Der «Chrüüzmärt» in Netstal avanciert zum grossen Klassentreffen

Vergangenen Donnerstag feierte die Netstaler Bevölkerung bei schönstem Spätsommerwetter ihren traditionellen «Chrüüzmärt». Auf dem Sekundarschulhausplatz zeigten Schulkinder artistische Einlagen auf einer Trampolin-Sprunganlage und die Kleinsten der Kleinen vergnügten sich auf einer althergebrachten «Helleri». Zahlreiche Jahrgänge benutzten die Gelegenheit für ein Klassentreffen. Damit avanciert der «Chrüüzmärt» in Netstal immer mehr zu einem Klassentreffen, was dem alten Brauch überhaupt keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil.



Netstal Schulkinder zeigten artistische Sprünge auf dem Trampolin
Netstal Schulkinder zeigten artistische Sprünge auf dem Trampolin

Damit hat der organisierende Gemeinnützige Frauenverein unter der Leitung von Präsidentin Judith Spälti schon im Vorfeld die Gewähr, dass die Kaffeestube in der Mehrzweckhalle pumpenvoll ist. Der «Chrüüzmärt in Netstal hat sich im Laufe der Jahre grundsätzlich verändert. «S’isch nümmä we früener», meinte einer mit Jahrgang 49!

Der «Chrüüzmärt» hat sich grundsätzlich geändert

Bis in die 50er-Jahre fand auf dem Grosshausplatz, dort wo heute das Postgebäude steht, jedes Jahr ein Kleinviehmarkt statt. Von diesem ist aber nicht mehr viel übriggeblieben. Damals traf sich die Bauernsame aus dem ganzen Kanton und der Nachbarschaft mitten im Dorf zu einem Stelldichein, bei dem eifrig und lautstark gehandelt wurde. Das Angebot reichte von Rindern über Ziegen bis zu Hühnern, derweilen die zahlreich anwesenden Marktfahrer an ihren Ständen ihren Krimskrams anboten. Noch vor Jahren wurde im Beisein der Gemeindebehörde in einem der Netstaler Restaurants jeweils eine der Netstaler Alpen verpachtet. Abends traf sich die Bevölkerung zum obligaten «Chrüüzmärt-Tanz» in einem der Restaurants. Statt auf einer «Helleri» vergnügen sich die Kinder auf einer Hüpfburg oder auf einem Mini-Autoscooter. Geblieben sind die Marktfahrer mit ihren Ständen. Und in der Mehrzweckhalle organisiert der örtliche Gemeinnützige Frauenverein seine beliebte «Kaffistubä». Der Reinerlös ist jeweils für einen guten Zweck gedacht. Sogar der Gemeinderat der neuen Einheitsgemeinde Glarus hält dem traditionellen Gemspfefferessen die Treue und trifft sich jeweils in einem Restaurant mit ihren ehemaligen Netstaler Amtskollegen zum gemütlichen kulinarischen Stelldichein.

Die Kreuzerhöhung wird am 14. September gefeiert

Der Kreuzmarkt oder «Chrüüzmärt», wie die Netstaler ihren alten Brauch nennen, findet immer am Donnerstag nach dem Kirchenfest der heiligen Kreuzerhöhung statt. Netstals Bevölkerung pflegt damit einen Jahrzehnte alten Brauch, dessen Ursprung, wenn man die nachfolgenden Zeilen liest, eigentlich in die Zeit von Kaiser Konstantin zurückführt. Und um es wieder einmal in Erinnerung zu rufen: Das Fest der «Kreuzerhöhung» hat seinen Ursprung in der Zeit von Kaiser Konstatin. Dieser liess an der vermutlichen Stelle von Kreuzigung und der Grablegung die Grabeskirche bauen, welche gemäss Überlieferung am 13. September im Jahre 335 eingeweiht wurde. In dieser Kirche sollen auch grosse Teile des Kreuzes Christi aufbewahrt worden sein. Die «Kreuzerhöhung» oder «Fest der Erhöhung des Heiligen Kirchen» wird jeweils am 14. September gefeiert. Dass der Kreuzmarkt und viele andere Bräuche weiterhin gefeiert werden, hat seine Berechtigung, denn es sind letztlich die Traditionen, welche unsere soziale Gemeinschaft festigen.