Delegierte verschiedener Jagdverbände aus der ganzen Schweiz tagten in Glarus

Das idyllische gelegene Glarus, die kleinste Hauptstadt der Schweiz, präsentierte sich in schönstem Sommerkleide. Die Kantonsmetropole bot Gastrecht für 65 Delegierte des Dachverbandes JagdSchweiz». Im Zentrum der elf Punkte umfassenden Traktandenliste standen die Genehmigung der Jahresberichte verschiedener Ressorts aus dem Jahr 2021, die Jahresrechnung 2021 und die Verabschiedung des Budget 2022 sowie die Bestätigungswahlen vom Vorstand, des Präsidenten und des Vizepräsidenten. Dr. Reinhard Schnidrig, Leiter der Sektion Jagd, Fischerei und Waldbiodiversität, überbrachte die aktuellsten News aus Bundesbern.



Dr. Christoph Jäggi, Leiter des Amtes «Jagd und Fischerei» des Kantons Glarus im Gespräch mit Hans Zopfi (rechts), Vorstandsmitglied des Glarner Jagdvereins und einem weiteren Jagdkollegen
Dr. Christoph Jäggi, Leiter des Amtes «Jagd und Fischerei» des Kantons Glarus im Gespräch mit Hans Zopfi (rechts), Vorstandsmitglied des Glarner Jagdvereins und einem weiteren Jagdkollegen

65 Delegierte aus verschiedene Jagdvereinen und Verbänden aus der ganzen Schweiz fanden den Weg in die Kantonsmetropole Glarus, die sich eigens für diesen Anlass so richtig schön herausgeputzt hatte. Wettermacher Petrus trug das Seinige bei und bescherte Delegierte und Gäste mit einem strahlend schönen und angenehm warmen Sommertag. Entsprechend war die Stimmung unter den 65, die aus der ganzen Schweiz herkommend, sich in weidgerecht geschmücktem Ambiente im Saal des Restaurants Schützenhaus einfanden. Empfangen wurden sie mit einem musikalischen Blumenstrauss der Jagdhornbläsergruppe «Edelwyss» unter der Leitung des unverwüstlichen Manfred Bertini. Vorgängig der Tagung überbrachte Regierungsrat und Departements-Vorsteher Kaspar Becker die Grüsse des Gesamtregierungsrates. Fritz Stüssi tat dies in der Funktion des Gastgebers und Präsident des Glarner Jagdvereins und last but not least hiess Markus Schnyder als Vertreter des Gemeinderates Glarus die Delegierten in den Huben von Glarus herzlich willkommen.

Pünktlich wie eine Schweizer Uhr eröffnete der frischgewählte Präsident von JagdSchweiz, Dr. Markus Merkle, die 14. Delegiertenversammlung des Dachverbandes Jagd Schweiz. Herzliche Willkommensgrüsse entrichtete er den Nationalräten Martin Landolt, Lorenz Hess, Altnationalrätin Sylvia Flückiger-Bäni sowie an Dr. Reinhard Schnidrig, Leiter der Sektion Jagd, Fischerei und Waldbiodiversität, auf dessen Auftritt die Versammlungsteilnehmer gespannt warteten und last but not least dem Jagdverwalter des Kantons Glarus, Dr. Christoph Jäggi. Mit einer Schweigeminute, musikalisch umrahmt von der Jagdhornbläsergruppe «Edelwyss», gedachte die Versammlung ehrend dem auf tragische Weise aus dem Leben geschiedenen Stiftungsratsmitglied Reto Pellanda aus Chur.

Sämtliche Sachgeschäfte diskussionslos verabschiedet

Um es gleichvorweg zu nehmen: Für alle Anwesenden im «Schützenhaus»-Saal in Glarus war es pures Vergnügen, mitzuverfolgen, wie der frischgebackene Präsident Dr. Merkel durch die Versammlung führte, notabene zum ersten Mal nach seiner ehrenvollen Wahl auf dem Stanserhorn. Souverän, äusserst speditiv und immer gespickt mit einer Prise Humor führte er als Vorsitzender durch die 11 Punkte umfassende Traktandenliste. Es dürfte ihn und seine Vorstandskollegen ausserordentlich gefreut haben, dass die stimmberechtigten Delegierten sämtlichen Sachgeschäften ausnahmslos zustimmten. Sowohl die Jahresberichte der einzelnen Ressorts als auch die Jahresrechnung für das Geschäftsjahr 2021 wurden diskussionslos verabschiedet.

Ehrenvolle Wiederwahl des Vorstandes und des Präsidenten

Dieses Jahr geht die dreijährige Amtsdauer des JagdSchweiz-Vorstandes zu Ende. Mit Akklamation bestätigten die Delegierten in globo sämtliche amtierenden Vorstandsmitglieder für eine weitere Amtsdauer. Es sind dies Enrico Capra (Bogno), Tarzisisus Caviezel (Davos), Charles-Henry de Luze (Chigny), Thomas Hüssy (Safenwil), Urs Liniger (Härkingen), Pascal Pittet (Prez-vers-Siviriez), Nationalrat Fabio Regazzi (Gordola) und Klaus Walpen (Leuk Stadt). Mit einem Landammenmehr, wie wir Glarner sagen, wählte die Versammlung Dr. Anton Merkle aus Düdingen zum Präsidenten des Dachverbandes JagdSchweiz und sein Stellvertreter Nationalrat Fabio Regazzi zum Vizepräsidenten. Mit einem kräftigen Weidmannheil und Jägers Gfell bedankte sich Präsident Dr. Merkel nochmals bei den Delegierten für das Vertrauen und beendete die 14. Delegiertenversammlung mit besten Wünschen für das laufende Jagdjahr. Die nächste Delegiertenversammlung 2023 findet am Samstag, 17. Juni 2023, in Fribourg statt.

«Das Dossier Wolf» wird uns noch lange beschäftigen

Gespannt warteten die Delegierten und Gäste im «Schützenhaus»-Saal auf den mit Spannung erwarteten Auftritt von Dr. Reinhard Schnidrig, Leiter der Sektion Wildtiere und Waldbiodiversität im Bundesamt für Umwelt. Im Zentrum des Interesses stand für uns Glarner aufgrund der letzten Geschehnisse und Ereignisse natürlich das Thema «Wolf». Nebst anderen interessanten Informationen aus Bundesbern, vor allem im Zusammenhang mit der Ablehnung des Jagdgesetzes anlässlich der Eidgenössischen Volksabstimmung und deren Folgen. Bundesrat und Parlament wollten damals den Schutz des Wolfs lockern, weil er sich rasch im Land ausbreitet. Das Volk sprach sich am 27. September in einem Referendum dagegen aus. Die Situation bezüglich den Wolfsbeständen hat sich aber mittlerweile so drastisch verändert, unter anderem auch im Kanton Glarus, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Man habe das Problem erkannt und werde entsprechend handeln. Das Lösen dieser Probleme liegt aber beim Bund und nicht bei den Kantonen, erklärte Dr. Schnidrig abschliessend. «Das Dossier Wolf wird uns noch lange beschäftigen», meinte Dr. Schnidrig.

Fünf Fragen an den Präsidenten von JagdSchweiz zum Thema Jagd und Wolf

Hat der Wolf in unseren Landen eine Existenzberechtigung?

Ich möchte ohne Umschweife direkt ein Thema ansprechen, welches die Glarner Bevölkerung, insbesondere die vom Wolfsriss betroffenen Nutztierhalter und Schafzüchter in letzter Zeit und aufgrund der Zunahme von Wolfsrissen sehr stark beschäftigt. Was unternimmt der Dachverband JagdSchweiz, die Problematik rund um den Wolf zu lösen?

Kurz nach Ablehnung der Revision des Jagdgesetzes im September 2020, wurde durch die Gegner des Jagdgesetzes ein Vorstoss für ein «Ausgewogenes Jagdgesetzes» eingereicht. Dabei stach vor allem die Forderung «Wirksamer Schutz von bedrohten Tierarten» hervor. Bedingt durch die gegnerische Kampagnenführung im Abstimmungskampf war klar, dass sich diese Aktion vor allem gegen die Niederjagd richtet. Durch die Bemühung von JagdSchweiz wurde dieser Vorstoss abgewiesen. Zudem erhielt Frau Bundesrätin Sommaruga einen Brief von JagdSchweiz mit effektiven Fachinformationen zum Erhalt der Niederwildjagd. Diana Romande hat zusammen mit JagdSchweiz ein umfassendes Dossier zum Thema «Die traditionelle Jagd auf Niederwild in der Romandie» erarbeitet. Dieses wurde in alle 3 Landessprachen übersetzt. Des Weiteren hat JagdSchweiz bei Wildtierschweiz eine Studie bezüglich «Auswirkungen der Jagdbarkeit auf Birkhuhn, Alpenschneehuhn, Waldschnepfe, Feld- und Schneehase» in Auftrag gegeben. Diese kann auf der Website von JagdSchweiz heruntergeladen werden. Es geht darum, die Niederwildjagd – sofern sie aus Artenschutzgründen möglich ist – auf jeden Fall zu erhalten und nicht aus rein ideologischen Gründen zu verbieten.

Im Frühjahr 2021 startete eine Sitzung mit den Stakeholdern: Pronatura, BirdLife, Wolf Schweiz, WWF, Schweizerischer Forstverein, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete, Alpwirtschaftlicher Verein, Schweizerischer Bauernverband und JagdSchweiz. Am runden Tisch wurde in konstruktiven Diskussionen ein Thesenpapier zu einer Revision des Jagdgesetzes erarbeitet und verabschiedet. Es geht dabei primär um die Regulation des Wolfes.

Wir haben es dann auch im Januar 2022 bis zu einem Hearing in der UREK-N geschafft. Die UREK-N hat die zielgerichtete Zusammenarbeit begrüsst und den konsolidierten Kompromiss gewürdigt. Sie hat einer parlamentarischen Initiative für die Ausarbeitung einer schlanken Gesetzesänderung mit Schwerpunkt Wolfsregulation zugestimmt. Das Geschäft ging dann wieder in die UREK-S, in der es bis heute etwas stecken geblieben ist. Allerdings wurden wir Stakeholder am 26.6.2022 zu einem Hearing in die UREK-S eingeladen. Wir werden sehen, wie es dann weitergehen wird.

Am 27. September 2020 hat die Schweizer Stimmbevölkerung das revidierte Jagdgesetz abgelehnt. Damit bleibt es bei den Schutzgebieten, Zugvogelreservaten und Wildtierkorridoren sowie im Umgang mit dem Wolf bei den bisherigen Regeln. Was gab Ihrer Meinung nach den Ausschlag, dass das revidierte Jagdgesetz zwar äusserst knapp, aber trotzdem bachabgeschickt wurde?

Der 27. September 2020 war ein Superabstimmungssonntag mit 5 nationalen Vorlagen. Die überdurchschnittlich hohe Stimmbeteiligung und die starke Mobilisierung in den Städten verhalfen der Gegnerschaft zum Sieg. Die Umweltverbände fuhren mit einer millionenschweren Nein-Kampagne auf. Gemäss Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern wurde gegen das Jagdgesetz mehr Geld ausgegeben als für alle anderen Abstimmungsvorlagen vom 27. September zusammen.

Inhaltlich kämpften die Gegner des Jaggesetzes mit unlauteren Unterstellungen und Behauptungen. Dass der Wolf reguliert werden müsse, wurde im Abstimmungskampf vehement bestritten. Mit den Begriffen «missratenes Gesetz» und «Abschussgesetz» wurde die Komplexität des Gesetzes auf das abstimmungstechnisch Wesentliche gekonnt reduziert. Die Vorlage wurde auf eine simple Frage reduziert: «Sind Sie dafür, dass Tiere abgeschossen werden?» Wer Nein sagte, hat gemäss den Umweltverbänden die Moral auf seiner Seite. Auch die Deutschweizer Medien und das Schweizer Fernsehen waren mehrheitlich gegen das Gesetz. Die Rundschau beispielsweise sendete während dem Abstimmungskampf einen Beitrag über unsympathische Schweizer Trophäenjäger in Afrika, die die Glaubwürdigkeit der Jäger generell infrage stellte. In der Sendung Netz Natur durfte Andreas Moser den Wolf während der heissen Phase des Abstimmungskampfes völlig einseitig positiv darstellen.

Für das knappe NEIN bei der Eidgenössischen Volksabstimmung vom 27. September 2020 spielten zweifelsohne die Kantone Zürich, Basel und Bern eine wesentliche Rolle. Dabei zeigte sich bei den Ergebnissen ausgeprägt ein Graben zwischen Stadt und Land, zwischen Berg und Tal. Ganz offensichtlich fehlt vielen Städtern das Verständnis für die Sorgen und Klagen des Schafzüchters, beispielsweise aus den Kantonen Glarus, Wallis oder in Graubünden. Nicht zum ersten Mal zeigen sich hier zwei unterschiedliche Sichtweisen auf die Bergregionen: Jene der Städter, die dort möglichst die intakte Natur suchen und jene der Einheimischen, die befürchten, dass die sogenannten Unterländer aus ihrer Heimat einen Naturpark machen wollen. Gerne hätte ich Ihre Meinung auch zu diesem Thema:

Der Graben zwischen Land und Stadt besteht schon längere Zeit und bezieht sich nicht nur auf Natur, Tiere oder Jagd. Dies haben die letzten Abstimmungssonntage gezeigt. Die Analyse dieses Phänomens kann ich beim besten Willen nicht machen. Dazu braucht es andere Fachkräfte.

Unsererseits versuchen wir, die Jagd mit allen Mitteln zu verteidigen. Zu diesem Zwecke erstellen wir Studien, nehmen Statistiken zu Hilfe und argumentieren, gestärkt durch diese Dokumente, stets ehrlich und ohne Lüge.

Tier- und Naturschützer wehren sich bekanntlich vehement gegen den Abschuss des Wolfes, der wegen seines Verhaltens ins Fadenkreuz der Kritik eines Grossteils der Bergbevölkerung, insbesondere von Jägern, Bauern und Schafzüchtern, geraten ist. Es tönt in der Tat paradox, wenn Tierschützer und Naturfreunde partout den Abschuss und die Regulierung der Wolfbestandes verbieten wollen, und die gleichen Interessensgruppen handkehrum tatenlos zusehen, wie Wildtiere und Nutztiere auf brutalste Weise getötet werden.

Auch hier hätte ich gerne Ihre Meinung dazu.

Dies Frage müssen Sie den Tier- und Naturschützern stellen. Ihre Argumentation gegen die Wolfsregulierung ist schwierig zu verstehen. Allerdings hat sich bereits kurz nach der Abstimmung 2020 ein Gesinnungswandel eingestellt, indem die Gegner zugaben, dass für die Wolfsregulierung eine Lösung gefunden werden müsse.

In Ihrem Editorial zum Jahresbericht des Dachverbandes JagdSchweiz schreiben Sie, dass es schwierig sei, die Jagd als Passion zu verteidigen. Was ist denn das Schwierige daran und wie gehen Sie mit diesem Problem um?

Leider werden durch die Jagdgegner Ideologien und Emotionen eingesetzt und bewusst verbreitet. Sie verzerren damit die Realität und die Normalität des Alltages. JagdSchweiz ist sich dieser Problematik bewusst und sieht es als Aufgabe an, die entsprechenden Grundlagen für Aufklärungsarbeit zu liefern. So vertiefen wir neu die Präsenz auf den Sozialen Medien, um Botschaften und Positionen zu transportieren, den Nutzen der Jagd und das Handwerk der Jägerinnen und Jäger aufzuzeigen, die Leidenschaft und Faszination der Jagd zu vermitteln und natürlich auch die Bekanntheit des Nationalen Verbandes zu steigern und zu festigen. Geplant und kurz vor der Publikation sind ergänzend diverse Werbematerialien wie beispielsweise ein neuer Jagdkleber mit dem Claim: «…in der Natur, für die Natur», Pflanzensamen für Wildacker, ein Quartett-Spiel für Kinder sowie eine Neuauflage des Flyers «Verhalten bei Wildunfällen» – welcher wir zusammen mit dem Schweizerischen Fahrlehrerverband neu aufgelegt haben.

Ein herzliches Dankeschön, Herr Dr. Merkle für Ihre sachliche und kompetente Beantwortung jeder einzelnen Frage.