Der Chef der Schweizer Armee zu Gast in Glarus

Korpskommandant Thomas Süssli, Chef der Schweizer Armee, weilte vergangenen Mittwoch in Glarus im Hotel Glarnerhof. Er traf sich mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Bildung, Gesellschaft und Medien. Dabei sprach er in seinem rund 40 Minuten dauernden Referat von weltweiten Megatrends, von möglichen Bedrohungsbildern und von dem, was die Armeeführung daraus ableitet.



Vielbeachtetes Referat vom Chef Schweizer Armee KKdt Thomas Süssli (Bilder: hans speck)
Vielbeachtetes Referat vom Chef Schweizer Armee KKdt Thomas Süssli (Bilder: hans speck)

Es ist ja wirklich nicht das erste Mal, dass der Chef der Schweizer Armee Korpskommandant Thomas Süssli bei uns im Glarnerland zu Gast war. Er kennt Land und Volk im Lande Fridolins bestens. So war er Ehrengast an der Glarner Landsgemeinde, an der Näfelser Fahrt, bei der General Bachmann Stiftung und beim Glarner Kantonal Schützenverband. Er weiss auch schmunzelnd aus seiner Jugendzeit im Pfadiheim in Näfels zu berichten, wo er als begeisterter Pfadfinder namens «Suri» sich beim Plattenkreuz in Näfels abseilte, und bei dieser Aktion mit Schrecken feststellen musste, dass das Seil, an dem er hing, zu kurz war, und er 12 Meter über dem sicheren Boden in der Felswand hängen blieb. Hin und her pendelnd konnte «Suri» auf einem Felsvorsprung Tritt fassen. Zurück blieben die Schreckmomente, zugleich aber auch und wunderschöne Erinnerungen an das Glarnerland. Doch zurück zum eigentlichen Anlass im Bankett- und Seminarsaal des Hotel Glarnerhof in Glarus vergangenen Mittwoch.

Dialog mit Chef der Schweizer Armee

Der Einladung der Territorialdivision 4 unter dem Titel «Dialog mit dem CdA» folgten zahlreiche prominente Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Bildung, Armee, Gesellschaft und Medien. Solche Treffen mit dem Chef der Schweizer Armee finden mehrmals pro Jahr statt. Es ist an diesen Treffen jeweils das Bestreben von Korpskommandant Süssli, seine Partner besser kennenzulernen. Der dem Glarnerland sehr verbundenen Divisionär Willy Brülisauer, Kommandant der Territorial-Division 4 und zugleich Gastgeber, blieb es vorbehalten, die teils prominenten Gäste zu begrüssen.

Engagement Sicherheit Schweiz

In seinem spannenden und hochinteressanten, 35 Minuten dauernden Impulsreferat legte der Chef der Schweizer Armee dar, welchen Wert die Sicherheit für den Standort Schweiz hat und welche Rolle der Armee zukommt. Das Erfolgsmodel Schweiz stehe auf vier Pfeilern: Industrialisierung, Handel, Innovation und Sicherheit» Für den letzten Pfeiler, die Sicherheit der Schweiz, setze er sich ein. Er äusserte sich auch zu den aktuellen Herausforderungen und den Chancen der VUCA-Welt. VUKA ist ein Akronym und steht für volatil, unsicher, komplex und ambivalent – jene Merkmale des digitalen Zeitalters, die zunehmend für Unsicherheit sorgen. Die VUKA-Welt meint im engeren Sinne eine Geschäftswelt, in der Unternehmen selbst bei Erfolg einer unsicheren und unvorhersehbaren Zukunft entgegenblicken. Es war dem Referenten ein wichtiges Anliegen, den Wert des Milizsystems zu betonen, erwähnte aber auch unverblümt, dass eine Reform des Dienstpflichtmodells dringend notwendig sei.

Wir müssen Sicherheit langfristig denken

Im Zusammenhang mit der Sicherheit in der Schweiz erwähnte KKdt Süssli, dass die weltweiten Entwicklungen sich auf das Bedrohungsbild auswirke. Laut Süssli werde ein allfälliger Gegner in Zukunft vermehrt aus der Distanz und unerkannt aus dem Cyberraum wirken. Das klassische Gefecht werde zunehmend in urbanem Gebiet stattfinden. Die Armee müsse sich darauf einstellen. «Luft, Boden und Cyber, für alle haben wir aktualisierte und zum Teil neue Konzepte ausgearbeitet. Die Grundlagen sind somit vorhanden. Darauf werden wir aufbauen. Die Umsetzung, das ist klar, können wir beschleunigen, wenn die Mittel vorhanden sind», erklärte KKdt Süssli. «Wir müssen Sicherheit langfristig denken!»

Wir brauchen eine Reform des Dienstpflichtmodels

Im Zusammenhang mit der Ausrüstung und Alimentierung der Armee erläuterte KKdt Süssli unverblümt und in aller Deutlichkeit die aktuelle Situation: «Nur rund die Hälfte aller Infanterie-Bataillone könnten derzeit vollständig mit Material ausgerüstet werden, und nur etwas mehr als die Hälfte aller Männer, die ins diensttaugliche Alter kommen, treten auch wirklich zum Dienst an. «Wir brauchen dringend eine Reform des Dienstpflichtmodells», laute Süsslis Appell, mit dem Hinweis auf die Reform des Dienstpflichtmodells, das zurzeit im Parlament in Bern zur Diskussion steht.

Leadership und der Wert der Miliz

KKdt Thomas Süssli beendete sein vielbeachtetes Referat mit einem Verweis zum Thema «Leadership» und hob den Wert der Miliz hervor. «Das Wissen und die Erfahrung, welche die Miliz in die Armee trägt, ist wertvoll. Umgekehrt ist die Armee heute fast die einzige praktische Ausbildungsstätte für Führungskräfte. Wer in der Armee abverdient, lernt viel und lernt vor allem, innerhalb einer gesetzten Frist, gute und solide Entscheide zu fällen. Unser Milizsystem funktioniert nur, wen wir auf die Wirtschaft zählen können. Wenn Sie Soldaten auf der Strasse sehen, dann sagen Sie ihnen doch bitte danke», so KKdt Süsslis Abschlussstatement.

Grussadressen und Fragerunde

Regierungsrat Dr. Andrea Bettiga, Departements-Vorsteher «Sicherheit und Justiz» überbrachte die besten Grüsse des Regierungsrates des Kantons Glarus. Hptm Julian Lindt, Kommandant der Glarner Gebirgsinfanterie-Kompanie 85/3 beantwortete in einer Fragerunde souverän und kompetent die vielen Fragen aus dem Publikum. Zusätzlich berichtete von seiner Erfahrung als Kompanie-Kommandant im militärischen Alltag. Der nachfolgende ausgezeichnete CdA-Lunch aus der «Glarnerhof»-Küche bildetet den Abschluss eines in jeder Beziehung gelungenen, äusserst informativen Anlasses, in dem die Wichtigkeit unserer Schweizer Armee einmal mehr deutlich zum Ausdruck kam.

Ein Interview mit Korpskommandant Thomas Süssli, Chef der Schweizer Armee, publizieren wir zu einem späteren Zeitpunkt!