Den Farbhunger in die richtige Bahn lenken

Es ist heute wieder durchaus gute Mode geworden, den Häusern Farbe zu geben und vom eintönigen Einheitsgrau abzukommen. Aber so ganz einfach ist die Farbwahl nicht, wenn das Ortsbild gefällig bleiben und gar stimmige werden soll.



Lilly Kamm-Raubal vor einem ausgewogenen Farbvorschlag für die „Glarnerstübli“-Reihe in Glarus. (Bild Jann Etter)
Lilly Kamm-Raubal vor einem ausgewogenen Farbvorschlag für die „Glarnerstübli“-Reihe in Glarus. (Bild Jann Etter)

Die Stiftung Pro Glarus, die auf Anna Elsa Zopfi-Baer zurückgeht und von Josef Schwitter präsidiert wird, hat deshalb durch die diplomierte Farbgestalterin Lilly Kamm-Raubal, der die Chromo Farbstudio GmbH in Filzbach gehört, Richtlinien für die Fassadengestaltung in der Stadt Glarus ausarbeiten lassen.

Exzesse vermeiden

Diese Richtlinien wurden von Lilly Kamm am vergangenen Freitag im „Schützenhaus“ Glarus interessierten Kreisen (speziell Architekten, Maler, Bauämtern und Gemeinderäten) vorgestellt.

Lilly Kamm betonte die Nützlichkeit von Richtlinien beziehungsweise der schon früher angewandten Farbberatung wegen gewisser Exzesse bei der Häuserbemalung, welche das Stadtglarner Ortsbild von 1861, das ja von nationaler Bedeutung ist, gestört haben.

Anhand vieler praktischer guter und weniger guter Beispiele, aber auch mit Entwürfen für bestimmte Strassenzüge zeigte sie auf, wie man Glarus farblich abwechslungsreicher, aber eben schön, angemessen und auch dezent „einfärben“ kann.

Vom Bach bis zum Sockel

Die Farbüberlegungen müssen schon beim Dach beginnen, betreffen natürlich die Fassadenfläche, aber auch die Fenster und Rollläden sowie die Kreuzstöcke, und besondere Sorgfalt ist dem Sockel zu schenken, wo diskrete Farben vorgezogen werden sollen.

Es geht aber nicht bloss um das einzelne Haus, denn es muss als Teil einer ganzen Reihe ins Gesamtbild hineinpassen. Kleine Gebäude oder Eckgebäude dürfen kräftigere Farben haben, auch solche mit einer öffentlichen Funktion. Genau aufeinander abzustimmen bezüglich Buntheit sind die Fassaden mit den Fensterläden. Eine Gesamtfassade soll nämlich nur eine einzige dominierende Farbe haben.

Rücksicht auf den Baustil

Rücksicht nehmen muss man auch den Baustil, besonders im Stadtzentrum, das eben gerade nicht in einem „farbigen Jahrhundert“ , wie es Denkmalpfleger Pierrot Hans in der Diskussion formulierte, gebaut worden ist und zwar farbliche Abwechslung, aber sehr eine diskrete, wohl abgewogene, erlaubt. Anders ist es bei Barockbauten wie in der „Glarnerstübli“-Reihe auf dem Zaunplatz, wo etwas mehr Farbe gut wirkt.

Das Gespräch suchen

Fassadenänderungen auch in farblicher Hinsicht, sind gemäss Bauordnung bewilligungspflichtig und bei der Baumeldung oder im Baugesuch anzugeben. Ein eigentlicher Zwang bezüglich Farbe besteht laut Bruno Bossi, Bauamtsleiter von Glarus, nicht, aber ein Gespräch oder eine Beratung wären durchaus wünschbar und hilfreich. Allein schon das Studium der Richtlinien der Stiftung Pro Glarus kann weiterhelfen.