Das Quantett Johannes Kobelt und Musica Magica

Herzerfrischend wurde man in der evangelischen Kirche Mitlödi verwöhnt. Das seit 50 Jahren bestehende Quantett Johannes Kobelt mit Johannes Kobelt, Katharina Kobelt und Adrian Bodmer führte durch musikalische Welten, die man in einer derartigen Bandbreite kaum einmal antrifft.



Bilder vom Konzert in der Kirche Mitlödi (p.meier)
Bilder vom Konzert in der Kirche Mitlödi (p.meier)

Und wer nun glaubt, dass sich mit dem fünf Jahrzehnte umfassenden Auftreten oder dem gemeinsamen Ausgestalten Routinen irgendwelcher Art ergeben haben, hat sich glücklicherweise gewaltig getäuscht. Lustvoll haben die Interpretierenden rumgeforscht, zusammengefügt, was einen hohen Unterhaltungswert hat, was bekannt ist, lüpfig einherkommt, was ein gar munteres Ganzes ergibt, serviert von exzellent Ausgestaltenden; die alles mit einer bewunderungswürdigen Leichtigkeit zu meistern wissen.

Es kam beinahe einem «Familienkonzert» gleich. Die Fangemeinschaft ist und bleibt spürbar gross, kommt enorm gerne, verfolgt Dargebrachtes mit starker Hingabe und innerer Bewegtheit. Es sind die munteren, kurzen Ansagen, die willkommene Einführungen sind, die aufzuzeigen vermögen, weshalb gerade das Kunterbunt-Programm entstanden ist. Das beginnt mit einem eher mysteriösen «JO» und «HI», beides aus der «Komponistenfeder» von Johannes Kobelt stammend; führt zu Johann Sebastian Bach «plus» - auch das sei erlaubt; erreicht ungarische Folklore; entführt dank «Vreneli ab em Guggisberg» in die ferne Taiga; greift wenig später urchig Schweizerisches auf; ist mit gemütlichem und altem, so gern gehörtem Jazz verknüpft und mündet in Zugaben, die es in sich haben.

Zuerst begrüsste Martin Zimmermann alle gleichermassen herzlich und gab seiner berechtigten Freude über zu Erwartendes Ausdruck. Die Kirche war enorm gut besetzt, als Johannes Kobelt die gut gelaunte Gemeinschaft begrüsste. Die musikalischen Fertigkeiten machten den 50-jährigen Geburtstag des Quantetts rasch vergessen. Was da an Vielfalt zusammenkam – Kompositionsreichtum, Programmwahl, Vielzahl der Instrumente – bescherte willkommen wertvolle Momente, die zu rasch vorbei waren.
Die gegenseitige Abgestimmtheit, die hohen Spielfertigkeiten, die spürbare Freude am gemeinsamen Ausgestalten und die riesige Virtuosität entpuppten sich als wahre Geschenke. Sie offenbarten eine beglückende kulturelle Fülle, waren adrette Kostbarkeiten.

Die Interpretierenden liessen jene Schwierigkeitsgrade vergessen, mit denen sich Laien abmühen, bis auch sie mit Erarbeitetem, Erreichtem zufrieden sein können. Es klangen Eleganz, Besinnliches, Tanz, Herzschmerz, Kurzweil, Einherträumen, Verweilen, Bedachtsames in kurzweiligem Wechsel auf, alles sorgsam einstudiert, kreativ und publikumswirksam zusammengesetzt, mit Jubel und Festlichkeit versehen.

Schnell musste zum jeweiligen Instrument gewechselt, sich auf neu Forderndes eingestimmt werden. Die musikalischen «Weltbürger» waren mit einer Leichtigkeit unterwegs, gestalteten derart elegant aus, dass sich bei den Gästen viel Anteilnahme und Bewegtheit ergab. Die Vielfalt an Instrumenten, reichte – mit Bezug auf Programminhalte – bis ins Jahr 1580 zurück, es waren Kostbarkeiten darunter. Ein kleingewachsene Handörgeli und eine wohl aus der gleichen Familie stammende Kleingeige zeigten, welche Klänge in ihnen schlummern, die stattliche Bassgeige, Balalaika, Gitarre, Klarinette, Saxophon, Schwyzerörgeli, Banjo, Phono-Fiddle, Bass – Domra kamen zu Ehren, auf dem Boden ausgebreitete echt antike Hupen machten auf noch zu Erwartendes neugierig. Und enttäuscht wurde gar niemand. Die Titel der jeweiligen Stücke waren gar munter, schienen auf die instrumentale Vielfalt wie abgestimmt. «Luegid vu Berg und Tal» mischte sich mit Klassik des Johann Sebastian Bach. Marosfluss, liebliches Vogelgezwitscher, Geigentöne der besonders heimwehstarken Art und ein Gruss von Camill waren Abstecher nach Ungarn, Vreneli weilte dann in der Taiga – ob sie zurückgekehrt ist, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis. Mit sehr Schweizerischem waren Titel und Interpretationen verbunden, «Chänd züenis», «S `isch morä nuch guät», «A chlä chlii» und die «Churz-Furz-Polka» gestatteten das vergnügliche Verweilen in den eigenen Landen, bevor es enorm jazzig zu und herging.
Adrian Bodmer war unbestrittener Staccato-Artist, der gar kecke, gekonnt strukturierte Akzente zu setzen wusste. Das war so beseelt, mitreissend schwungvoll, riesig munter.

Mit drei Zugaben endete ein Verweilen, das ungemein reichhaltig, wertvoll und willkommen war. Und hoffentlich denken die Junggeblieben auch nach 50 Jahren gemeinsamen Auftritten nicht ans Aufhören, der Fanclub und viele weite Musikfreunde würden das riesig bedauern.