Als Hans Konrad Escher verliest Josef Schwitter einen Brief
vollzieht den Spatenstich mit einem modernen Greif-Bagger. (Bild: al.) Als Hans Konrad Escher verliest Josef Schwitter einen Brief

Nach einer zehnjährigen, komplexen Planungs- und Bewilligungsphase konnte am vergangenen Donnerstagmittag an der Linth bei Mollis-Näfels Regierungsrat Röbi Marti, auch Mitglied der Linthkommission, eine grosse Gästeschar zum offiziellen Spatenstich für das Projekt «Hochwasserschutz Linth 2000» willkommen heissen. Unter ihnen Vertreter der Behörden aus allen beteiligten Kantonen Glarus, St. Gallen, Schwyz und Zürich sowie des Bundes. Marti erinnerte daran, dass es vor zweihundert Jahren auch viel Widerstand gegen die Pläne Hans Konrad Eschers gab. Doch am Schluss habe die Vernunft obsiegt, und so könne man heute den Beginn der Sanierung des Linthwerks feiern. Josef Schwitter trat nun in historischem Gewande als Konrad Escher auf, und verlas einen Brief, denn dieser an seinen Bruder Johannes geschrieben haben könnte. Verfasst wurde der Brief von Dr. Daniel Speich, einem profunden Kenner und Historiker des Linthwerks. In diesem Brief spricht Escher die vielen Probleme an, mit denen es zu kämpfen galt und er verschweigt auch seine Zweifel nicht, die er am guten Gelingen des grossen Werkes hatte.

Es gab viele Einsprachen


«Weitblick hat Zukunft» erklärte der St. Galler Regierungsrat Willi Haag zu Beginn seiner Ansprache. Denn Weitblick sei schon 1807 nötig gewesen, als Hans Konrad Escher sein epochales Projekt begonnen habe. Mit Sicherheit gehöre Weitblick aber auch heute und morgen zum Linthwerk wie das Linthwerk zur Linthebene. «Denn das Gedeihen der Ebene ist weitgehend vom Linthwerk abhängig.» Der Präsident der Linthkommission blendete dann zurück in die lange Entwicklungs- und Planungsphase, die im Jahre 1998 begonnen hatte. Das Projekt «Hochwasserschutz Linth 2000» wurde schliesslich in die beiden Teilprojekte Escherkanal und Linthkanal aufgesplittet, gegen die es insgesamt 136 Einsprachen gab. Rund die Hälfte davon konnten gütlich geregelt werden, die anderen sind von den Kantonen Glarus und St. Gallen abgewiesen worden. Schliesslich gab es auch Beschwerden bei den Verwaltungsgerichten, die ebenfalls vollumfänglich abgewiesen wurden. Das Teilprojekt Escherkanal wurde daraufhin rechtskräftig, hingegen ist gegen das Teilprojekt Linthkanal noch eine Beschwerde beim Bundesgericht hängig. Das Bundesgericht hat ihr aber die aufschiebende Wirkung aberkannt.

Fünf Jahre Bauzeit


Haag bezeichnete den Spatenstich als einen schönen und speziellen Tag. Das neue Linthwerk beweise, dass Fortschritt und Tradition zueinander passen können und dass sich moderne Hochwassersicherheit und ökologische Verbesserungen gegenseitig nicht ausschlössen. Im Jahre 2004 habe er versprochen, so fuhr Haag fort, das Linthwerk für die Zukunft fit zu machen. «Ab heute wird dieses Versprechen in die Tat umgesetzt.»

Linthingenieur Markus Jud erläuterte nun hauptsächlich die Sanierungsarbeiten am Escherkanal, die voraussichtlich 2011 abgeschlossen werden. Der Sanierungsplan sieht drei Arbeitsabschnitte vor. Im untersten Abschnitt vom Gäsi bis zur Vrenelibrücke wurde nach den Überschwemmungen von 2005 bereits vieles geleistet. Im mittleren Abschnitt von der Vrenelibrücke bis zum Linthbrüggli werden drei grosse Massnahmenpakte den Charakter des Flusses grundlegend verändern. Im Gebiet Chli Gäsitschachen wird der Fluss ausgeweitet und zu einem Naturraum gestaltet. Es entsteht ein Stück «Ur-Linth» mit Kiesinseln, Auen- und Weidenwäldern und Laichplätzen für Bach- und Seeforellen. Beim Kundertriet schliesslich wird der rechte Damm teilweise abgesenkt, damit bei Hochwasser das Wasser ins Kundertriet abfliessen kann. Im obersten Abschnitt vom Linthbrüggli bis zum Spinnereisteg sind zwischen 2008 und 2011 die Gerinnesanierung, die Absenkung des Vorlandes, die lokale Aufkofferung der Dammkrone sowie der Bau einer Schürze an der Linthbrücke geplant.

Die Kosten werden geteilt


Am Linthkanal sind die Vorbereitungsmassnahmen ebenfalls getroffen worden, so dass nach definitiver Erledigung der letzten juristischen Hürde beim Bundesgericht sofort mit den Sanierungsmassnahmen begonnen werden kann. Die Kosten für das Projekt «Hochwasserschutz Linth 2000» belaufen sich auf 105 Millionen Franken. Davon zahlt der Bund mehr als einen Drittel. Den Rest teilen sich die Kantone St. Gallen 50 Prozent, Glarus 25 Prozent, Schwyz 15 Prozent und Zürich zehn Prozent.