«Das Versprechen» – Starke Aufführung in der Aula Glarus

In packender, klug konzipierter Art gestaltete das Ensemble des Landestheaters Tübingen den von Friedrich Dürrenmatt im Jahre 1958 geschriebenen Klassiker der Krimi-Literatur aus. «Das Versprechen» handelt von der Ermordung des Mädchens Gritli Moser.



Eindrückliche Aufnahmen von der ausgezeichneten Aufführung «Das Versprechen» in der Aula der Kanti Glarus. (Bilder: p.meier)
Eindrückliche Aufnahmen von der ausgezeichneten Aufführung «Das Versprechen» in der Aula der Kanti Glarus. (Bilder: p.meier)

Es ist der dritte derartige Fall im Abstand von einigen Jahren. Drei unterschiedlich agierende Kriminalbeamte befassen sich mit der Aufklärung des Verbrechens. An vorderster Stelle ist es Kommissar Matthäi (Rolf Kindermann), der den Eltern der Ermordeten rasche und genaue Aufklärung verspricht. Er ist der verbissen und leidenschaftlich Agierende. Nicht immer wird sein Handeln von der Vorgesetzten Polizeichefin (Hildegard Maier) verstanden und toleriert.

Absolut forsch, unangebracht verdächtigend, Partei ergreifend mischt der Kripobeamte Henzi (Raphael Westermeier) mit. Dieses Trio bringt mit seinem wechselvollen Agieren viel Farbe und Tempo ins packende Geschehen, das inmitten spärlicher Kulisse abläuft: Eine schwarze, mit einer Türe versehene Wand dient als Rückfläche einer Tankstelle im Bündnerischen, ist gleichzeitig Protokollraum zum Geschehen und Zimmerabgrenzung und seitlich plazierte Scheinwerfer genügen – neben einigen wenigen Möbeln und Sitzgelegenheiten.

Die Handlung birgt Unerwartetes, ist spannend, kommt mit sprachlicher Eleganz daher und ist mühelos nachvollziehbar. Das Ensemble agiert feinsinnig, leidenschaftlich, kraftvoll, mit Verspieltheit, Schalk, Leichtigkeit und einnehmender Eleganz. Lehrer Luginbühl (Daniel Tille) ist der schüchterne Kerl. Henzi weiss, was Mobbing ist. Verdächtigung und Halbwahrheiten setzt er als gekonnt platzierte Akzente. Einige schlüpfen in verschiedene Rollen, absolut überzeugend dank enormer Wandlungsfähigkeit. Annemarie als Gritlis einstige Freundin, später als direkt bedrohtes Mordopfer (Carolina Schupa) gibt sich als junges, lebensfreudiges zuweilen liebestolles Mädchen, das seiner Mutter einiges abverlangt. Der trottelige, eingeschüchterte Hausierer von Gunten ist dem Druck der Ermittler nicht mehr gewachsen. Er nimmt sich das Leben.

Damit ist der Fall aber nicht so gelöst, wie es Henzi sieht. Kommissar Matthäi verweigert einen dienstlichen Einsatz in Jordanien und erwirbt eine Tankstelle. Verbissen folgt er einer Fährte. Er agiert enorm wechselreich, setzt mit seinem Spiel Akzente, die Spannung und Anteilnahme wecken. Wer ist der grosse Igelriese, den Annemarie erwähnt? Was haben Igel und Schokoladentruffes miteinander zu tun? Wann taucht der mordende Unbekannte mit seinem schwarzen Auto im bündnerischen Wald wieder auf? Wann schlägt er zu? Wie sieht sich Matthäi als Familienvater? Was bezweckt er mit seinem Spiel mit Annemarie und der Liebelei mit deren Mutter (Sabine Weithöner)? Geschickt wird das Geschehen seinem unerwarteten Ende entgegengeführt. Es ist eine alte Patientin, die im Spital von ihrem deutlich jüngeren Lover Albertchen erzählt, der gemordet habe und vor seinem dritten blutigen Vorhaben unfallbedingt und sehr plötzlich verstorben sei.

Das leidenschaftliche und facettenreiche Agieren führte zu einem enorm spannenden, inhaltsstarken und mit spannender Kurzweil durchmischten Begegnen mit einem überzeugend disponierten Ensemble. Verdient stark und intensiv war der Beifall.