«Déjà vu» – 20 Jahre Gartenflügel, Ziegelbrücke

Mit dem Begriff des «Déjà vu» verbinden sich zuweilen Langeweile, Überdruss, unnötige Vielfalt. Man redet damit vom «Gnüegele». Mit derartigem Gedankengut haben der Gartenflügel, Ziegelbrücke, inmitten der herrlichen Parkanlage, der Industrie- und Wohnbauten und das 20-jährige Bestehen, nichts, aber auch gar nichts zu tun.



«Déjà vu» – 20 Jahre Gartenflügel, Ziegelbrücke

Beim Betreten des heimeligen, prachtvollen und mit viel Geschichtlichem behafteten Gebäudes und dem Besuch in den verschiedenen Räumen, kamen Bewundern, Anteilnahme und Staunen auf. Zugleich reifte die Erkenntnis, dass man – auch als stets treuer Besucher – nie und nimmer alles gesehen hatte und dass sich gerade mit der Realisierung dieser ganz speziellen Geburtstagsausstellung die einmalige Gelegenheit bot, Verpasstes ein klein wenig nachzuholen. Die präsentierten kunstvollen, eigenwillig geschaffenen Malereien, Fotografien, Skulpturen und Kompositionen gestatten bis zum 26. Oktober ein Rückbesinnen. Die «Kunsthäppchen» sind klug ausgewählt und wundersam stimmungsvoll präsentiert. Sie wecken Erinnerungen, die nicht selten von Wehmut, Bewunderung, Staunen, ganz gewiss einer mehr oder weniger grossen Anteilnahme getragen sind.

Beginnt man – ein an und für sich banaler Vorgang – die Kunstschaffenden zusammenzuzählen, wächst das Staunen nochmals. Mehr als 40 Personen haben über die zwei Jahrzehnte hinweg dem Gartenflügel und den treuen, interessierten Besucherinnen und Besuchern eine seltene Ehre erwiesen und damit Grundsteine für ganz besondere Begegnungen gelegt. Beim Durchlesen der gewissenhaft zusammengestellten Liste mit den Namen der Künstlerinnen und Künstler und den verschiedenen Werken kommt es bei gewiss vielen Besuchenden zu einem anerkennenden, genussvollen oder bewundernden Aha, zum erlebnisreichen Erinnern. Aus der Vielzahl der Ausstellenden seien wahllos herausgegriffen: Marianne Menzi Magnabosco, Susan Honegger, Erika Sidler, Sebastian Burckhardt, Vreni Netzer, Ueli Bruppacher, Joseph Egan, Vreni Spescha, Maja Hürst, Vre Tschudi, Manuel Knortz, Eva Oertli, Nicole Cagianut, Ulla Killias, Lill Tschudi, Manuel Bauer.

Der Gang durch die Ausstellung, das Verharren bei den zahlreichen Exponaten, das erneute Hinwenden wecken Auseinandersetzen, intensives Betrachten, Hingabe, Staunen, stille Anerkennung, Bewunderung, vielleicht auch Unverständnis. Alles mündet in die Erkenntnis, das sich der Besuch lohnt, dass ein möglichst langes Weiterexistieren des Gartenflügels als gar feine, unverwechselbar wertvolle Galerie möglich bleibt.

Robert Jenny, massgebende, geschätzte Hauptperson, äusserte sich zum Vernissagepublikum, das in beinahe so grosser Zahl wie bei der Eröffnung erschienen sei. Verweilen konnte man im grossen Garten und an einer ganz besonderen Zeitreise Anteil nehmen. Mit festlicher Trompetenmusik erfolgten Eröffnung und Abschluss dieses Teils.

Robert Jenny wies auf 1916, das Entstehungsjahr des Gartenflügels, hin. Zuerst sei das als Wohnraum, von den Neunzigerjahren an als Büro genutzt worden. Er habe die Villa später bewusst einem kulturellen Zweck zugeführt und mithilfe des kulturbeflissenen Architekten Chäschi Marti einer sanften Renovation unterziehen lassen. Einzige planerische «Fehlleistung» sei die immens steile und heute unbequeme Treppe ins Obergeschoss. Der Diensteingang in die Villa habe einen Dorfgeistlichen sogar zur Aussage verleitet, dass man beim Passieren derartiger Türen nie ins Paradies gelangen werde. Und nun, so Robert Jenny mit gespielter Wehmut, seien auf dem Areal gegen 170 Brauer tätig. Das sei für Weinliebhaber leicht irritierend.

Mit dem Konzept des Gartenflügels sei es immer darum gegangen, regionales und interregionales Kunstschaffen, Interkulturelles, und thematische Ausstellungen anzubieten. Das sei gelungen und habe hohe, verdiente Beachtung gefunden. 1994 sei erstmals Kunst aus Ecuador, später aus Tibet und Nepal und andern Ländern gezeigt worden. Das habe gute Sensibilisierungsprozesse eingeleitet. Neben den Ausstellungen waren auch Vorträge mit bedeutenden Referenten (Arnold Hottinger, Heidi Tagliavini und andere) angeboten worden. Das Fertigen mit dem viel Geduld und Fertigkeit erfordernden Werden von Mandalas sei auf grosses Interesse gestossen. Zudem sei die Jugend mit dem Zustandekommen von zwei speziellen Ausstellungen in den Galeriebetrieb einbezogen worden. Realisiert wurde zudem die Gartenflügel-Stiftung, deren Mittel Kulturschaffenden und Kulturprojekten zugute kommen.

Robert Jenny dankte gar vielen. Wie es mit der Galerie weitergehe, wisse er nicht. Ob es den 30-jährigen Geburtstag geben werde, sei unklar. Eine Galerie sei ein Produkt der Vergänglichkeit.

Musik, Apéro, Feuerschau mit Ueli Bruppacher und eine Vielzahl absolut anregender Gespräche gehörten zu diesem gar speziellen Geburtstag.

«Déjà vu» und neu. Alte Künstlerfreunde kehren zurück zum Jubiläum. Gartenflügel Ziegelbrücke, 27. September bis 26. Oktober 2014, Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, 16.00–18.30 Uhr oder nach Vereinbarung: [email protected], Telefon 055 610 36 07