Das Sooler Schulmodell im Detail

Kürzlich haben wir über das an der Schule geplante Begabungsförderungsmodell berichtet. Am Mittwoch letzter Woche hat nun im Sooler Schulhaussaal Peter Flury, Dozent für Mathematik-Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Graubünden, Spezialist für Begabungsförderung im Auftrag des Kantons Graubünden und des Fürstentums Liechtenstein, über die Details dieses Modell referiert.

Es hörten viele Leute zu und diskutierten nachher.

 



Die drei neuen Lehrerinnen von Sool (von links): Anne Kathrin Jehle
Die drei neuen Lehrerinnen von Sool (von links): Anne Kathrin Jehle

SEM

Die Begabungsförderung ohne Elitebildung, wie sie nun ab dem nächsten Schuljahr in Sool, wo sechs Primarklassen unterrichtet werden, heisst „Schulisches Enrichment Modell“ (SEM). „Enrichment“ bedeute „Anreicherung“, womit bereits sehr viel zum Modell gesagt hat.

Der Begabungsfordernde Unterricht geht davon aus, dass verschiedene Kinder auch verschiedene Begabungen und Bedürfnisse haben; SEM setzt Beobachtungen und Beurteilungen voraus, ist schülerzentriert und schafft herausfordernde wie fördernde Aufgaben für sämtliche Kinder. Es wird forschendes, entdeckendes Lernen angestrebt. Die Kinder sollen auch Hilfsmittel wie PC, Bücher, Lexika benützen, individuelle Projektarbeit leisten usw. Sie sollen sich mit neuen Inhalten befassen, die Welt in die Schule holen, Lern- und Arbeitstechniken erarbeiten und vieles selber herausfinden, statt das die Lehrperson es ihnen einfach sagt und erläutert. Dabei sei auch die kritische Haltung zu fördern. Die Schülerschaft gelange so vom reinen Konsumieren zum aktiven Untersuchen und kreativen Produzieren und schaffe eigenständige Projekte. Kurzum: Die Kinder sollen lernen, zu lernen.

Chancen und Grenzen

Flury stellte die Chancen und Grenzen des SEM vor. Alle Schüler würden gefordert und gefördert; es gebe keine dauernde Über- und Unterforderung mehr; sie lernen miteinander und voneinander (was ja in einer Mehrklassenschule an einem kleinen Ort besonders gut möglich ist, fügte er bei). Flury empfahl aber einen sanften Start des neuen Modells, damit weder Schüler noch Lehrer überfordert werden. Das SEM bedeute viel Arbeit.

Das Sooler Modell passt in die Schullandschaft

Gemeinderätin Petra Gärtner, Präsidentin der Schulkommission, betonte, dass sich die Schule Sool mit dem SEM besonders gut in die künftige Schullandschaft von Glarus-Süd einbringen könne, wobei eine enge Zusammenarbeit zwischen der „normalen“ Schule und der Tagesschule möglich ist. Sie unterstrich den Gegensatz von Begabungsförderung und Begabtenförderung; diese ist einseitig auf einige Kinder ausgerichtet, denen ein allfälliges, heute mögliches Überhüpfen einer Klasse nicht immer zugute kommen, weil die Gefahr des Aussenseitertums in der neuen Klasse bestehe.

Den Ausführungen von Peter Flury folgten auch die drei neuen Lehrerinnen, die ab Beginn des Schuljahres 2008/09 in Sool im Sinne des SEM unterrichten werden; Silvia Trüb, Sandra Schnider und Anne Kathrin Jehle.