Das Soldatenleben beginnt mit 18

Die wehrpflichtigen jungen Schweizer erhalten im Alter von 18 Jahren ihr erstes militärisches Aufgebot, nämlich für den Orientierungstag, um sie auf die zwei- bis dreitätige Rekrutierung (Aushebung) im darauf folgenden Jahr (im Rekrutierungszentrum Mels) und letztlich auf die Rekrutenschule nach einem weitern Jahr vorzubereiten.



Intensives Studium der Unterlagen an Orientierungstag in Matt. (Bilder: Jann Etter) Persönliche Wünsche und Vorstellungen zu zwei Waffengattungen
Intensives Studium der Unterlagen an Orientierungstag in Matt. (Bilder: Jann Etter) Persönliche Wünsche und Vorstellungen zu zwei Waffengattungen

Die glarnerischen Orientierungstage, organisiert von Kreiskommandant Walter Rhyner, finden diese Woche, vom Montag bis Freitag, im Truppenlager Matt statt. Wir verfolgten am Montag diesen ersten Kontakt mit der Armee zusammen mit rund 50 jungen Leuten aus Niederurnen und Netstal. Die Aufgebote erfolgen für immer etwa gleich viel junge Männer und freiwillig interessierte junge Frauen gemeindeweise. Am Mittwoch z.B. für Glarus und Riedern, aber auch für die Kantonsschüler.

Drei Moderatoren

Das Programm ist vielfältig und es beansprucht von 09.00 bis 16.55 Uhr volle acht Stunden. Filme und allgemeine Ausführungen, die Besichtigung des Truppenlagers als Beispiel für eine sehr schöne Kaserne, Demonstrationen und ein Podiumsgespräch gehören ebenso dazu wie Gruppenarbeiten zu militärischen Details und auch Diskussionen. Hauptmann Rudolf Stapfer, Schwanden; Hauptmann Urs Pedrocchi, Matt, und Soldat Romano Frei, Elm, alles begabte Pädagogen, leiteten die Gruppenarbeiten. Hier ging es vor allem darum, die zwölf Truppengattungen mit ihren unzähligen Funktionen (total rund 280) kennen zu lernen und sich erste Gedanken über die eigene militärische Zukunft zu machen.

Viele Details besprochen

Detailliere Informationen bot die VBS-Broschüre „Die Rekrutierung, Ihre Möglichkeiten und Chancen“. Grosse, übrigens ausgezeichnete Fotos von den einzelnen Truppengattungen schmückten die Arbeitsräume, und die Teilnehmer müssten sich nicht bloss richtig platzieren, sondern auch individuelle Vorstellungen und Wünsche aufschreiben und dazukleben - und alsdann mit den Moderatoren besprechen. Sie waren um keine Antwort verlegen und konnten stets umfassend Auskunft geben, auch über das Durchdienen, die Beförderungschancen, die finanziellen Belange oder etwa über besondere körperliche Eigenschaften, denn man kann z.B. Linkshänder nicht an allen Waffen einsetzen, und die Körpergrösse muss z.B. für Panzerfahrzeuge stimmen. Die Moderatoren zeigten auch Alternativen auf, z.B. um den Wunsch, Motorfahrzeugfahrer - ist immer noch ein vielfach vorgebrachter Wusch - zu erfüllen. Motorfahrzeugführer braucht es nämlich bei vielen Truppen.

Den richtigen Wunsch vorbringen

Der Orientierungstag hat also den Zweck, dass man bei der Aushebung in Mels den richtigen Wunsch für eine bestimmte Waffengattung und Funktion vorbringen kann - und allenfalls eine Alternative bereithält. Es braucht ja nicht für alle Truppen gleich viel Leute, am meisten übrigens immer noch für die Infanterie (25 Prozent).
Die Moderatoren machten auch auf berufliche Fähigkeiten aufmerksam, die bei der Einteilung wichtig oder ausschlaggebend sein können, ebenso auf Vorkurse, die Bedingung sein können. Neben der bereits erwähnten Broschüre stand auch eine CD zur Verfügung, welche die Armee in Aktion zeigte. Grosses Vergnügen bereitete das Motorboot auf dem Bodensee, aber für die Schweizer „Marine“ kommen Glarner natürlich nicht in Frage.
Dafür gibt es bei der persönlichen Ausrüstung sozusagen eine Glarner Spezialität, nämlich die Winterausrüstung, welche Yolanda Hefti samt allen andern Uniformteilen, Abzeichen usw. vorstellte.

Persönliche, praktische Erfahrungen

Regierungsrat Dr. Andrea Bettiga machte eine kurze Visite und dankte den künftigen Wehrmännern für ihren bevorstehenden Einsatz. Beim Podiumsgespräch unter der Leitung von Romano Frei berichteten Leutnant Stephan Schafroth vom Gebirgs-Infanterie-Bataillon 85 und Wachtmeister Erich Manzoni (Gebirgs-Infanterie-Bataillon 77) über ihre militärische Karriere und ihre Diensterfahrungen. Sie betonten, dass das Weitermachen, also die Beförderung, sich gelohnt habe, auch fürs zivile Leben. Manzoni, ein Mann der Armee 95, erklärte, der heutige Auftrag der Armee XXI sei sinnvoller. Schafroth ergänzte, auf die heutige Bedrohungslage könne die Armee schnell reagieren.
Drei „Melser“ verfolgten am Montag den Orientierungstag, die Sportchefin Madleina Caprez, Chr. Birri vom medizinischen Team und Stefan Sigrist, Zivilschutz-Rekrutierungs-Offizier.