Neue Medien und Technologien haben zu einer allgemeinen Beschleunigung geführt, schilderte Zukunftsforscher Georges T. Roos einer der kommenden Megatrends, der auch Einfluss auf Schule und Unterricht haben wird. Schon jetzt habe sich der Rhythmus von SMS und Mail auf die Aufmerksamspanne der Menschen eingewirkt. So habe eine amerikanische Studie herausgefunden, dass ein Arbeiter im Durchschnitt alle elf Minuten durch eine Meldung abgelenkt werde. «Und auch wenn die Meldung ausbleibt, werden die Arbeiter nach dieser Zeitspanne unkonzentrierter.» Als Anregung für die Teilnehmer am ersten Glarner Bildungstag gab er zu bedenken, dass man auf der einen Seite dieser Entwicklung bei den Schülern Rechnung tragen soll auf der anderen Seite aber auch bewusst entschleunigte Phasen im Unterricht einbauen soll. Unter dem Begriff «Smartness» fasste der Referent einen weiteren Megatrend für die kommenden Jahrzehnte zusammen. «Was wird uns erwarten, wenn wir die technologische Entwicklung in den letzten 20 Jahren betrachten?» So stellte er den Text als primärer Vermittler von Wissen infrage und zeigte auf, wie intelligent Computer bereits sind. Der Umgang mit diesen Technologien sei für die Jugend von entscheidender Bedeutung. So sollte man wissen, wo man Wissen am besten finden kann, aber auch die Quellen kritisch hinterfragen könne. Daneben dürften die traditionellen Kompetenzen nicht vergessen werden. In den anschliessenden Workshops konnten sich die Lehrpersonen zu einzelnen Themen wie Stress, Lerncoach oder ADHS vertieft auseinandersetzen. Dabei war dieses Angebot am letzten Mittwoch eine Premiere, denn zum ersten Mal wurde aus der Lehrerkonferenz der Glarner Bildungstag, der zum ersten Mal nicht nur für die Mitglieder des LGL, sondern für alle Lehrpersonen im Kanton obligatorisch war, dafür aber als Weiterbildung angerechnet wurde.
Zu Beginn standen auch die statuarischen Geschäfte der 190. Versammlung auf dem Programm. Hier brachten die anwesenden Gemeindepräsidenten sowie der Erziehungsdirektor Benjamin Mühlemann den Dank der Gemeinschaft an die Lehrpersonen weiter. Mühlemann betonte, dass mit dem Lehrplan 21 eine grosse Herausforderung für Behörden und Lehrpersonen anstehen. Der Lehrplan solle dabei nicht zu eng aufgefasst werden, er sei doch wie bis anhin eher ein Kompass, der eine verbindliche Richtung angibt. «Im Klassenzimmer sollen sie aber weiterhin Freiheiten haben.» Denn nur wenn die Lehrpersonen ihrer Arbeit gerne und mit Freude nachgehen, könne für die Kinder gute Bildungsmöglichkeiten angeboten werden.
Während der Versammlung wurde es nur bei den Mitgliederbeiträgen eng. Co-Präsident Samuel Zingg stellte im Namen des Vorstandes ein neues Beitragsreglement vor. «Immer wieder kam Kritik am bestehenden System, vor allem dass es nicht fair sei.» Obwohl, laut Zingg, Fairness hier ein sehr schwieriger Faktor sei. Auf der einen Seite wolle man die Lehrpersonen mit kleineren Pensen nicht unnötig belasten auf der anderen Seite werden die Dienstleistungen allen Mitgliedern zu gleichen Teilen zur Verfügung gestellt. Das neue lohnabhängige System wurde aber knapp gegenüber der bisherigen Praxis abgelehnt.
Dem Tempo der Zukunft mit Entschleunigung entgegentreten
Der erste Glarner Bildungstag des Lehrerverbandes stellte sich die Frage nach der Schule in der Zukunft. Sich ein bisschen Zeit nehmen, könnte da in vielen Bereichen eine gute Lösung sein.